Antwort auf: Jazz-Neuerscheinungen (Neuheiten/Neue Aufnahmen)

#10363811  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 68,343

Weil ich das grad suchte (erfolgreich, sooo schlecht ist die Suchfunktion ja dann doch nicht) hole ich es hier rüber … los geht es mit @vorgartens Post auf Seite 25 dieses Threads, ich hab meine Impressionen dann im Hörthread versenkt … der Eindruck hat sich gefestigt, das Ding ist wirklich super – ist aber hinter Roscoe und Wadada (Monk solo) auf Platz 3 meiner Jazzliste des Jahres, die wohl auch bald fertig ist, verzettle mich gerade etwas (Opernbesuche, -einspielungen und -berichte, viel Klassik, jaimie branch, StoneFM-Sendungen-nicht-fertig-kriegen usw.). Dazu, mehr zu schreiben, kam ich wohl nicht mehr (oder hab’s vergessen), daher einfach mal diese ersten Eindrucke zum Album hier rübergeholt. Im dritten Post war der vorgarten-Post komplett zitiert, das lasse ich mal weg …

gypsy-tail-wind

vorgarten
schreib gerne mal mehr, wenn du magst. die vinylveröffentlichung hat sich leider gestern um einen monat verschoben…

Ich hoffe, ich komme dazu! Das Ding ist wirklich toll (ich hab inzwischen die CD bestellt) … man kann auch gut bei „Break Time“ ansetzen, wenigstens was den Umgang mit Grooves betrifft.
John Fordham schreibt in seiner Fünf-Sterne-Besprechung im Guardian sehr passend:

John Fordham
An object lesson in music for the heart, the head and the feet, Far from Over often sounds like vivacious folk music or displaced blues, reflects the hipness of Miles Davis’s 1960s postbop bands and 70s electronic ones or the contemporaneity of slow-burn Bad Plus buildups, and yet is consistently spine-tingling in improvisations that sound simultaneously inside and outside the harmonies.

Das ist wohl gerade das faszinierende: dass da alles zusammenfliesst, dass das Musik für Kopf wie Bauch ist, das inside/outside, das in der Tradition tief verankert sein und zugleich – bzw. gerade daraus – Wege zu finden, die wiederum völlig neu sind.

vorgarten

gypsy-tail-windDas ist wohl gerade das faszinierende: dass da alles zusammenfliesst, dass das Musik für Kopf wie Bauch ist, das inside/outside, das in der Tradition tief verankert sein und zugleich – bzw. gerade daraus – Wege zu finden, die wiederum völlig neu sind.

ja, so höre ich das auch. viele vergleichen sich da gerade einen wolf, miles‘ in a silent way, andrew hill, die kollegen bei organissimo entdecken ziemlich hilflos einen „steve-coleman-trend“, irgendwie stimmt das alles, aber so richtig kommt man da nicht weiter. das ist ja eine band aus lauter leuten, die ihr unvergleichlich eigenes ding machen (zumindest iyer, lehman, sorey, haynes), aber sie haben eben auch ziemlich viel erfahrung im miteinander-spielen. ich habe wirklich nie den eindruck einer supergroup oder all star band.

gypsy-tail-wind
An Hill und Coleman dachte ich beim Hören schon auch, ganz unwillkürlich. Und klar, bei Lehman schwebt ja immer auch Jackie McLean irgendwie über dem Raum … Das kommt alles irgendwie auch drin vor, aber es ist halt so viel mehr auch noch da (wieder Stichwort: Break Stuff – da wäre dann, wenn man denn solche Vergleiche aus der engeren Jazzwelt ziehen muss, neben Hill auch Horace Silver noch eine gute Referenz) und die ganzen Vergleiche spielen am Ende einfach keine Rolle, weil eben wirklich alles passt – und genau darum denkt man auch nie: Supergroup – das denkt man ja eher, wenn man zuviel zu starke Stimmen beisammen hat, die sich nie so richtig einig werden (was natürlich auch reizvoll sein kann, aber das muss man dann im Einzelfall betrachten).
Ach so: und es wäre jetzt an der Zeit, dass Mark Shim mal wieder ein Album als Leader machen dürfte … aber bitte bei Pi, Eicher würde den gewiss wieder zu sehr zurechtstutzen (ist auch wieder so ein Fall, wo man sich fragt, ob der selbst was auf die Reihe kriegt, was es mit den beiden Blue Notes eigentlich an sich hat etc. … vielleicht ist ja so ein Dasein als der coolste aller Sidemen für ihn auch das richtigste, wer weiss).

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba