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Ottmar Hörl – Handlungsanweisung zur Erlösung des Schwarzen Quadrats – Kunstverein Mannheim, 5.2. bis 16.4.2017

Größere Bekanntheit erlangte der Konzeptkünstler und Bildhauer Ottmar Hörl 2009 wegen seiner Hitler-Gartenzwerge, die frech den rechten Arm zum Hitlergruß heben und die Kunstprovokateur Hörl in serielle Produktion aus Kunststoff gab, um die Zwerge anschließend an öffentlichen Plätzen in Reih und Glied zu positionieren. Hörl hatte sich damals für diesen Werkstoff entschieden, da „im öffentlichen Raum solche Großprojekte finanziell in keinem anderen Material möglich gewesen wären“. Hinterher ermittelte die Staatsanwaltschaft Nürnberg zeitweise gegen ihn. Ein Promotion-Gag? Wahrscheinlich auch ein bisschen. Alltagskultur steigt zur Kunst auf, das kennen wir doch irgendwoher.

Im Mannheimer Kunstverein eröffnete Skulpteur Ottmar Hörl nun während einer drängend vollen Vernissage am vergangenen Sonntag seine jüngste Sonderausstellung unter der verschwurbelten Überschrift „Handlungsanweisung zur …“, wo der 67-Jährige pechschwarze Objekte zeigt wie einen runden monolithischen Turm bestehend aus Aktenordnern und Tischen, auf denen geöffnete Ordner liegen, in denen ausschließlich schwarze unbeschriftete Seiten abgeheftet sind. Tintenschwarz wie der Nachthimmel zur Geisterstunde. Auf der Vernissage befand sich unter den Besuchern der Schriftsteller Rafik Schami, der nur wenige Dörfer entfernt bei mir in provinzieller Nähe wohnt. Hörls Hitler-Gartenzwerge sind nicht dabei, eigentlich schade, hier und da einer hingesetzt hätte das doch ein hübsches Selbstzitat ergeben. In seinem neuen Projekt setzt sich Professor Hörl mit dem „Schwarzen Quadrat“ von Kasimir Malewitsch auseinander, das vor 100 Jahren ins kollektive Kunstgedächtnis eingegangen war.

„Das Serielle ist eine gestalterische Struktur. Sie ist die Struktur meines Lebens und geht mit der demokratischen Idee einher. Das bedeutet nicht, dass Dinge nicht individuell wären. Ein Schriftsteller wird nicht ein Buch für einen Menschen schreiben, selbst wenn dieser zwei Millionen dafür bezahlt. Wenn es jeder kaufen kann, ist das Buch trotzdem individuell. Die Abwertung des Seriellen gibt es nur in der Kunst.“ Ottmar Hörl, Mannheimer Morgen, 3.2.2017

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