Antwort auf: 23.04.2019: Jazz-Rock 1968–'74 | Katzenmusik 75 | gypsy goes jazz 86

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MILES DAVIS
2. Frelon Brun (Brown Hornet) (Miles Davis)

Miles Davis (t), Wayne Shorter (ts), Chick Corea (elp), Dave Holland (b), Tony Williams (d)
Columbia 30th Street Studio, New York, NY, 24. September 1968
von: Filles de Kilimanjaro (Columbia, 1969; CD: The Complete In a Silent Way Sessions, 3 CD, 2001)

Das vorhin schon erwähnte Quintett von Miles Davis erwies sich als eine Art Keimzelle der Experimente, die Jazzmusiker um die Wende zu den Siebzigern mit elektrisch verstärkten Instrumenten und Elementen aus der Rockmusik aber auch nicht-westlichen Musiktraditionen verfolgten. Eine andere Keimzelle war das Quintett von Cannonball Adderley, der Jahre früher auch einmal zu Davis’ Band gehört hatte. Bei Adderley war der Pianist Joe Zawinul dabei, der als einer der ersten das elektrische Piano von Fender einsetzte, das Rhodes.

Bei Davis kam es Ende der Sechziger zu personellen Wechseln, Chick Corea und der britische Bassist Dave Holland lösten Herbie Hancock und Ron Carter ab. 1969 folgte Jack DeJohnette auf Tony Williams, der sich wie Shorter (er ging im März 1970) und Hancock selbständig machte. „Frelon Brun“ stammt aus der Zeit, als Davis unter Einfluss von Betty Mabry (die bald Betty Davis heissen sollte) seinen musikalischen Horizont erweiterte und die Musik von James Brown, Jimi Hendrix oder Sly and the Family Stone entdeckte. Bald waren die italienischen Massanzüge eingemottet und Davis trug fortan bunte, afrikanisch inspirierte Klamotten, gerne mit auffälligen Sonnenbrillen kombiniert.

„Frelon Brun“ ist mehr oder weniger ein Boogaloo in F, besonders toll ist hier Tony Williams am Schlagzeug, der eine Art Variante über einen typischen James Brown-Beat spielt. Williams dreht den Beat um, stellt ihn auf den Kopf – doch egal, was er sich erlaubt: er zieht den Groove und die Intensität ohne Brüche durch. Hinter Davis spielt Corea nur eine karge Begleitung mit zwei sich abwechselnden Akkorden. Shorter und Corea folgen mit ihren Soli, letzterer kostet die klanglichen Möglichkeiten des frühen Fender Rhodes aus, die glockenartigen Töne, die Dunkelheit des tiefen Registers, den perkussiven Charakter.

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