Antwort auf: 2020 – Erwartungen und erste Eindrücke

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stefane
Silver Stallion

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snowball-jackson

stefane
Shirley Collins – Heart’s Ease ****
Die neue Platte von Shirley Collins ist gut, packt mich aber bei weitem nicht so heftig, wie das ihre letzte Platte „Lodestar“ aus dem Jahr 2016 immer noch tut.

Shirley Collins höre ich ähnlich. Bin noch etwas enttäuschter als Du.

go1
Was Shirley Collins angeht: Heart’s Ease ist wie eine nette Teestunde bei einer lieben alten Großtante, die nostalgisch auf ihr Leben zurückschaut und Geschichten von früher erzählt, die man zum Teil schon kennt. Schön, dass es sie noch gibt, aber das ist natürlich das Gegenteil von „packend“. Mir gefällt das Album, aber ich vermute, dass in der Bewertung von @ stefane (* * * * = Formidabel!) ein ordentlicher Fan-Bonus drinsteckt (ich neige eher zu * * * = Delektabel). Musikalisch ist das alles geschmackvoll und sparsam und klingt ganz hübsch. Ich bin aber nicht überzeugt von ihrer Philosophie, dass der Song für sich sprechen solle. In der Praxis führt das dazu, dass sie einen Song über Heroismus und Verrat wie „The Merry Golden Tree“ ganz ohne Ausdruck oder gar Drama vorträgt. Das Potential dieses Songs wird hier komplett verschenkt; daraus hätte man so viel mehr machen können, nein, müssen. „Barbara Allen“ wird auch nur durch Ossian Browns Drehleier vor der Banalisierung bewahrt (aber diese Geschichte habe ich eh schon viel zu oft gehört). Und ihre Version von „Canadee-i-o“ ist sicher die gemütlichste, die mir je zu Ohren gekommen ist – wobei ich das nicht unbedingt schlecht finde. Das Album ist insgesamt recht nett. „Tell Me True“, als wehmütige Erinnerung gesungen, ist sehr gut gelungen und „Whitsun Dance“ passt perfekt zu ihr.

Ihr habt ja recht.
Habe es nicht übers Herz gebracht, unter **** zu gehen.

Was mich negativ überrascht hat, ist der himmelweite Unterschied zu „Lodestar“ aus dem Jahr 2016. Dieses Album ist dringlich, packend, auf gewisse Art kompromißlos und läßt einen nicht mehr los. Dazu mit „Death and the Lady“ aus meiner Sicht einer ihrer besten Tracks überhaupt.
„Heart’s Ease“ ist ein schönes Album, plätschert aber irgendwie an mir vorbei. Habe es mal bei **** eingeordnet in der Hoffnung, daß es mich irgendwann doch noch erreicht, befürchte aber inzwischen, daß ich es in der Jahresendwertung dabei nicht belassen kann.

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"Bird is not dead; he's hiding out somewhere, and will be back with some new shit that'll scare everybody to death." (Charles Mingus)