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vorgarten
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ich finde so begrifflichkeiten ja selber bescheuert, aber ich frage mich wirklich, ob hier nicht die bezeichnung „state of the art“, zumindest von jazz im engeren sinne, passt? ich habe das album jetzt 5 mal gehört und bin immer noch verblüfft, was da alles in unter 60 minuten zusammenfließt. es gibt eine aufmerksamkeit für grooves (egal, ob aus hiphop, techno, raga oder was auch immer das im einzelnen kommt), für dramaturgie (diese ganzen stücke, die am ende nicht wieder ins thema fließen), für resonanzen (allein die wirklich ausklingenden letzten momente), für individuelle stimmen (lehmans letztes solo, unfassbar), für risiko (ziemlich viele spielfehler, auch bei iyer selber), für grundsätzliche offenheit… in meinem haynes-sound-fetisch werde ich ja total abgeholt, aber wie iyer dessen elektronik-geschichten umspielt und ihnen raum gibt, das klingt interessanter als die ganzen laswell-experimente, in denen haynes ja sonst damit unterwegs ist. die spektral aufgespannten akkorde stehen sehr überraschend gegen die einzelstimmen, iyer techno-codes sind komplett teil seines improvisationsstils geworden, da gibt es nichts pseudo-hippes oder anbiederndes mehr.
ein leichtes problem habe ich mit farbers ecm-sound, vor allem die bläser hätten mehr schärfe gut vertragen können. aber das geht schon so in ordnung. und dieses hiphop-ding „nope“ (youtube-kommentar: „als hätten ornette und dilla ein baby gezeugt“) kommt im ecm-hall-raum schon ziemlich toll.
ich könnte jetzt noch eine menge mehr schreiben. ich bin sehr gespannt, ob das ding einen crossover hinkriegt. die erschreckend uninformierte pitchfork-review ist ja leider nicht sehr hilfreich.
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