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hal-croves
אור

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Adam Green – Sixes & Sevens (2008)

Der Titel ist gut gewählt. Adam Green entwirft in seinem fünften Soloalbum ein ziemlich krauses Crossover zwischen Hippie-Schlagerpop, Siebziger-Discosound und klassischer Las-Vegas-Show. Die große Klammer wiederum, die das ganze Sammelsurium zusammenhält, ist ein riesiges Zwinkersmiley, hinter dem sich, wie bei Morning after Midnight, auch mal gähnende Leere verbirgt. Andererseits ist auf diesem seltsamen Album auch Platz für It’s a Fine, eine wunderschöne, ruhige Ballade, während Exp. 1 kompletter Bullshit ist. Außerdem ist die Platte viel zu lang.

Doch kaum habe ich das geschrieben, überrascht mich plötzlich und geradezu mit Urgewalt das Slideguitar-Gewitter mit Indianergetrommel in Leaky Flask. Und Bed of Prayer verzaubert und entführt uns in unseren inneren Urwald. Das ist dann wohl auch die größte Stärke von „Sixes & Sevens“: dass sie in ihrer chaotischen Vielfalt echte Höhepunkte bereithält, die den Hörer bereitwillig das Chaos als Vielfalt gutheißen lassen.

Allerdings hat kein Song auf Kraut und Rüben das Format, herauszuragen und in Erinnerung zu bleiben. Dazu fehlt dann doch zu sehr ein charakteristischer Kern, der einem großen Lied sein unverwechselbares Gepräge gibt. Unterhaltungsmusik für ratlose Kiffer mit Geschmack – auf dieses Motto könnte man „Sixes & Sevens“ ein wenig boshaft bringen, aber nicht ohne anzuerkennen, dass es gute Unterhaltung ist, die Adam Green uns da angedeihen lässt.

Tracklist:
1. Festival Song
2. Tropical Island
3. Cannot Get Sicker
4. That Sounds Like A Pony
5. Morning After Midnight
6. Twee Dee Dee
7. You Get So Lucky
8. Getting Led
9. Drowning Head First
10. Broadcast Beach
11. It’s A Fine
12. Homelife
13. Be My Man
14. Grandma Shirley and Papa
15. When A Pretty Face
16. Exp. 1
17. Leaky Flask
18. Bed of Prayer
19. Sticky Ricki
20. Rich Kids
Bonus Tracks on some editions:
21. Heartbreaker
22. Spoonful (Live)
23. I Wanna Die (Live)
24. Salty Candy (Live Austria Nuke Festival 2006)

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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=