Antwort auf: Jazz-Glossen

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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Hey, @gypsy-tail-wind,

das Free Jazz-bashing hatte ich bei @vorgarten aufgegriffen und ich bin mir sicher, dass das nicht 1:1 seine Meinung wiedergibt. Meine übrigens auch nicht. Ich schrieb ja sogar, dass die Versuchsanordnung interessant ist und die Ergebnisse unterschiedlich ausfallen können.

Ich dachte, wieso hätte Ellington niemals ein „ergebnisoffenes“ 10-Minuten Solo spielen lassen? Ich glaube, die Antwort ist ganz einfach: Er hätte es nicht verkaufen können. Ich weiß, es gibt Ausnahmen … Zu den Solisten bei Ellington fällt mir noch ein Begriff ein: Die waren Attraktionen.

Ich habe obigen Post gestern Abend in einem Stück runtergeschrieben und sofort gepostet. Normalerweise versuche ich das zu vermeiden, sondern lese das gern am nächsten Tag noch mal gegen, um zu vermeiden, das allzu viel spontan geäußerter Unsinn drin steht. Aber ich hatte tagsüber über unseren kleinen Disput nachdenken müssen und wollte das einfach los werden. Ich glaube, ich habe vor allem laut darüber nachgedacht, was ein Solo, das mir gefällt und mich anregt, überhaupt ausmacht, und umgekehrt, wieso mich andere Soli nicht berühren oder sogar langweilen. Bitte verzeih, dass ich da auf die schnelle vielleicht nicht die originellsten Beispiele gefunden habe – aber es sind auch nicht die schlechtesten und Johnny Hodges / Ellington und Steve Lacy lagen ja schon auf der Hand, da sie bereits erwähnt worden waren. Solitäre? Vielleicht. Vielleicht aber auch 8000er in einem Gebirge aus 7000ern und 6000ern.

Ob diese Aufnahme von King Curtis (mit btw. Nat Adderley, tp; Wynton Kelly, p; Paul Chambers, b) Hard Bop ist oder nicht, ich denke es ist müsßig, darüber zu diskutieren. Das Stück fiel mir fast als erstes ein, als ich nach einem – naja … – recht konventionellem Jazzstück 50er/60er Jahre suchte, das mich mitreißt. Ich wusste gar nicht, warum eigentlich. Und ich glaube ich muss mir das heute Abend auch noch mal bewusst anhören, damit ich besser erkenne, was da überhaupt passiert. Und btw. gibt es da auch dieses kleine Schlagzeugsolo, was im flow diese Stückes Sinn ergibt.

Ich denke, das Glas der Gemeinsamkeiten ist hier im Gespräch sowieso weit mehr als halb voll und wir streiten uns über den weit geringeren Teil, der leer ist. Was ja auch okay und gut ist, wenn sich dabei nicht die Fronten verhärten oder man aufhört miteinander zu sprechen.

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)