Antwort auf: jazz nach dem jazz – (US-)Jazz 1975-85

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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vorgartenmerci zweieinhalb nachfragen: – goldene jahre heißt nicht, dass du mitte der 70er nur noch mit melancholischem blick auf die aktuelle szene geschaut hast, sondern, dass du versucht hast, die helden der 50er und 60er weiterzuverfolgen, richtig? – gab es ab 75 richtiggehende neu-entdeckungen, sachen, von denen du unmittelbar fan wurdest? (- und wann ist bei dir eigentlich der schnitt, nach dem du aktuellen jazz nicht mehr (so) verfolgt hast?)

ad „goldene Jahre“ : ja so wie Du sagst, ich habe quasi gleichzeitig die Gegenwart und die Vergangenheit bearbeitet/-wältigt und Letztere hat halt – wie zumeist – einen romantisierenden Aspekt an sich ….

ad wichtige Neuentdeckungen : schliesst irgendwo an die vorherige  Antwort an, meine persönlichen „Neuentdeckungen“ waren gleichzeitig in der Vergangenheit und der Gegenwart und mit dem Aufleben von Soul Note + Black Saint jagte ja fast ein Highlight das nächste (z.B WSQ „Steppin`“, Andrew Cyrille „Metamusician Stomp“, Frank Lowe „The Flam“ etc) …. Cadillac veröffentlichte David Murray „The London Concert“ ….India Navigation feuerte aus vollen Rohren mit tollem Stoff von Arthur Blythe, Chico Freeman, Cecil McBee  ….. ECM war ein Faktor mit „Old And New Dream“, De Johnette und seiner 2ten „Special Edition“ Scheibe, die Weltmusik von Egberto Gismonti „Danca Des Cabecas“ und den „Nice Guys“ vom Art Ensemble …. Steve Lacy mit superben Aufnahmen für hatART ….und Von Freeman kam aus der Vergangenheit in die Gegenwart mit 2 grossen Scheiben auf Nessa und dem Livemitschnitt auf Daybreak …. ich schreibe aus dem Gedächnisz und doch fallen mir permanent weitere Scheiben ein – es waren wirklich unglaublich fruchtbare Jahre ….

ad der „Schnitt“ ) der Schnitt kam schleichend und hatte mehrere Faktoren …. mit den „Young Lions“ kam ein ziemlich unverblümter Retroansatz zum tragen welcher zuerst amüsant jedoch bald langweilig wurde (hier natürlich die ganze leidige Saga zum Thema Wynton Marsalis) …. gleichzeitig war die „Free Szene“ in einem Er-/Ausschöpfungszustand …. die tourenden Musiker waren immer öfter die kleinen und größeren Heroen der Vergangenheit und die Marktpräsenz der CD verstärkte den Fluss an Reissues weshalb der Vergleich der alten und neuen „Produkte“ immer öfter passieren musste und vielmals (retrospekiv oft Äpfel mit Birnen vergleichend) zum Nachteil der Neuproduktionen ausfiel …. meine schon erwähnten mannigfaltigen Musikinteressen spielten auch eine Rolle (ich sollte ja u.A in den Folgejahren schwergewichtig dem Southern Soul anheimfallen ….) …. und auch das Privatleben mit Amouren bzw deren Exits und das Eltern=älter werden ab Mitte der 90er stellte die Weichen ganz neu – Musik wurde von der Hauptsache zu einer wichtigen Nebensache reduziert und dies hat sich erst in den letzten 1-2 handvoll Jahren durch den Lebenskreislauf wieder geändert ….

 

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  "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)