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Ich habe gerade „Runaway“ von HP Daniels gelesen. Hier mein Review von meiner eigenen Homepage kopiert:
Ende Februar 2019 erschien im Transit Verlag ein Buch von meinem alten Freund HP Daniels, „Runaway“. Ich hab‘ das Buch nun endlich auch gelesen und schreibe meine Gedanken dazu mal hier hinein, in meinen Blog.
Fange ich mal mit der Verlagswerbung und mit dem Klappentext an:
„Ein atmosphärisch dichtes Road Movie über eine Jugend in den 60er Jahren, über eine stachlige Zeit, die extrem autoritär war, aber auch Fenster aufstieß in ein neues, Freiheit versprechendes Lebensgefühl.“
„Zwei Sechzehnjährige haben die Schnauze voll – von ihren tyrannischen Vätern, von ihrer autoritären, noch mit Nazis gespickten Schule, aber auch davon, dass sie nichts dagegen machen oder machen können. Eines Morgens ist Schluss. Sie packen wie immer ihre Schultaschen, treffen sich am Münchner Hauptbahnhof, kaufen Fahrkarten nach Hamburg und sind weg. Von Freunden haben sie die Adresse in Hamburg bekommen, wo sie erstmal untertauchen können. Sie leben mal hier, mal da, kriechen bei Leuten unter, hocken mit jungen Rockmusikern und deren coolen Freundinnen zusammen, werden zu wilden Partys in sturmfreie Hamburger Villen mitgenommen. Doch die Frage, was sie eigentlich anfangen wollen mit ihrer neuen Freiheit, wird immer drängender…“
Hmm… 180 Seiten hat das Buch. Das ist ja eigentlich noch kein Roman, eine Kurzgeschichte aber auch nicht. – Eine Novelle? – Nee…
So viel zum Formalen.
Es ist nicht die erste Veröffentlichung von HP Daniels, jedoch so viel ich weiß der erste längere romanartige Text, der von ihm als Buch erscheint. Sein erster Roman ist es nicht. Auch das weiß ich.
Zum Inhalt. Ja, die beiden Jungs erleben durchaus was in Hamburg in einer WG des SDS, beim illegalen Plakatekleben, mit der Beatband aus der Provinz am Rande der Großstadt, mit ersten eigenen schriftstellerischen Versuchen oder Zeichnungen, Karikaturen etc., auch mit Mädchen… Am Ende werden sie erwischt und wieder zurück nach München verfrachtet. Sind sie nun gescheitert? – Ja und nein. Dazugelernt haben die beiden mit Sicherheit in den paar Wochen „Freiheit“.
HP Daniels beschreibt das alles sehr eindrücklich auf seine ihm eigene Art, humorvoll, mit guter Beobachtungsgabe und kenntnisreich. Wer weiß, was da nicht alles autobiographisch ist? Sein Stil mit viel wörtlicher Rede, mit häufigen Wiederholungen ist unverkennbar. Insofern macht es schon Spaß, das zu lesen.
Wenn ich am Ende dann doch etwas enttäuscht – oder eher ratlos – bin, dann weil alles so vage bleibt. – „So what?“, frage ich mich – und den Autor.
Wer ein fiktives Zeitdokument lesen möchte, wer als jüngerer Mensch ein paar Eindrücke bekommen mag, wie es damals war Ende der Sechzigerjahre, dem sei dieses Büchlein gerne empfohlen.
Ich warte auf den Nachschlag oder die Fortsetzung. Nach „Do Wah Diddy Dam Diddy Do“ müsste jetzt vielleicht „Won’t Get Fooled Again“ kommen.
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