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„Wenn man eine gesellschaftliche Idee dieses Humors suchen wollte, stieße man allenfalls auf eine etwas unangenehme Verachtung einfacheren Lebens und Geschmacks aus der Warte akademischen Bescheidwissertums.
Entlegene Ortsnamen wie Zella-Mehlis, Berufe wie Bademeister oder Fleischer, ästhetisch nicht avancierte Moden wie gestrickte Unterwäsche – das Aufrufen solcher, dem urban-bürgerlichen Leben fremden Stichworte und Praktiken wird in Der wüste Gobi immer als Tiefpunkt für ein Gefälle benutzt, das Lachen hervorrufen soll.“
Ob diese Analyse der ZEIT den Kern der Sache trifft, weiß ich nicht, aber vom Gefühl her hab ich das ähnlich empfunden: Zynisch, arrogant, herablassend, respektlos – und während ich das schreibe, wird mir klar, dass das eigentlich immer noch nach ner ziemlich guten Sache klingt, die mir eigentlich hätte gefallen sollen, aber trotzdem an keiner Stelle zünden konnte; vielleicht, weil dem Ganzen die Brüche fehlten und so etwas wie Liebe zu den Figuren, die hier von pseudo-cool kalauernden Drübersteher-Ermittlern einfach nur vorgeführt wurden.
Dazu ein Brechstangen-Humor, der jede Pointe rot einkringelte und zusätzlich mit Hinweispfeilen und fetten Smileys markierte, als wollte man die Parodie (die der Weimar-Tatort immer war) nun selbst in maßloser Übertreibung parodieren, was dann aber leider lediglich die Komik neutralisierte, ohne dafür durch Mehrwert an anderer Stelle zu entschädigen.
Statt Liebe gab’s verhinderten Sex. Dieses sich als (exemplarisch müder) Running Gag durchziehende Motiv bringt die ganze Tragik des (in seiner demonstrativen Stinkefingrigkeit womöglich sogar ehrenwerten) Versuchs metaphorisch auf den Punkt.
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Musik ist nicht was sie ist, sondern was sie den Menschen bedeutet. (Simon Rattle)