Antwort auf: Spex

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friedrich

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@jan-lustiger

friedrichOder um es mal scherzhaft auszudrücken: Was sagt es auf der Metaebene über einen Text bzw. seinen Autor aus, wenn er übermäßig häufig den Begriff „Metaebene“ verwendet?

Ich weiß es nicht. Kannst du es mir sagen? Und kommt das nicht auch einfach auf das Thema an? Bestimmte Betrachtungsweisen überall reinzuinterpretieren, ist ja eine Unart, die sich bei weitem nicht auf das Phänomen des „Überformulierens“ beschränkt. Ich schätze mal (ohne nachgeschlagen zu haben), dass ich die „Metaebene“ das letzte Mal in meinem testcard-Text über 69 Love Songs verwendet habe. Aber wenn es in meinem Text darum geht, dass das ein Album voller Liebeslieder über Liebeslieder ist… warum denn nicht? Ich seh einfach den Anlass nicht, diese Begriffe automatisch als „Signalworte“ dafür herzunehmen, dass der Autor über irgendetwas hinwegtäuschen möchte. Sie werden erst dann zur Last, wenn etwas noch viel Grundlegenderes nicht stimmt. Sie sind nicht der springende Punkt und sich so auf sie einzuschießen, lenkt die Diskussion folglich vom eigentlichen Kritikpunkt m.E. eher weg.

Ich habe es oben beschrieben: Vielleicht ist es eine Überreaktion von mir.

Mir selbst wurde von einem Freund schon mal scherzhaft vorgeworfen „Du ziehst immer gleich alles auf die Metaebene!“ Und er hatte irgendwie sogar recht. Ich habe ja gar nichts gegen die M-Ebene, sie ist sogar eine gute Freundin von mir! Aber manchmal ist sie mir auch einfach zu aufdringlich.

Weißt Du, ich bin in einem praktischen Beruf tätig. Narrativ oder Metaebene werden dort oft beim Planen mitgedacht und fließen hoffentlich auch in das Ergebnis ein – auch wenn es nicht für alle zu erkennen ist, denn auch dort geht es um Codes, die nicht jeder lesen kann. Gegenüber dem unmittelbaren Kunden wird darüber aber niemals gesprochen. Es würde auch nie in einem Erläuterungstext erklärt werden. Zum einen, weil man sich damit auf eine Ebene begibt, auf der sich mit dem Gegenüber nicht oder sehr schwer argumentieren lässt und deren Inhalte man ihm besser unerwähnt unterschmuggelt, zum anderen auch, weil sich diese Narrative und Metaebenen eben gerade nicht oder sehr nur schwer verbal mitteilen lassen oder der Reiz ihres Geheimnisses, ihrer Unbestimmtheit und Ambivalenz dadurch teilweise sogar verloren geht.

Vielleicht auch deswegen eine gewisse Abneigung meinerseits gegen manche Begriffe.

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)