Antwort auf: The Necks – minimal jazz from down under

#10555206  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

Beiträge: 12,025

wieder im studio. kein live-album seit 2007. aber das live-format diesmal: 57 minuten am stück. es scheint aus einem guß, aber das täuscht gewaltig. es geht in phasen durch diskrepantes material, das sich im kopf (und woanders) zu einer einheit zusammensetzt. als würde man einen schimmernden gegenstand von verschiedenen seiten betrachten (oder berühren).

stumpfe, eckige schläge auf das ride-becken. auf 1,2,3,4,5,6,7,8. beidhändige schläge auf die snare, meist auf 7, manchmal auf 3 und 7. rockjazz. bass, ein ton, auf 1 und 2. klavier in tremoli, von diesem ton ausgehend. hin und wieder kommt etwas dazu, geisterhafte assoziationen: orgel? eingeblendete gitarrenflächen? bisschen geraschel. heißt „körper“, macht hier einen steifen nacken. ist so lange langweilig, bis der punkt überwunden ist, dass man sich langweilt. eingependelt, eingestiehlt, von minimalen variationen des klaviers hinreichend wachgehalten. (phase 1)

nach 15 minuten ein orgeldrone, eine schwankbewegung auf westerngitarrenseiten, der bass pausiert, das klavier auch. der nacken entspannt sich. ein herz beginnt schnell zu schlagen und setzt wieder aus. grundton, obertöne, untertöne. herzschlag und bass sind wieder da und wieder weg. uhrenschläge aus einem anderen rhythmus, zeit läuft ab, der bass läuft über. westerngitarrengeschrammel. das ridebecken behauptet sich gegen die zeit.(phase 2)

10 minuten später explodiert der grundton zu einem krachigen rock-brett. 8 schläge becken und klavier, regelmäßig auf 2 und 4 die snare, verzerrte gitarrenwand dahinter. das ist wieder so unfassbar langweilig, bis es nicht mehr langweilt. headbanging. festes aufstampfen. erst kurz vor minute 40 der meltdown. (phase 3)

glöckchen, bassfiguren des klaviers, es kommt bewegung in die grundtöne. der raum zieht sich in die länge. echos, hall. was abrahams über die letzten knapp 20 minuten andeutet, ist ganz nah an alice coltrane, ca. TURIYA SINGS. mantra. ein leichter wind weht durchs verschwitzte rockinstrumentarium. der körper schwankt. und zuckt, wenn das becken zusammenkracht und neue frequenzen in den raum schickt. eingehüllt, abgehoben. livesound und overdubs fließen ineinander, rechts, links, hinten und vorne auch, vielleicht schwebt man schon drüber, hat aber alles von vorher noch im ohr. der raum speichert und der körper erinnert sich. (phase 4) | BODY (2018).

--