Antwort auf: Jazz-Glossen

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gypsy-tail-wind
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Ich mag jetzt gar nicht gross auf das öde Free-Jazz-Bashing eingehen, denn das ist seit Jahrzehnten schon so langweilig, wie für Dich das „Thema-Solo-Solo-Thema“-Schema :whistle:

Die grossen füllen Hallen, klar, und sie ziehen bei Festivals. Ihre Stimmen sind so individuell wie die der besten Swingmusiker oder der besten Hardbopper … und die Versuchsanordnung ist eben keine ausserhalb von Zeit und Raum. Klar kann Free Jazz furchtbar langweilig sein, vielleicht gerade auch dann, wenn er etwas zu erzwingen versucht (aber was mir so erscheint, finden andere wiederum ganz phantastisch, ich nenne nur mal David S. Ware, mit dem ich ja leider einfach nicht klar komme).

Was ich sagen will ist: nicht zu schnell denken und feuern bitte. Hinsetzen, zuhören, überlegen, offen sein, sich treiben lassen, über den eigenen Schatten springen … vielleicht ist dann auch das Schlagzeugsolo plötzlich interessant, wenn man nicht schon von Anfang an nur mit den Schultern zuckt und den morgigen Tag im Kopf durchgeht … mir ist das hier denn irgendwie etwas zu trocken und zu abstrakt, obwohl Du natürlich musikalische Beispiele einstreust (die allesamt wunderbar sind, meine Liebe zur Musik Ellingtons, Basies und auch anderer aus der Swing-Ära ist ja hinlänglich bekannt). Die schnelle These führt einfach nicht sehr weit bzw. das Gespräch wird dann relativ rasch langweilig für mich, weil man über Pauschalisierungen kaum noch rauskommt, wenn man erstmal richtig tief drinsteckt.

Und das argumentieren mit Solitären (Ellington, Evans) ist auch nicht gerade zielführend, denn weshalb gibt es nur einen Armstrong, einen Ellington, einen Miles, einen Mies, einen Wittgenstein, einen Celan, einen Coltrane, einen Siza, einen … (aber warum dann plötzlich zwei Rousseaus und 1,1 Walsers? ;-) )

PS: Ob King Curtis wirklich Hard Bop ist, wäre nochmal eine ganz andere Diskussion (die Berührungspunkte sind gegeben, keine Frage – aber ich sage trotzdem nein, R & B und Soul Jazz ist nicht immer auch Hard Bop).

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