Antwort auf: Jazz-Glossen

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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gypsy-tail-windHm, dabei ist doch gerade „Big Band & Quartet in Concert“ das eine Monk-Album, das die Ödnis des Quartetts durchbricht – mit Solisten wie Steve Lacy, Phil Woods (der bei Monk als Solist immer ziemlich toll ist) und anderen – und recht guten Arrangements obendrein (im Gegensatz zum Job von Oliver Nelson später). Ich verstehe Deinen Punkt aber schon, das ist wohl genau so ein Ding, wo man an den „Stimmen“ der Solisten interessiert sein muss (während man sich beim kompakten Quartett auch einfach am Gruppensound und dem tollen Swing erfreuen kann, ohne dass man Rouses Konservendosenton mögen muss).

Ich habe BB & QRTT nicht mehr so gut in Erinnerung. Ich fand das schon gut gemacht, aber im Vergleich zum älteren Town Hall-Album doch routiniert und vorhersehbar. Das Oliver Nelson-Album kenne ich nicht vollständig, aber das ist wohl auch ein Spätwerk, von dem sich Columbia mit den Nelson-Arrangements eine etwas bessere Marktgängigkeit des alten Eisens Monk erhoffte.

Je länger ich darüber nachdenke: Bei Wild Bill <-> Hodges ist es das Mit– und Gegeneinander, das den Reiz ausmacht. Nicht das Nacheinander. Bei den erwähnten Herbie Hancock-Alben ist das auch so.

Edit: @gypsy-tail-wind

Was ist eigentlich mit meiner These, dass Soli nur im Kontext Sinn ergeben und entsprechend gestaltet sein sollten? Ein bloßes Aneinanderreihen hingegen führt zu keinem Mehrwert. Wollte ich es schlau ausdrücken, könnte ich die Begriffe These, Antithese und Synthese in die Runde werfen. Oder: Der Kontext ist der Text. ;-)

Ich versuchte diese These indirekt mit zwei Beispielen aus der Praxis zu belegen:

a) Ein Bläsersolo auf HHs Speak Like A Child widerspricht dem musikalischen Konzept dieses Albums. Ein Solo von Thad Jones wäre also und in diesem Kontext nicht angemessen und kontraproduktiv.
b) Johnny Hodges & Wild Bill Davis agieren auf Con-Soul & Sax als Widerparts. Ihr Zusammenspiel und ihre Soli ergeben erst aus dieser Konstellation heraus Sinn.

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)