Antwort auf: Umfrage nach den besten zweiten Alben

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wahr

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mikkoHier jetzt meine Top 20 der zweiten Alben mit Erläuterungen:
1. LED ZEPPELIN – Led Zeppelin II
Die Band Led Zeppelin hat mich von Anfang an begeistert. Im Grunde bin ich und war ich immer ein Rocker. Und diese heftigen verzerrten Gitarrenklänge mag ich sehr! Damals und für ziemlich lange Zeit war das dritte Album der Band mein liebstes, wegen dieser Mischung aus Rock und Folk, laut und leise, brachial und filigran. Inzwischen ist das Debüt mein liebstes, einfach weil da alles stimmt und weil es das beste Blues Rock Album ist, das ich kenne. Betonung auf Rock natürlich. Die zweite LP mochte ich eine Zeit lang auch noch lieber, weil es meine erste von Led Zeppelin war und weil sie natürlich die wohl populärste, erfolgreichste LP der Band ist. Da hat meine Wertschätzung inzwischen geringfügig nachgelassen, aber für das beste zweite Album reicht es allemal noch.

Die allgemeine Led Zep-Begeisterung vieler Rock-Hörer ist mir ein Rätsel. Bei mir scheinen bestimmte DNA-Stränge zu fehlen oder mutiert zu sein. Ich höre normalen, eher uninspiriert geklauten Bluesrock, noch dazu recht mumpfig produziert. Nur mit den traumgleichen Folkdingern von ihnen kann ich was anfangen, und mit Kashmir. Ich könnte noch nicht mal das Gitarrenspiel von Jimmy Page heraushören, würde mir eins heimlich begegnen. Keine Minute von z.B. Bue Cheers Version von „Summertime Blues“ würde ich gegen irgendwas von Led Zep tauschen wollen. Aber das macht ja nichts, sehr sehr viele Menschen sehen das sehr viel anders. Sonst wärs ja auch langweilig.

2. SMALL FACES – Small Faces
Die zweite LP der Small Faces ist ihre erste auf Immediate. Nach dem Debütalbum auf Decca (1966) hat ihre alte Plattenfirma zwar noch ein zweites Album rausgehauen, nachdem die Band bereits zu Immediate gewechselt war, aber das ist eigentlich nur eine Sammlung von Hit Singles nebst Resteverwertung. Und diese Platte erschien gegen den Willen der Band. Insofern zählt sie in meinen Augen nicht wirklich, obwohl die Musik darauf natürlich nicht schlecht ist. Ein großer Fan der Small Faces bin ich, seit ich sie das erste Mal im Radio hörte im Frühsommer 1967. Die Band gehört für mich zu den fünf besten englischen Bands der Sixties. Diese erste Langspielplatte bei ihrem neuen Label enthält so viele tolle Ideen, großartige Songs und klingt noch heute so frisch wie damals. Und zwar schon die englische Originalversion der LP. In Amerika wurden dann noch die Hit Singles des Jahres 1967 drauf gepackt und die LP hieß dann „There Are But Four Small Faces“.

Mit den Small Faces habe ich mich nie beschäftigt. Da ich auch den ersten Jahren der Stones nur mehr bedingt was abgewinnen kann (nämlich eigentlich nur dem Debut und ein paar anderen Tracks noch hier und da), glaube ich, dass die Small Faces eher nicht so die Richtung sind, in die ich meinen Bus starten werde.

3. THE ROLLING STONES – No. 2
Die frühen Stones habe ich erst später richtig kennen und lieben gelernt. Meine erste Stones LP war „Big Hits (High Tide and Green Grass)“. Die Platte hatte ich mir zum Geburtstag gewünscht 1967 und sie dann auch bekommen. Den ganzen Streit Beatles vs. Stones hab‘ ich nie mitbekommen. Dafür war ich entscheidende 2-3 Jahre zu jung. Was die frühen Stones Platten für die Beat Fans in den Jahren 1964-66 bedeuteten, habe ich erst viel später verstanden. Und so ist meine eigene Begeisterung dafür keine unmittelbare, obwohl es gerade die kraftvolle und ungestüme Unmittelbarkeit der Perfomance auf der Rolling Stones No. 2 ist, die mich heute mehr begeistert als noch vor 20 oder 30 Jahren.

Siehe Small Faces: Das Stones-Debut halte ich in Ehren, von ihrer Energie her, ihrer stoischen Arroganz – und ihrer Produktion, die ich tatsächlich besser, weil schärfer und direkter finde, als die nachfolgenden, gelobten Aufnahmen bis Aftermath, die ja vorwiegend in den USA entstanden sind, wenn ich mich nicht irre. Der Zweitling der Stones ist mir einfach zu zahm.

4. EPPU NORMAALI – Maximum jee & jee
Eppu Normaali sind die beste finnische Band aller Zeiten. Gegründet 1976 waren sie zunächst eine Punk Band, allerdings eine, die von Anfang an auch ihre Vorbilder im englischen Pub Rock hatte und im Songwriting und Gitarrensound John Fogerty und CCR nacheiferte. Auch The Who waren ein Einfluss, wie man schon am Cover der zweiten LP sehen kann. „Maximum jee & jee“ ist dann auch eigentlich eher eine schnörkellose klassische Rock’n’Roll Platte mit wirklich tollen Songs, die ganz schnell zu Ohrwürmern werden, selbst wenn man die Sprache, die da gesungen wird, nicht versteht. Und ihr bester Song, der leider nie eine offizielle Single war, ist auch drauf: „Njet Njet“. Die LP erschien übrigens 1979.

Finde ich wunderbar, dass du ein großes Herz für finnische Rockmusik hast. Da werde ich auf jeden Fall mal reinhören. Ich kenne und schätze ja nur 22 Pistepirkko, bin da also sehr unwissend, aber interessiert. Gilt auch für Pekka Streng und Madrugada.

5. OASIS – (What’s The Story) Morning Glory
Was soll ich denn zu dieser Platte sagen, was nicht schon zig-fach von anderen gesagt wurde? Es ist das beste Album der Band. Da bin ich mit über 22 Millionen Käufern weltweit anscheinend einig. Die Gallaghers haben es damals bestens verstanden, Großmäuligkeit und tolles Songwriting (Noel natürlich), geniale Gitarrenriffs (wieder vor allem Noel) und eine fette Studio Produktion auf effektive Weise zu verbinden. Das Album strotzt vor Hits. Aber auch die Tracks, die nicht als Single in den Charts für Furor sorgten, sind einfach großartig. „She’s Electric“ und erst recht „Champagne Supernova“ sind immer noch viel grandioser als fast alles, was 1995 im UK als Single erschien!

Anlässlich Dinosaur Jr.s „You’re Living All Over Me“ fiel mir ein, dass es eine gute Idee sein kann, zu schneller Musik langsam und gelangweilt singen. Zu langsamer Musik, besonders zu langsamer Rockmusik, langsam und betont cool zu singen und womöglich noch Vokale übertrieben zu dehnen, ist keine gute Idee. Damit ist mein Problem mit Oasis erklärt.

6. NIRVANA – Nevermind
Diese Platte ist eine geniale Mischung aus Pop, Teenage Angst, kontrolliertem Lärm, Gefühl und Härte und nochmal Pop!

Ein „Pop“ von zwei würde ich abziehen, ansonsten stimme ich voll zu. : )

7. KING CRIMSON – In The Wake Of Poseidon
Das Debüt von King Crimson hat mich damals voll erwischt. Und es ist bis heute eine meiner liebsten Langspielplatten überhaupt. Das zweite Album knüpft soundmäßig und auch vom Songwriting direkt beim ersten an. Schon deshalb mag ich es ebenfalls sehr gern. Und obwohl inzwischen nur noch Robert Fripp von der Originalbesetzung übrig war, klingt die Platte gar nicht so viel anders. Greg Lake hat allerdings noch fast alles gesungen, obwohl er bereits Keith Emerson zugesagt hatte, künftig mit ihm und Carl Palmer gemeinsame Sache zu machen. Andererseits gibt es auf „In The Wake Of Poseidon“ auch recht jazzige Passagen, die der Keyboarder Keith Tippett zu verantworten hat, und die dazu führten, dass ich mir etwas später das Doppelalbum „Septober Energy“ von Centipede zulegte, das Robert Fripp übrigens produzierte. Das gehört aber eigentlich woanders hin.

Absolut verdient hier genannt. Tippett steuert einige Höhepunkte bei. Das war sowieso eine Stärke von King Crimson, keine Angst vor Jazz und lichten Löchern zu haben, also nicht jeden Raum mit kompositorisch vorgezeichnetem Sinn auffüllen zu müssen. Letzlich der Grund, warum sich Bill Bruford irgendwann gegen Yes und für King Crimson entschied.

8. JETHRO TULL – Stand Up
„Stand Up“ ist tatsächlich mein Lieblingsalbum von Jethro Tull. Ebenso wie beim Debüt von King Crimson verbinden sich damit sehr persönliche und angenehme Erinnerungen. Zwar hat das Jethro Tull Debüt in den letzten Jahren enorm aufgeholt, und für einen Moment glaubte ich gar, ihm den Vorzug geben zu müssen. Doch hat sich das nach etlichen vergleichenden Spins nun wieder „normalisiert“ sozusagen. Beim Debüt war noch Mick Abrahams beteiligt, der der Platte seinen Blues Stempel aufdrückte, was ich durchaus daran schätze. Aber auch bei „Stand Up“ ist noch was vom Blues übrig, auch wenn Mick Abrahams inzwischen mit Bloodwyn Pig ebenfalls tolle Musik spielte. Eigentlich ist „Stand Up“ das klassische Ian Anderson Album. Ians Songwriting, seine Performance und sein Ideenreichtum waren später nie mehr so durchgängig gut und konstant auf einem Album.

Nee, da ist der Bluesrock wieder, zu dem ich in dieser Form keine Beziehung mehr aufbauen kann. Ich kenne die Platte von meinem Schwager. Ich hörte seine Plattensammlung durch, wenn ich Abends auf meine Neffen aufpassen sollte. Er hatte Anfang der 70er einen „Bluesclub“ (das war wahrscheinlich einfach nur eine kleine Gruppe von Gleichgesinnten, die sich eben so nannten), das weiß ich, weil viele der Platten einen kleinen Aufleber hatten, auf dem stand „Bluesclub 70“. Ich entdeckte John Mayall, die Stones, Beefheart, Edgar Broughton, Spooky Tooth und ELP und vieles andere an diesen Abenden. Geblieben sind die Stones, Beefheart und „Tarkus“. Manchmal träume ich noch von „A Passion Play“.

9. JULIE DRISCOLL, BRIAN AUGER & THE TRINITY – Streetnoise
Bei dieser LP bzw. Doppel-LP wird sicher gemosert werden, es ist nicht das zweite Album. Für mich ist es das aber schon. Zwischen dem Debüt „Open“ (1967) und „Streetnoise“ (1969) gab es zwar noch zwei LPs von Brian Auger & The Trinity, allerdings ohne Julie Driscoll. Und ich finde, das ist entscheidend. Wenn man mag, kann man die LPs auch als Julie Driscoll Platten zählen. Dann passt es. Neben ziemlich ambitionierten eigenen Kompositionen sowohl von Driscoll wie von Auger enthält die Doppel-LP etliche tolle Cover, die nicht nur wegen der jazzigen Arrangements, sondern vor allem wegen Julie Driscolls phantastischer Stimme überzeugen!

Ich habe keine rechte Erinnerung mehr daran. War recht orgellastig, oder?

10. SPOOKY TOOTH – Spooky Two
Diese zweite LP der Band Spooky Tooth war damals die erste, die ich wirklich mitbekommen habe, die ich mir auch recht zeitnah kaufte. Nicht zuletzt wegen der damals nur hier in Deutschland erschienenen Single „Waiting For The Wind“ war ich ziemlich bald großer Fan. Das Album ist für mich auch ihr bestes. Tolle Songs, großartige Atmosphäre – so zwischen Hard Rock, Psychedelia und aufkommendem Prog Rock. Das Album davor und auch das der Vorgänger Art lernte ich erst einige Jahre später kennen. Dafür kaufte ich damals spontan das Nachfolgealbum „Ceremony“ mit Pierre Henry und war erstmal ziemlich irritiert. Inzwischen bin ich aber auch davon durchaus angetan.

Gibt mir irgendwie nichts mehr. Siehe „Bluesclub 70“.

11. LOU REED – Transformer
Auch hier – das beste Album! Zumindest das beste Solo Album von Lou Reed. Und mit dieser Platte hab‘ ich ihn damals auch kennen gelernt. Die Platte lief ständig auf unseren Feten, und es wurde eifrig dazu getanzt. „Walk On The Wild Side“ fand ich sofort ganz großartig. Worum es im Text ging, das hab‘ ich dann erst rausgefunden, als ich anfing, ein bisschen genauer hinzuhören. Und vor allem, als ich dann auch Lous Vorleben mit The Velvet Underground erforschte. Die kannte ich vorher nämlich noch gar nicht. „Vicious“, „Satellite Love“, „New York Telephone Conversation“, „Perfect Day“ – alles wunderbare Songs! Und “Goodnight Ladies” spielte ich später jahrelang als Rausschmeißer, als ich als DJ tätig war.

Großartig und völlig zurecht von vielen hier genannt. Darf sehr gerne in der Gesamtwertung die Nummer 1 werden.

12. COLOSSEUM – Valentyne Suite
Das ist das einzige Album der Band, das ich besitze. Dafür hab‘ ich es aber schon damals gekauft. D.h. relativ bald nach Erscheinen, so 1970 ungefähr. Auch das eine LP, die oft bei Feten gespielt wurde damals, vor allem das Titelstück und „The Kettle“. Diese Art von Jazz Rock gefällt mir bis heute sehr. Der restliche Output der Band hat mich nie so sehr angetörnt.

Orgellastig, Teil II. Ewig nicht gehört, nie besessen. Ich bring die in Gedanken immer mit Brian Augers & The Trinitiy durcheinander.

13. KALEIDOSCOPE – Faintly Blowing
Die englischen Kaleidoscope habe ich ehrlich gesagt erst in den frühen 1980er Jahren entdeckt. Ihre wunderbaren Singles tauchten auf Tapes auf, die ich von meinem Freund Hans-Jürgen Klitsch zugeschickt bekam. Und dann las ich in Fanzines über die Band. Ihre beiden LPs wurden etwas später wiederveröffentlicht. Und ich liebe alle beide sehr. „Faintly Blowing“ ist die etwas verhaltenere, nachdenklichere LP der beiden. Typische englische PopSike Musik. Tolle Melodien, fast wie Kinderlieder. Und großartige luftige Arrangements mit zeittypischer Instrumentierung. Hier wie gesagt etwas düsterer, melancholischer als auf dem Debüt.

Da werde ich mal reinhören. Kenne ich nur vom Namen, vielleicht aber auch da nur die US-Band. Du hast mein Interesse geweckt.

14. ROXY MUSIC – For Your Pleasure
Vom Roxy Music Debütalbum wurde ich damals vollkommen überwältigt! Als ich die LP zum ersten Mal hörte war ich total platt, sprachlos! So anders, so kreativ, so überdreht! Beim zweiten Album war natürlich dieser Überraschungsmoment nicht mehr gegeben. Dennoch ist auch diese LP ein Ausbund von grandiosen Song- und Soundideen. Das ist nicht einfach GlamRock. Das ist so viel mehr!

Kann dir nur zustimmen. Darf gerne Platz 2 in der Gesamtwertung …

15. THE PRISONERS – TheWiserMiserDemelza
Der Sound der Sixties kam zurück in den frühen 1980er Jahren. In diese musikalische Szene bin ich von Anfang an tief eingetaucht mit Haut und Haaren. The Prisoners waren in England das Flaggschiff dieser Szene. Die klassische Neo Mod Band. Vom Outfit bis zum Klanggewand absolut stilsicher und sogar stilprägend! Die zweite LP der Band ist ihre beste! So viele absolut großartige Songs! Diese Hammond Orgel, die Gitarrenriffs, der Gesang – alles perfekt!

Neo-Sixties-Bands habe ich auch in der ersten 80er Hälfte gehört. Bis Hüsker Dü kam (für mich ca. 1987). Sowas wie Plasticland und Spacemen 3. Spacemen 3 höre ich immer noch. Die bunten Neo-Psychedeliker eher nicht mehr.

16. PAUL ROLAND – Danse Macabre
Auch hier kann man wieder streiten, ob das tatsächlich das zweite Album ist. Mit den Midnight Rags veröffentlichte Roland bereits 1980 eine LP. Und „Danse Macabre“ erschien relativ zeitgleich mit „A Cabinet Of Curiosities“. Allerdings ist letztere LP wieder eher eine Compilation, noch dazu nur in Frankreich erschienen. Wie auch immer, „Danse Macabre“ war meine erste LP von Paul Roland. Ich war sofort fasziniert von diesen vom viktorianischen England, Fantasy, Gaslicht-Roman Flair und einer leicht morbiden Atmosphäre getragenen Songs. Paul Rolands Musik ist das Pendant zur Schauerliteratur der Romantik, die ich eigentlich bis heute sehr liebe.

Paul Roland kenne ich von einem alten BamCaruso-Sampler („Meanwhile Back At The Ranch…“), den ich immer noch besitze. Hat mir damals gut gefallen. Kommt einen Eintrag in mein Plattenbüchlein.

17. PEKKA STRENG – Kesämaa

Kommt ebenfalls ins Plattenbüchlein.

18. MADRUGADA – The Nightly Disease

Finnland Teil III. ->Plattenbüchlein

Viele schöne Anregungen, Mikko. Herzlichen Dank nochmal für die kommentierte Liste! Und danke auch, dass du dir die Mühe machst, auch andere Listen zu kommentieren.