Antwort auf: jazz nach dem jazz – (US-)Jazz 1975-85

#10276819  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

Beiträge: 12,004

gypsy-tail-windIch wollte ja schon mal leise Widerspruch anmelden (im Sinn von: aber Strazzeri, Tirabasso, Rodney, Sullivan, was weiss ich … ist das noch relevant 1975 oder später?), aber es gehört wohl gerade zu der Zeit, dass es diese Unschärfe gibt, dass Bebopper elektrisch werden und komische Ideen haben (das seltsame Ira Sullivan-Album auf Nessa – das ist im Katalog schon irgendwie ein Ausreisser in die Mittelmässigkeit), dass dieselben Labels Mainstream neben Interessanterem plazieren (bei Elektra ja auch gleich noch neben Pop) usw.
Aber das genau die Frage ist, ist wohl auch schon ordentlich unscharf –

ich finde das schon spannend, vor allem, weil ich so wenig darüber weiß – wenn ich zum beispiel von beboppern, die elektrisch werden und komische ideen habe, lese. ich habe mich auch immer gefragt, ob es nicht ein irgendwie auch dokumentiertes stoisches bei-sich-bleiben von be- & hardboppern gab, an das dexter gordon bei seinem HOMECOMING mühelos anschließen konnte (in skandinavien hatte sich das zwischenzeitlich ja auch gut konservieren lassen). und dann wäre die frage, ob die jungen neotraditionalisten wiederum dort anknüpften oder eigentlich was anderes machten.

daneben lässt sich in unserer label-sammlung ja jetzt schon systematisieren, dass es einen schwung neuer selbstverwaltungsanstrengungen von musikern gab (z.t. verzahnt mit der loft-szene und ihren auftrittsorten), für die sowas wie sun ras saturn-label ein gutes vorbild gewesen sein könnte.

dann gab es hier und da möglichkeiten für musiker, genau das gleiche zu machen wie in den 50ern oder 60ern.

und dann gibt es diese spannende fraktion der musiker und produzenten mit „komischen ideen“ – mit welcher art von pop oder kommerz wurde da geflirtet, wovon verabschiedete sich der markt („spiritual jazz“ z.b., den man seit einiger zeit ja wieder hervorragend verkaufen kann, was dann vielleicht jemanden wie kamasi washington hervorbringt), wie veränderte sich das, was als jazz verkauft wurde (auch: musiktheoretisch, andere sounds, andere gesten dahinter, anderes material usw.), und (für mich am interessantesten): gab es darunter nicht auch was spannendes, was eigentlich einer entdeckung wert wäre? sowas wie SONG X z.b., coleman plus metheny plus guitar synth plus electric drums, das ganze ausgerechnet auf geffen…

--