Antwort auf: LP-Digitalisierung

#11042363  | PERMALINK

friedrich

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@demon
@mozza
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Vinyl – oder nennen wir es doch doch einfach „Schallplatten“ haben für mich vor allem auch einen ideellen Wert. Ich besitze hunderte, teilweise vor Jahrzehnten gekauft Schallplatten. Die sind mir ans Herz gewachsen. Bei vielen erinnere ich mich sogar daran, wann und wo ich sie gekauft habe. Manchmal sind sie auch mit einer bestimmten damaligen Lebenssituation verbunden. Die größten Schätze sind dabei die Schallplatten, die durch irgendeine glückliche Fügung in meine Hände geraten sind: durch Tausch mit früheren Schulkameraden, auf dem Flohmarkt oder im 2nd-Hand Shop günstig ergattert oder im Urlaub in einem obskuren Plattenladen entdeckt. Wenn ich das Cover in den Händen halte, spüre ich dann fast die ganze Geschichte, die an dieser Platte dranhängt. Vielleicht ist das so wie mit alten Büchern, alten Möbeln, alten Schmuckstücken. Der Klang steht für mich dabei nicht so sehr im Vordergrund.

Klingt sentimental? Ja, das ist es!

Ein schön gestalteter Gegenstand wie eine Schallplatte, den man mit der entsprechenden Sorgfalt behandelt und der nicht ohne weiteres ersetzbar ist, kann all das in sich aufsaugen und speichern. Eine CD kann das weniger, eine MP3 schon mal garnicht.

Aber digitalisierte Musik hat eben auch den Vorteil, dass ich sie unterwegs, in den Öffis, auf Reisen oder bei der Arbeit hören kann und mir Playlists zusammenstellen kann. Und darum möchte ich Schallplatten digitalisieren können. Fürs Streamen bin ich vielleicht (noch) zu konservativ. Aber ich glaube auch das wird einge der alten, teils obskuren Schallplattenschätze, die bei mir im Schrank stehen, nicht auf Dauer ersetzen können.

Bin noch nicht dazu gekommen, oben genannte Tipps umzusetzen. Ich entschleunige gerade mehr und mehr. ;-)

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)