Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Jazz-Neuerscheinungen (Neuheiten/Neue Aufnahmen) › Antwort auf: Jazz-Neuerscheinungen (Neuheiten/Neue Aufnahmen)
soulpope
gypsy-tail-wind
Unglaublich, was gerade wieder an neuer Musik erscheint … Die neue ECM-CD von Anouar Brahem lief gestern zum zweiten Mal und ist sehr toll – Django Bates am Klavier ist äussert vielseitig, Holland/DeJohnette sind schlichtweg perfekt, Brahems Stücke bewegen sich irgendwo zwischen traditioneller Musik und Jazz, es gibt Raum für Improvisationen – und es gab gemäss seinen Liner Notes auch einige Diskussionen darüber, wie eng die Soli gehalten, wie die Stimmungen der Stücke beim Improvisieren eingehalten werden sollten usw. Das Resultat ist jedenfalls jeden Streit wert – wirklich klass!
Ist mir als (erfreuliches) Weihnachtspräsent auf den Rotator gekommen …. sehr scheene Scheibe, welche eine feinen aber bestimmten Puls innehat und nicht in vorbetretener ECM Stilistik vertrocknet …..
Die neue von Anouar Brahem ist wirklich toll, freut mich, dass sie auch an der Wien gefällt – ich hätte sie wohl trotz des prominenten Line-Ups eher ignoriert, wenn der Tipp von @vorgarten nicht gekommen wäre …
Habe mich ja auch mit der Aaron Parks/Ben Street/Billy Hart ausgesöhnt inzwischen, @atom, falls Du meine Skepsis mitgekriegt hattest – legte sie einfach am falschen Tag auf.
Die letzte von John Abercrombie finde ich auch sehr schön, dass dort Marc Copeland und Joey Baron mittun (sowie Drew Gress) hilft wohl auch. Die beiden sind seit ein paar Jahren im Trio von Gary Peacock (das, wie ich erst jetzt las, als Nachfolge-Trio zum 2014 aufgelösten Standards Trio von Keith Jarrett konzipiert worden sei? ist das offiziell, hatte ich überhaupt nicht mitgekriegt) – und die Peacock-CD ist wohl die schönste Überraschung, eher nur aus Gwunder (aka Neugierde) dazugekauft, doch die ist sehr, sehr gut – die erste des Trios muss wohl noch her.
Und wo ich gerade beim ECM-2017-Round-Up bin: die Django Bates muss nochmal in den Player (der Mann ist bei Brahen exzellent!), sie ist vom ersten Eindruck her aber ziemlich gut (erster Eindruck war ein gutes Stück besser – aber auch mit ein paar Fragezeichen – als bei Parks).
Ebenfalls nochmal in den Player muss die jüngste von Craig Taborn, die ich vom ersten Eindruck her aber super fand – las gerade auch noch (wie die alte Fastnacht) eine Rezension des Taborn/Potter/Harland-Auftrittes beim Unerhört, der anscheinend super war – war auch auf dem Papier eins der Sets, das mich neugierig machte, weil ich mir vorstellen konnte, dass das im Club live richtig druckvoll rüberkommt, und so scheint es gewesen zu sein …
Die CD von Avishai Cohen hörte ich im tollen Jazz-Laden in Florenz im Juni – und war mich ziemlich sicher, dass das Tomasz Stanko sei … die war damals brandneu und der Inhaber des Ladens fand sie offensichtlich super. Ich fand das, was ich dort 15 oder 20 Minuten lang hörte, schön genug, als dass ich sie später kaufte. Alles in allem ist das aber wohl etwas zu geschliffen für meinen Geschmack, etwas zu hübsch.
Was war noch? Ach ja, die vierte ECM-CD von Tim Berne und seiner Gruppe Snakeoil, zum zweiten Mal als Quintett mit Gitarre … schrieb ich neulich beim ersten und bisher einzigen Hörgang ein paar Zeilen. Bernes Musik kommt mir immer enorm düster vor, ich mag sie nicht oft hören bzw. es muss am richtigen Tag geschehen … vom ersten Eindruck her finde ich aber das Vorgänger-Album etwas stärker, der konstante Steigerungslauf der ersten drei auf ECM (es gab davor ein erstes Snakeoil-Album, nicht auf ECM, das ich nicht kenne) kann damit für mein Empfinden nicht weitergeführt werden. Aber das macht nichts, das Ding ist einmal mehr faszinierend in seinem Sog. Irgendwer schrieb (eine AAJ-Rezension?), das sei Musik ohne Adjektive – die Idee gefällt mir, denn tatsächlich ist es sehr schwierig, zu beschreiben, was Bernes Musik ausmacht, sie kann vielleicht nur erfahren werden. Aber das ist dann ja doch wieder eine Platitüde, die man auf alle Musik anwenden kann.
Ach ja, damit kann man nicht enden, zum Glück habe ich noch eine vergessen, die aber auch bloss ein allererstes Mal lief: „Gnosis“ von David Virelles, dem Pianisten aus Kuba. Dafür finde ich auch keine passenden Worte – es handelt sich um eine Klangskulptur, in der verschiedene Dinge zusammenfinden, die vielleicht bisher nicht so ganz zusammengehörten, aber hier klappt das schon ziemlich toll.
—
Jedenfalls ein wahnsinnig gutes Jahr … den Jahresrückblick liefere ich dieses Jahr wohl erst Mitte Januar, will mich die nächsten – freien – Tage nochmal durch einen Stapel durchhören, zwei – Jahresrückblicks – Sendungen für StoneFM zusammenstellen … und erst danach finde ich wohl die nötige Ruhe bzw. habe die Liste parat.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba