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redbeansandriceJa, das ist ein Berliner Thema, irgendwie, und meinetwegen auch ein Münchner…. und ich nehm das gerne auf meine Kappe, dass ich wenig Verständnis für Leute hab, die meinen, es sei ihr Recht, 100 Jahre zu den gleichen Konditionen in der gleichen Strasse zu wohnen… aber ich bin in den letzten Jahren auch alle zwei in eine andere Stadt gezogen, ohne dabei so reich zu werden, dass ich über Eigentumswohnungen nachdenken könnte. Da ist das Mitleid mit Leuten, die sich ihren Stadtteil nicht mehr leisten können, naturgemäß beschränkt (ich will ja auch kein Mitleid für meinen befristeten Arbeitsvertrag)… Was mich an dem Lied neben dem unfassbar stumpfen Refrain irgendwie am meisten irritiert, ist der Neid, der da mitzuschwingen scheint. Manche von uns haben reiche Eltern, andere hungern, in Westeuropa sind die meisten irgendwo dazwischen – genau wie CR und ich. Dass man da umverteilen will, meinetwegen, aber dass man eine Single darüber veröffentlicht, dass die Nachbarn durch Kauf einer Eigentumswohnung die Erbschaftssteuer umgehen und auch noch drüber reden… Ich kann solches Gerede auch nicht gut hören, aber so ein Lied ist trotzdem bitter ohne interessant zu sein.
Das Thema ist ein sehr prosaisches, das sich vielleicht nicht sooo gut für die Umsetzung in Lyrik eignet. Ich glaube, dass ich die Rösinger es mal während einer Protestveranstaltung gegen Gentrifizerung habe singen hören. Da passt das sicher besser hin. In Berlin nimmt dieses Problem in den letzten Jahren aber solch dramatische Dimensionen an, dass es nachvollziehbar ist, dass die R. das mal so plakativ rausposaunt. Die Absicht ist löblich, das gewählte Format vielleicht nicht optimal. Ich finde den Song auch nicht doll und er ist auch keineswegs repräsentativ für das Album. Die Single täuscht!
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)