Antwort auf: Rate Your Books 2018

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gruenschnabel

Registriert seit: 19.01.2013

Beiträge: 6,126

clasjazDas sage ich nur beiseite: Nach Gadamers Einsatzvielhundertseitenwerk ist ein Blick in R. G. Collingwood so sehr angenehm. „Horizonterweiterung“, mehr gab’s bei Gadamer nicht. Ist nicht wirklich viel. Komisches Gerede über Hölderlin, Heidegger und Celan.

Weniger beiseite: „Bisschen“ mehr als Horizonterweiterung gab’s schon für mich, obwohl es ja nicht sooooo umfangreich ist. Von Horizontverschmelzung will ich gar nicht reden, das wäre vermessen. Grins.

Aber Hölderlin und Celan? Was sagt Gadamer denn zu denen??? Kann mich an nichts erinnern.

Heidegger, klar, der ist wirklich substanziell wichtig für Gadamer. Du meinst, Gadamer habe ihn nicht verstanden, oder findest du Heidegger selbst auch komisch? Gerade die Wendung, die er mit Heidegger vollzieht, finde ich grandios.

Und Hegel natürlich. So eine Art späte Wiederberufung auf die „Phänomenologie“, würde ich sagen. Damit kommt Gadamer über Schwierigkeiten hinweg, die im Denken Schleiermachers und Diltheys nicht bewältigt wurden. Aber Hegel im Original habe ich nie mehr als 20 Seiten am Stück gelesen, ebensowenig wie Heidegger.

Ganz davon abgesehen, dass ich gerade Gadamers Auseinandersetzung mit anderen Denkern mangels Kenntnis meist nur hinnehmen kann, empfinde ich sein Konzept von Verstehen als sehr lebendig – und schön. In gewissem Sinne auch optimistisch, ja.
Das mit der Überbetonung tradierter „Überlieferung“ hingegen bleibt für mich weiter problematisch – aber wohl eher graduell denn grundsätzlich. Jedenfalls: Vorsicht.

Sehr lesenswert in jedem Fall auch seine Gedanken zur Sprache, zum Wort, im letzten Teil. Für ihn eine Notwendigkeit, um seine Hermeneutik auf die Füße zu bringen. Für mich aber auch als Abhandlung im Sinne ihrer pragmatischen Sprachorientierung ein echtes Licht.

clasjaz
Viel Vergnügen bei Bernhard!

Danke!

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