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@bullschuetzEine Meta-Ebene ist was Feines!
Und Narrativ kann manchmal genau das treffende Wort sein, wenn es um eine sinn- oder identitätsstiftende Erzählung mit Weltdeutungspotenzial geht, die aber noch nicht die historische Wucht und Patina des Mythos erreicht hat. Das Narrativ ist sozusagen der kleine Bruder des Mythos.
Wissenschaftlicher Jargon ist doch nichts Böses, oder? Ich bin froh, dass es noch ein geisteswissenschaftliches Milieu gibt und möchte es hiermit ausdrücklich gegen Nutzlosigkeitverdacht und „Die schwaetzen doch bloß angeberisch umständlich daher“-Schmaehung verteidigen. Manche Themen erfordern nunmal gewisse Denkanstrengungen und Lust an der Theoriebildung, und Fachbegrifflichkeiten können dabei helfen. Und wer da mitdiskutieren will, muss sich halt einarbeiten. Ist das echt zu viel verlangt oder gar verurteilenswert?
„Kollektives Bewusstsein“, „gesellschaftlicher Mythen- und/oder Erfahrungsschatz“, „gemeinsame kulturelle Prägung“ – das würde mir als Umschreibung – je nach Kontext- auch noch einfallen, aber ich bin weder Geisteswissenschaftler noch Lehrer, daher lasse ich das lieber mal stecken.
Nein, Denkanstrengung und Theoriebildung um mitzudiskutieren ist keineswegs zuviel verlangt. Ich selbst beteilige mich ja lebhaft daran, fühle mich hier aber auch etwas missverstanden. Was ich kritisiere, ist der schlagwortartige Gebrauch gewisser Begriffe, hinter dem ich eher eine affektierte Pose vermute, als die Absicht, etwas mitzuteilen – das was Du „angeberisch umständliches Geschwätz“ nennst.
Vielleicht habe ich zu breit ausgeteilt und man kann mir vorwerfen, eine Pauschalverurteilung vorgenommen und daraufhin gedankliche Sippenhaft vollstreckt zu haben. Das ist vielleicht auch eine Überredaktion, die durch das Déjà-vu ausgelöst wurde, als ich in der aktuellen SPEX diesen Jargon wiederkannte, den ich schon aus den 80er/90er Jahren kenne. Die Art und das Niveau, auf dem dort über Pop gesprochen wurde , war für mich faszinierend und prägend. Und das war für mich und Freunde von mir damals sehr verführerisch und diente auch und gerade der Abgrenzung und dem eigenen Narzissmus. Aus mehreren Jahren Distanz wirkt das aber nicht mehr so verführerisch sondern eher wie „Naja, damals waren wir jung und stolz.“
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)