Antwort auf: Die 10 besten Alben der 60er

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napoleon-dynamite
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wahr Waren die Jazz-Texte in den erwähnten amerikanischen und englischen Music-Mags denn mehr als nur abgegrenzte Nischen? Wurden dort Rock und Jazz zusammengedacht oder zumindest tiefer die Kontexte beleuchtet, in denen Jazz passierte?

Es waren sicherlich Nischen, wenn auch nicht immer abgegrenzte – so wie im Gegenzug Beefheart, Stooges, Can, Grateful Dead et al tendenziell in „Down Beat“ auftauchen konnten, es in der Regel aber nicht taten. Vieles hält meiner Meinung nach heutigem Lesen nicht stand, aber man sollte dennoch den Impact und die Präsenz von zahlreichen Autor*innen in sich primär an Rock-Hörer gerichteten Mags nicht unterschätzen: Lester Bangs‘ Enthusiasmus für Cecil Taylor, „On The Corner“ oder Archie Shepp, die Freiräume und Entwicklungen beim „NME“ in den 70ern, die stilistische Bandbreite, die von Robert Christgau in der „Village Voice“ abgedeckt wurde (so gediegen und dienstleistungsorientiert sie auch zunehmend gewesen sein mag), Journalist*innen wie Julie Burchill, Tony Parsons, Byron Coley, die beim Schreiben über Post-Punk ein vielfach größeres Referenzfeld abrufen konnten als your average rock critic, Richard Cook, der zeitgleich für den „NME“ schrieb und als Chefredakteur die „Wire“ vom anfangs reinen Jazz-Blatt zu dem Magazin entwickelte, das es heute ist … und einige mehr, die ich beim retrospektiven Aufarbeiten britischer und amerikanischer Musik-Mags nicht nur als Fußnoten bezeichnen würde.

wahr Wenn ich mir beim britischen „Prog“-Mag – einem spin-off von „Classic Rock“ – die Awards von 2012 bis 2019 anschaue, sehe ich keine Verbindung zu Jazz-Beteiligungen. Kategorie „Outer Limits“ 2014: And the winner is … Uriah Heep! Also ich weiß nicht …

Wie es halt so ist: Beim größten gemeinsamen Nenner wird es oftmals furchtbar langweilig. Wenn man aber beispielsweise über die Verflechtungen zwischen Canterbury Sound und britischer Jazz-Szene in den frühen 70er-Jahren lesen will, zwischen Keith Tippett und King Crimson, zwischen Soft Machine und Nucleus, dann fällt mir niemand Besseres ein als der „Prog“-Autor Sid Smith, der all das aus unmittelbarer Nähe erlebt hat.

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