Antwort auf: Spex

#10624203  | PERMALINK

jan-lustiger

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@latho hatte angemerkt, dass solche Begriffe inzwischen derart in den Mainstream durchgesickert sind, dass man sie beim Spiegel und im Rolling Stone lesen kann. Das spricht ja dafür, dass diese Publikationen davon ausgehen, dass diese Begriffe ihren Lesern geläufig sind, obwohl das jetzt keine Soziologie-Studenten sind, von denen die Zielgruppe dominiert würde. Anders gesagt: Werden diese Begriffe nicht spätestens dann, wenn sie breitere Anwendung finden, zu „normalen“ Wörtern, also einem gängigen Bestandteil des Wortschatzes? Wieso war das „Narrativ“ okay, als man es noch im Wörterbuch nachschlagen musste und jetzt wo sich der Begriff verbreitet, wird er kritisch beäugt?

Für mich ist das in allererster Linie eine ästhetische Frage. Früher fand ich diesen Schreibstil auch attraktiver als heute, weswegen ich, meine ich zumindest, derartige Formulierungen in meinen Texten nach und nach zumindest reduziert habe. Aber wenn ich bewusst Bezug zu einem Konzept aus einem akademischen Umfeld nehmen will, dann sehe ich nichts Schlechtes darin, dieses auch mit den entsprechenden Begrifflichkeiten zu versehen.

friedrichOder um es mal scherzhaft auszudrücken: Was sagt es auf der Metaebene über einen Text bzw. seinen Autor aus, wenn er übermäßig häufig den Begriff „Metaebene“ verwendet?

Ich weiß es nicht. Kannst du es mir sagen? Und kommt das nicht auch einfach auf das Thema an? Bestimmte Betrachtungsweisen überall reinzuinterpretieren, ist ja eine Unart, die sich bei weitem nicht auf das Phänomen des „Überformulierens“ beschränkt. Ich schätze mal (ohne nachgeschlagen zu haben), dass ich die „Metaebene“ das letzte Mal in meinem testcard-Text über 69 Love Songs verwendet habe. Aber wenn es in meinem Text darum geht, dass das ein Album voller Liebeslieder über Liebeslieder ist… warum denn nicht? Ich seh einfach den Anlass nicht, diese Begriffe automatisch als „Signalworte“ dafür herzunehmen, dass der Autor über irgendetwas hinwegtäuschen möchte. Sie werden erst dann zur Last, wenn etwas noch viel Grundlegenderes nicht stimmt. Sie sind nicht der springende Punkt und sich so auf sie einzuschießen, lenkt die Diskussion folglich vom eigentlichen Kritikpunkt m.E. eher weg.

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