Das Morrissey-Interview im Spiegel, das ich nun mehrfach vollständig durchgelesen habe, lässt bei mir noch immer ein gemischtes Gefühl aus Verwunderung und Irritation zurück.
Ich beschränke mich zunächst mal auf die Passagen, die für die meiste Aufregung gesorgt haben dürften:
„Vergewaltigungshauptstadt“
Eine unangemessene Übertreibung, auch wenn es ihm wohl ernsthaft am Herzen liegt dieses gravierende Thema anzusprechen. Aber in solcher Verknappung ist das nicht zielführend.
„Multikulturalismus“
Auch hier sind die Antworten von Morrissey alles andere als befriedigend. Aber auch hier findet keine richtige Verständigung statt. Man müsste doch erstmal klären, was unter so einem schwammigen Begriff wie „Multikulturalismus“ verstanden wird. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass Morrissey grundsätzlich ablehnt, dass Menschen verschiedener Kulturräume und Nationalitäten in einem Land zusammenleben und auch interagieren, so wie es in Deutschland ja zum Glück die Regel ist. Ich würde weiterhin Deutschland als ein Beispiel für gelungene Integration sehen, auch wenn es natürlich Ausnahmen gibt.
„Millionen Menschen sind für die deutsche Identität gestorben“
Das finde ich äußerst schwammig. Wen meint er mit den „Millionen Menschen“? Vielleicht etwa ausschließlich die deutschen Soldaten? Oder die Opfer? Oder gar alle?
Und „für“ halte ich für unglücklich. Besser wäre gewesen er hätte „wegen“ oder „aufgrund“ gesagt.
Dass an dieser Stelle vom Journalisten nicht nachgehakt wurde, ist mir unverständlich und mit schludrigem Frageverhalten noch milde umschrieben.
„Trump / Knopf / tot“
Eine provokante und vollkommen hypothetische Fragestellung, deren Beantwortung durch Morrissey mich persönlich aber nicht aufregt.
Insgesamt habe ich schon den Eindruck bzw. das Gefühl, dass im Interview der Schwerpunkt darauf lag, Morrisseys stets latent vorhandene provokative und auch Übertreibungsrhetorik aus ihm herauskommen zu lassen, ohne kritisch nachzufragen oder in einen Dialog einzutreten.
Amüsant fand ich folgende Aussage: „Manche Menschen sind ohnehin schon sehr ungeschickt, wenn es um Romantik geht. Sie wissen nicht, was sie tun sollen, und dann wirkt ihr Verhalten aggressiv.“
zuletzt geändert von mozza--
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