Antwort auf: The Necks – minimal jazz from down under

#10011795  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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vorgarten (…) die necks wurden nicht als jazzband angekündigt, sondern als „das aufregendste ambient-trio der welt“ (rolling stone). (…) alles schwimmt in einem strukturierten fluss, aber affiziert hat mich vor allem die materialität der musik, das schaben, klappern, streichen, trillern, die gefühlte ballung von sich in bewegung befindenden teilchen, entschieden ineinander verliebt. halb wache ich wieder auf, habe die spannung des raums förmlich vor augen, die positionswechsel auf hartem holzboden, die abgesunkenen fotografen-arme. massive wellen von staub wabern durchs scheinwerferlicht, der staub der alten ddr als in bewegung versetzte verliebte teilchen. die necks hören nicht mehr auf. niemand mag den letzten ton haben. zum schluss bewegt buck einhändig eine schnur mit riesigen holzblöcken und einer schellenkette, die noch dagegen schlägt. an den tatsächlichen schluss erinnere ich mich nicht mehr. nüchterner abgang unter stehenden ovationen. für mich gehörte das zum tollsten, was ich von dieser band je gehört habe, (…). ob sie die teilchen haben einfangen können? ich bin sicher, dass sich der staub im raum immer noch nicht gelegt hat.

Ich war ja auch da, beruflich bedingt konnte ich aber nach einer odyssee-artigen Anfahrt nur das zweite Set miterleben. Nach einem Tag voller Stress und Krampf war der sich langsam aufbauende Auftritt der Necks daher für mich ein extremes Kontrastprogramm.

Da ich das erste Set verpasst habe, kann ich natürlich keinen Vergleich ziehen zum zweiten Set. Mir fielen daher zunächst die Ähnlichkeit zu anderen Necks Auftritten auf: Der verhaltene, langsam tastende Anfang, das Anschwellen und Verdichten der Musik bis sie den gesamten Raum in Schwingung und das Publikum in einen betäubenden Rausch versetzt und am Ende der lange Ausklang. Frei improvisiert, aber natürlich schon nach einem wiedererkennbaren Muster. Innerhalb dieses Schemas ist aber alles ständig in Bewegung. Als vorgarten mir erzählte, dass er nachher über das Konzert schreiben würde, fragte ich mich, wie er das machen will – so flüchtig ist ein Auftritt der Necks. „When you hear music, after it’s over, it’s gone, in the air, you can never capture it again.“

Zwei Tage später konnte ich ein anderes berauschendes Trio erleben, das frei improvisierte Musik spielt, aber in einem ganz anderen Genre. Dazu hier.

zuletzt geändert von friedrich

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)