Antwort auf: 27.10.2019

Startseite Foren Das Radio-Forum Roots. Mit Wolfgang Doebeling 27.10.2019 Antwort auf: 27.10.2019

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wildtiger

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choosefruitKein Punk ohne „Satisfaction“? Eine Vermutung, aber auch nicht mehr. Mitte der Sechziger wurde in den Garagen die Grundlage für den späteren Punk gelegt. Sicherlich hatten die Stones auch ihren Einfluss, doch war beispielsweise „You Really Got Me“ der Kinks ein viel ausschlaggebender Track, dessen Riff den Garage und Punk stärker beeinflusste, als es die Stones-Single meiner Meinung nach tat. Ich meine zu behaupten, dass ich viele Garagebands und Tracks/Singles der Sechziger kenne. Die Stones hatten sicherlich einen großen Einfluss bei The Eyes, die ein Coveralbum unter The Pupils veröffentlichten, oder The Chocolate Watchband. Auch Sky Saxon oder Roky Erickson haben einen Jagger-Touch im Gesang. Und die New York Dolls kannten sicherlich auch ein paar Stones-Songs. Doch im Großen und Ganzen beeinflussten sich Mitte der Sechziger so viele Helden gegenseitig, dass sie ohne die anderen gar nicht existieren hätten können. Der Punk wurde vielmehr durch frühen Surf der Trashmen, The Kingsmen und Link Wray, der British Invasion um The Kinks und The Who, dem Garage Rock wie The Sonics oder The Seeds und Bands aus den späten 60s und frühen 70s à la The Velvet Underground, The Stooges, MC5, New York Dolls und The Modern Lovers entwickelt. Und allein um 1964/65 gab es massig Tracks, die mehr Punk als „Satisfaction“ waren. Und auch interessant ist die Frage: Sollte ein Track, der eine musikhistorische Bedeutung hat, auch gleichzeitig gefallen? Ihn schätzen zu wissen geht auch losgelöst vom Heiligsprechen.

„You Really Got Me“ beeinflußte (musikalisch) vor allem die sich immer mehr aufkommende Hard Rock Welle, was etliche Bands des Genres bestätigt / erwähnt haben. Ganz voran, als eine der erfolgreichsten Acts überhaupt, Van Halen (von ihnen gibt es sogar ein gar nicht so schlechtes Cover). Nur ging den meisten die Leichtigkeit & auch Coolheit verloren.
Wenn dieser Riff Punk beeinflußt hat, dann schreibst Du Musikgeschichte wahrscheinlich neu.
Im Punk ging es in erster Linie um ein Statement & Feeling, wie… „Satisfaction“. Und dieses gab es in dieser Form vorher nicht (nein auch nicht von Link Wray und den anderen von Dir aufgezählten).
Der Riff spielt dagegen eine untergeordnete Rolle (etwas Mittel zum Zweck). Und bei den Stones geht er als Unterstreichung zum Weckruf nicht zu steigern.
Es soll ja auch Künstler geben, welche dem Punk zugerechnet werden, die gänzlich ohne „Anfangspowerchordriff“ auskommen bzw ausgekommen sind.
British Invasion, ja nun rat mal wer auch dazu gehörte (sogar als Speerspitze neben den Beatles, The Who usw), richtig – die Rollenden Steine. Soviel dazu.
Nenn mir doch mal bitte „massig Tracks“ von 1964, welche ein ähnliches Statement wie „Satisfaction“ hatte“?
Und richtig, Garage Gitarren Sounds beeinflußte zu Bruchteilen Punk. Und Garage Bands / Sounds wurden beeinflußt von, richtig, den Stones. Nachweisbar auf vielen Coverversionen.
Die RSs bauten ja selber dieser Gitarrenklänge in ihre Musik ein.

Und ich glaube ebensowenig, dass hier jemand den Track (und auch Song) heilig sprechen möchte / wöllte.
Nichts liegt mir ferner, als „Satisfaction“ mit Heiligsprechung zu vergleichen. Das hinkt gewaltig, denk doch mal nach….

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