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Vor einiger Zeit in der jede-CD-5 Euro-Kiste gefunden:
Elis Regina & Antonio Carlos Jobim – Elis & Tom (1974)
Liederabend mit Elis Regina und Antonio Carlos Jobim. Zwei brasilianische Nationalheilige, der Professor und der Wonneproppen, denke ich wenn ich mir das Cover anschaue. Und die Musik auf diesem Album ist auch von diesem Gegensatz geprägt, vor allem bei der Jahrundertaufnahme von Águas de Março, das Elis und Tom im Duett singen, sich gegenseitig den Ping Pong-Ball zuspielen, Jobim anscheinend ganz beherrscht aber gerade dadurch provokant, womit er Elis beinahe aus der Fassung bringt bis sie fast lachend losprustet. Jobim ist der raffinierte Komponist, Elis die gefühlvolle Interpretin, die sich im Verlauf von 37-minuten durch ein emotionales Spektrum von sprühender Lebensfreude bis zu Tode betrübt hangelt. Ob Elis Regina diese Stimmungschwankungen selbst auch so erlebt hat? Mit 36 Jahren beförderte sie sich unfreiwillig mit einem Cocktail aus Kokain und Alkohol ins Jenseits.
Bossa Nova beeinflusst, aber nicht nur, einiges ist jazzy und es gibt auch einige Stücke mit eleganten Orchesterarrangements.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)