Antwort auf: 2018: Jazzgigs, -konzerte & -festivals

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David Murray Infinity Quartet feat. Saul Williams – Zürich, Moods – 8. Februar 2018

David Murray – ts, bcl
Orrin Evans – p
Jaribu Shahid – b
Nasheet Waits – d
Saul Williams – spoken words

Nachdem ich David Murray vor knapp zwei Jahren zum ersten Mal live hörte (in einem etwas seltsamen Duo-Set mit Aki Takase – klick), schaffte ich es auch endlich zu einem der Auftritte seines Infinity Quartet feat. Saul Williams. Dessen gesprochene Texte fand ich anfangs recht schwer zu verstehen, Murray war zu Beginn des ersten Sets ebenfalls etwas leise im Mix, doch Balance verbesserte sich rasch und die Gruppe war bis zur Pause definitiv warm. Nasheet Waits war einmal mehr grossartig aufgelegt, mal spielte er ganz simple Patterns, in die sich kleinste Verschiebungen einschlichen, dann die tollsten Rumpel-Grooves, und immer wieder schlicht unfassbares Zeug. Bassist Jaribu Shahid gefiel mir sehr gut, toller Sound, gute Ideen, keiner, der sich vordrängt sondern die Kernkompetenz beherrscht, aber dann doch toll soliert, wenn das mal gefragt ist (dass er zur älteren Generation gehört – Jahrgang 1955, wie auch Murray – begriff ich übrigens erst nach dem Tod von Geri Allen, irgendwie hatte ich ihn vor den Neunzigern gar nie mitgekriegt). Orrin Evans am Klavier war manchmal vielleicht etwas brav, aber doch ein ganzes Stück interessanter und offener als beim Konzert mit Oliver Lake und Tarbaby vor ein paar Jahren (das war damals mein erstes Konzert von Nasheet Waits, glaube ich) – jedenfalls alles in allem überzeugend. Murray selbst in seinem so völlig eigenen Mix aus Webster/Hawkins/Sears/Ayler/Dolphy war klasse, seine Soli verliefen zwar manchmal über längere Phasen in erwartbaren Pfaden, doch sie schlugen auch immer wieder Haken und überraschten. Zur Bassklarinette griff er leider nur einmal im überragenden zweiten Set und spielte dann auch nur ein recht kurzes Solo nebst Begleitung für Saul Williams. Diesen fand ich alles in allem ziemlich überzeugend, auch wenn ich nur die Hälfte seiner Verse verstanden habe. Die Einbettung der gesprochenen, selten gesungenen oder gerappten Texte in die Musik fand ich interessant und gelungen, Williams‘ Haltung passt auch wirklich gut in die Band, die vielleicht ohne ihn da und dort etwas mehr losgelassen und losgespielt hätte, aber er war auf jeden Fall eine Bereicherung. Er hatte ein paar Bücher mit, von denen ich mir am Ende zwei kaufte, bin gespannt darauf, in ihnen demnächst etwas zu blättern.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba