Antwort auf: Bandcamp

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nicht_vom_forum

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latho
Ich meinte damit längere Erklärungen (ich glaube der EU), dass es sich um „Vereinfachung“ handeln würde, die natürlich den EU-Bürgern zugute kommen würde. die Kleinteile aus China etc bestellen.

Ich kann mich an dieses Argument überhaupt nicht erinnern. Es mag manchmal als „Vereinfachung“ bezeichnet worden sein (auch wenn „Vereinheitlichung“ der treffende Begriff ist), aber dass das der Zweck gewesen sein soll, ist mir neu.

latho

nicht_vom_forum
Die Zoll- und Steuervermeidung steckt doch gerade in der Freigrenze. Wenn irgendwas bei einem Händler in der EU gekauft wird, wird das beim Import in die EU verzollt und beim Kauf versteuert. Das gleiche Produkt bei beispielsweise Alibaba kam, wenn es unter der Freigrenze war, zoll- und steuerfrei zum Besteller. Das war also mindestens mal ein Wettbewerbsvorteil der Nicht-EU-Händler – umso mehr als man bei „kostenlosem“ Versand die Bestellung ja auch entsprechend stückeln konnte.

Wenn ich einen Artikel bei zB Alibaba bestelle, dann hoffe ich, dass der Artikel richtig ausgezeichnet ist. War er unter der Zollgrenze (oder Steuer/Zoll nicht hoch genug), kam er zu mir in den Postkasten. War er teurer oder nicht klar ausgezeichnet, musste ich ihn mit Nachweis im Zollamt abholen (seit neuestem erledigen das für ein Haufen Geld die Transporteure wenn man nicht rausoptioniert). Ist doch einfach. Jetzt muss ich für jeden Artikel über 5 Euro zum Zoll/DHL-Pauschale bezahlen. Es geht mir um die Nicht-EH-Händler, EU bleibt ja unverändert zollfrei.

Ich halte es für einen frommen Wunsch, dass die Nicht-EU-Händler alles korrekt ausgezeichnet und verzollt/versteuert haben. Aber selbst wenn: Das Stückeln einer größeren Bestellung in mehrere kleine, um mit den Einzelbestellungen jeweils unter der Zollgrenze zu bleiben, ist schlicht Hinterziehung. Und so „clever“ dürften die meisten Besteller hierzulande gewesen sein – und sei es nur, um sich den Aufwand zu sparen, den Artikel mit Nachweis im Zollamt abholen zu müssen.

Mit „die Großen“ meinte ich Amazon etc. Die berechnen jetzt bereits zusätzliche Zollangaben und überweisen die an die EU, was meiner Meinung nach auch einziger Zweck der Übung war. Für die Dritten, also zB Händler auf dem Marketplace ändern sich vielleicht gewisse Prozeduren, der Zoll ist ja eventuell schon von Amazon bezahlt und es gibt mehr Bürokratie. Ansonsten bleibt alles beim Alten. Geldmacherei der EU zuungusten ihrer Bürger.

Inhaltlich habe ich mit dieser Form der „Geldmacherei“ zugegeben wenig Probleme – die EU verbrennt das Geld ja nicht[1]. Wenn der weltweite Einzelversand von Luxusgütern[2] teurer wird, kann ich da im Grunde auch nur Positives sehen. Und was das „zuungunsten ihrer Bürger“ betrifft: Es ist in erster Näherung zugunsten von gewerblichen Händlern in der EU. Womit ich auch wenig Probleme habe. Genau wie damit, dass die Subventionierung der chinesischen Anbieter beim internationalen Porto[3] anscheinend zumindest reduziert wird (blindes Huhn and all that):
https://www.dw.com/en/donald-trump-moves-to-leave-postal-union-in-latest-jab-at-china/a-45931690
https://www.reuters.com/article/us-un-postal/u-n-postal-union-clinches-deal-to-keep-u-s-in-club-idUSKBN1WA247
https://time.com/5680413/trump-universal-postal-union/
https://www.upu.int/en/Publications/Factsheets-backgrounders/5-things-to-know-about-Option-V
(weiß jemand, wie sich die Einigung für die EU und für Post USA<-> EU auswirkt?)

[1] Die Zölle, die die Einzelstaaten einziehen, gehen größtenteils an die EU? Das wusste ich tatsächlich nicht. Wieder was gelernt.

[2] Inhaltlich würde ich den Begriff „Luxusgüter“ da sehr weit fassen.

[3] die ja nie dafür gedacht war und kalkuliert wurde, dass man per Briefpost und Päckchen massenhaften Handel treibt…

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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick