Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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Belcea Quartet – Serenaden im Park der Villa Schönberg, Zürich – 11.07.2018

Corina Belcea, Violine
Axel Schacher, Violine
Krzysztof Chorzelski, Viola
Antoine Lederlin, Violoncello

Joseph Haydn Streichquartett in G-Dur, op. 33, Nr. 5
Béla Bartók Streichquartett Nr. 6, Sz. 114

Felix Mendelssohn Streichquartett Nr. 6 in f-Moll, op. 80

Das Konzert des Belcea Quartet in der Streichquartett-Reihe im St. Peter habe ich leider verpasst, aber vorgestern konnte ich das nachholen, ein ganz anderes Programm aus dem breiten Repertoire des Quartetts, das ich bisher nicht kannte (und noch einen Beethoven-Zyklus werde ich auch käumlich anschaffen). Die Serenaden finden jeden Sommer im Park der Villa Schönberg, man sitzt auf dem Platz hinter der Villa, die einst zum Wesendonck-, später Rieter-Areal gehört (heute ist dort – in bzw. neben/unter der Villa Wesendonck das Museum Rietberg beheimatet).

Ich brauchte ein paar Minuten, um mich bei Haydn an den harten Stahlsaiten-Sound des Quartetts zu gewöhnen, doch das Spiel war von so klar und zupackend, dass es ein Leichtes war, sich darin einzufinden. Schnörkellos, direkt – ein toller Auftakt, um die Ohren freizublasen. Dass ab und zu ein Flugzeug oder ein Helikopter etwas zu nah vorbeiflogen, störte nicht weiter, der trockene Sound – immerhin abgefedert durch die Rückseite der Villa gleich hinter der improvisierten Bühne – bereitete dem Quartett auch keine nennenswerten Schwierigkeiten. Weiter ging es dann mit Bartók, dem sechsten Streichquartett. Mit Bartóks Quartetten habe ich mich noch gar nicht befasst, umso beeindruckter war ich von Werk wie Interpretation. Das Belcea Quartet lebte diese Musik, es wurde mit enormer Überzeugungskraft gespielt – und die Vögel in den Bäumen rundherum schienen da und dort Antwort zu geben. Besonders schön der Bratschen-Satz … und das immer wieder ins Nichts, in die Stille laufende des ganzen Werkes.

Nach einer viel zu langen Pause folgte noch das letzte Quartett von Felix Mendelssohn, auf das ich mich ähnlich freute, wie auf das Bartók-Quartett. Angehört habe ich wohl erst die Einspielung des Quatuor Ebène (das ich in der nächsten Saison im Konzert hören werde), aber von Mendelssohn ja neulich mit dem Chiaroscuro Quartet Op. 12 im Konzert gehört. Auch hier wurde mit Innbrunst musiziert, die vier sassen buchstäblich auf der Stuhlkante. Ein toller Ausklang eines sehr schönen Abends – und einer sehr reichhaltigen Saison (eigentlich wäre ja jetzt Zeit für den grossen Jahresrückblick … durchaus auch im Jazz-Bereich, wo der Sommer ja auch die Zäsur darstellt, aber halten wir uns mal an die Forumstraditionen und warten bis zum Ende des Kalenderjahres).

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