Antwort auf: Funde aus dem Archiv (alte Aufnahmen, erstmals/neu veröffentlicht)

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Mike Westbrook Orchestra – Catania: Live in Sicily 1992 (Westbrook Records, 2 CD, 2018)

Kam auch schon 2018, aber ging mir damals durch die Lappen – direkt bei Westbrook gekauft, was reibungslos ging … eine Zusammenstellung von drei Konzerten aus Catania Ende Juli 1992 im Rahmen des Mike Westbrook Music Festival. Die Doppel-CD enthält über zwei Stunden Musik. Die ersten, die loslegen dürfen sind Alan Barnes (cl/as), dem das zehnminütige „View from the Drawbridge“ ganz allein gehört, mit dem das Konzert nach längeren Ansagen beginnt, und dann Alan Wakeman am Tenor, der im nächsten Stück, „Love and Understanding“, ein langes erstes Solo spielt. Auch mit Soli zu hören sind u.a. Peter Whyman (ss), Chris Biscoe (ss/as), James McMillan (t), Paul Nieman und Danilo Terenzi (tb), Anthony Kerr (vib), Frank Schaefer (cello), Dominique Pifarely (vln), Steve Berry (b), Peter Fairclough (d), Phil Minton und Kate Westbook (voice) und natürlich Mike Westbrook (p). Es gibt Musik aus den Rossini- und Blake-Programmen, von Ellington und Strayhorn, aber auch von Brecht/Weill. Das Konzert fand unter offenem Himmel statt, auf der Terrasse eines Palazzo im historischen Zentrum der Stadt, was bei der Aufnahme aber höchstens erahnt werden kann, der Klang ist jedenfalls sehr gut. Super ist auch das Cover-Foto (von dem ich auch noch zwei Postkarten mit in der Sendung hatte), es stammt wie auch das Foto auf dem Cover des CD-Booklets von Guy Le Querrec (man erkennt das ja sofort, ich weiss nicht genau woran das liegt, am Licht wohl, der Sättigung der Abzüge?).

Das Konzert war kostenlos, neben 25 Musikern wurde das Produktionsteam und ein Dutzend europäische Jazzjournalisten eingeflogen – finanziert wurde das alles mit Geldern von Anti-Mafia-Leuten – zur Erinnerung: am 23. Mai 1992 wurde der Richter Giovanni Falcone, am 19. Juli, eine Woche vor den Konzerten, der Richter Paolo Borsellino in Palermo ermordet. Das Festival sollte trotzdem stattfinden, doch nicht wie geplant im sicherheitstechnisch schwierigen Amphitheater in Paternò sondern eben auf der Terrasse eines Palazzo in der Stadt.

Die Band, so schreibt Westbrook in seinen kurzen Liner Notes, war damals auf dem Höhepunkt, sie tourte gerade mit dem Rossini-Programm (die CDs auf Hat sind schon 1986 aufgenommen worden – aber in viel kleinerer Besetzung) und bestand aus fünf Saxophonisten (neben den schon genannten noch Chris Caldwell) sowie Karen Street an Sax/Akkordeon, vier Trompetern (noch Graham Russell, Dave Plews und Noel Langley), drei Posaunen (noch Adrian Lane und Tracy Holloway), Tuba (Andy Grappy), Cello, Klavier (Pete Saberton und Westbrook), Vibes, Bass, Drums, der Stimme von Kate Westbrook, sowie den Gästen Phil Minton, Dominique Pifarély und Danilo Terenzi.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba