Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 07.07.2019 › Antwort auf: 07.07.2019
wolfgang-doebeling
latho
wolfgang-doebelingNein, er persönlich tauchte ja nur höchst selten auf. Ich habe halt seine Show angekündigt/angepriesen, zuweilen mit Worten, die mir keine Freunde unter den Kollegen einbrachten (von wegen: wenn Sie nur eine Sendung auf Radio 4U hören, lassen Sie es „Peel“ sein. Oder auch: die einzige Sendung auf Radio Eins, die ich mir nie entgehen lasse. Oder…you get the picture. Einen richtigen Eklat gab es deswegen nicht (wie seinerzeit die Weigerung der kompletten Sportredaktion, „weiter mit dem Kollegen Doebeling zusammenarbeiten“ zu wollen), aber ein paar giftige Blicke mehr als gewöhnlich trafen mich schon.
Das ist wahrscheinlich so, wie wenn ich meinem missliebigen Kollegen drohe, nie wieder mit ihm Tennis zu spielen. Oder hast du mit der Sportredaktion zusammengearbeitet.
Ja, da führte kein Weg dran vorbei. War ja alles live und nach dem Nachrichten/Wetter/Verkehrs-Block kam gelegentlich ein Sportreporter in mein Studio und gab irgendwelche Ergebnisse bekannt. Habe ich für gewöhnlich nicht kommentiert, damit er schnell wieder verschwand, aber während einer Fußball-WM kam es dann zu kurzen Wortwechseln. When worlds collide! Eines abends kam der Sportkollege mit der Nachricht, die Deutschen seien soeben aus dem Turnier ausgeschieden, besiegt von den Bulgaren. Tatsächlich sagte er nicht „die Deutschen“, sondern „wir“. „Wir sind draußen, leider“. Ich fragte also: wer sind „wir“ und warum „leider“? Das brachte ihn aus dem Konzept und er geriet etwas ins Stottern. Ob ich das etwa nicht bedauerlich fände, wenn die deutsche Nationalelf sich so früh aus dem Turnier verabschieden müsse. Keineswegs, antwortete ich wahrheitsgemäß. Immerhin rücke damit das Traumfinale Bulgarien gegen Rumänien in greifbare Nähe. Er schaute mich verdattert an, stand auf und verließ grußlos das Studio. Anderntags lag dann das Schreiben der Sportredaktion auf des Redakteurs Schreibtisch: man wolle mit mir nicht mehr „zusammenarbeiten“. Eine „Aussprache“ wurde anberaumt, in deren Verlauf die völlige Unvereinbarkeit der beflissenen Deutschländer-Rhetorik von Reporterseite mit meinen gern zugespitzt unpatriotischen Anmerkungen überdeutlich wurde. Man kam überein, einander bei Live-Sendungen aus dem Weg zu gehen. Was mir natürlich sehr entgegen kam.
Ich sehe schon, ich habe damals im Radio einiges verpasst.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.