Startseite › Foren › An die Redaktion: Kritik, Fragen, Korrekturen › Das Archiv – Rewind › Wiederlesen: Alte Rolling Stone Ausgaben unter der Lupe
-
AutorBeiträge
-
Ich miste gerade kräftig aus, und neben alten Uni-Unterlagen und Büchern schaue ich auch meine alten Rolling Stone Hefte durch und hebe nur noch ganz besondere Ausgaben auf. Dazu blättere ich sie durch und lese mir alte Plattenkritiken aus einer Zeit durch, als der Rolling Stone meinen Musikgeschmack stark geprägt hat, also Mitte der 90er bis Anfang der 00er-Jahre.
Wenn man sich die Plattenkritiken auch nur oberflächlich ansieht, dann fällt auf, wie kritisch der Rolling Stone immer war. Bei anderen MusikzEitschriften war alles irgendwie gut bzw. was gut und schlecht war wurde offensichtlich ausgewürfelt, aber beim Rolling Stone war das immer anders: dort schrieben gerade damals Redakteure mit Urteilsvermögen, die sich auch trauten, Platten schlecht zu finden.
In der Ausgabe RS 64 aus dem Februar 2000 gab bei den Hauptkritiken (keine Short Cuts) es 5x **** (Fiona Apple – When The Pawn, I am Shelby Lynne, Steely Dan – Two Against Nature, Brute – Nine High A Pallet, Boss Hog – Whiteout*), 7x ***1/2, 4x ***, 3x **1/2 und 2x **. Das zeigt schon, dass die Redaktion nicht jede Grütze bejubelt hat. ****1/2 und gar ***** waren extrem selten.
Nicht immer fanden Sie die richtigen Platten gut oder schlecht, aber das Urteil war meistens auch dann fundiert, wenn es danebenlag.
Besonders wertvoll sind natürlich Kritiken von Platten bei denen gar keine Vergleichsmöglichkeit bestand. So lobt Jörg Feyer das Debüt von Madrugada (***1/2) unter der Überschrift „Epigonale Düster-Elegien von einer norwegischen Rock-Entdeckung“ und sieht Anklänge von den Doors über The Dream Syndicate bis zu Nick Cave, womit er sich gegen die Einordnung der Band in die Alternative-Country-Ecke zu Recht wehrt.
Eine Seite davor vergibt Birgit Fuss ***1/2 für „Daisies of the Galaxy“ von eels und sieht darin „einen schlüssigen letzten Teil einer Todes-Trilogie“, obwohl das Album vergleichsweise wenig depressiv und stellenweise geradezu beschwingt ist. So richtig warm wird sie mit dem Album aber nicht, wie sie selbst erklärt.
Jedes Magazin macht mal Fehler oder genauer gesagt jeder Redakteur sieht mal den Wald vor lauter Bäumen nicht. In dieser Ausgabe ist das Frank Lähnemann, der XTRMNTR von Primal Scream mit ** abwatscht und Primal Scream erklären will, dass Schönheit nicht nur Revolution, sondern auch Punk sei. Nun gut, heute ist das Album allgemein als das beste oder zweitbeste der Band anerkannt.
*Ja, echt, aber die waren damals schwer gehypt.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Highlights von Rolling-Stone.deThe Beatles: Wie die Aufnahmen zu „Let It Be“ zum Fiasko wurden
Die besten Gitarristen aller Zeiten: Keith Richards
Immer gegen den Wind: Zum 80. Geburtstag von Bob Seger
Die 50 besten Songs von Willie Nelson
Priscilla Presley über Elvis‘ Tablettensucht: „Er wusste, was er tat“
„Blind Faith“ von Blind Faith: Supergroup, aber kein Super-Album
Werbungnail75****1/2 und gar ***** waren extrem selten.
Und kamen fast immer von Arne.;)
Die Hefte bis 2000 habe ich noch im Originalschuber, und wenn ich mal reinschaue, komme ich auch leicht ins Schmökern. Aus den folgenden Jahrgängen habe ich mir noch das eine oder andere ausgeschnitten, was ich eigentlich immer nochmal zum Buchbinder bringen wollte …
--
herr-rossi
nail75****1/2 und gar ***** waren extrem selten.
Und kamen fast immer von Arne.;)
Die Hefte bis 2000 habe ich noch im Originalschuber, und wenn ich mal reinschaue, komme ich auch leicht ins Schmökern. Aus den folgenden Jahrgängen habe ich mir noch das eine oder andere ausgeschnitten, was ich eigentlich immer nochmal zum Buchbinder bringen wollte …Da täuscht eventuell die Erinnerung: ****1/2 für „Midnight Vultures“ von Jürgen Ziemer, ebenso für die s/t von Supergrass von Gregor Stöckl. Und auch Wolfgang Doebeling hatte seine krass überzogenen ****1/2er: Bob Neuwirth – Havana Midnight und Freakwater – End Time. Letztere habe ich mir damals sogar gekauft, es wird Zeit, dass ich die mal wieder höre. Hat mich damals gar nicht gepackt.
Gerade eben habe ich die ****1/2 von Arne für „The Rising“ gefunden. Im selben Heft: Nada Surf – Let Go (***1/2), Beth Orton – Daybreaker (****), Bright Eyes – Lifted (****), Aimee Mann – Lost in Space (****). Coldplay – A Rush of Blood (****1/2, Jan Wigger), Paul Westerberg – Stereo (***1/2), Prima Scream – Evil Heat (***) und Interpol – Turn On The Bright Lights (***1/2). These times won’t come back.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Das war schon etwas zugespitzt, aber Arne Willanders hohe Wertungen für Neuerscheinungen einschlägiger Helden waren schon ein wiederkehrendes Element und fielen angesichts der insgesamt tatsächlich eher strengen RS-Sterneökonomie doch auf.
--
Das stimmt schon, er war bei seinen Helden immer besonders großzügig.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Ich glaube, das der RS in seinen Plattenkritiken immer gerne dem Sounds Magazin nachgeeifert hat. Die waren auch immer extrem kritisch und haben mal gerne den Elitären raushängen lassen.
--
Savage bed foot-warmer of purest feline ancestryAuf jeden Fall haben sie sich nicht von der englischen Musikpresse inspirieren lassen, bei denen in dieser Zeit alles gerne mit ***-**** bedacht wurde, was jedenfalls Q oder MOJO oder später Uncut anging. Als ich 98/99 in die USA ging, kaufte ich mir den US-Rolling Stone, der grundsätzlich jede Platte mit ***1/2 bewertete.
Ich fand aber den Rolling Stones nie elitär, nicht wie es die SPEX war. Dafür war der Rolling Stone zu erdig und auch zu wenig cool. Auch die Leute, die dort schrieben, waren in der Mehrzahl eher die Außenseiter und/oder Nerds und nicht die Coolen vom Pausenhof.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Der RS ca 2001 war schon einfach ziemlich super… So super dass er noch immer 85% von dem ist, was uns hier zusammenhält… Und klar, da wurde nicht alles super gefunden, die Idee, dass das was mit Elite zu tun haben könnte, macht mich ein bisschen wütend… Und dabei ist das alles 20 Jahre her
--
.Elite war jetzt nicht unbedingt negativ besetzt. Bei den Sounds und RS Magazinen hat man immer den Eindruck gehabt, das sie hauptsächlich für einen kleinen Kreis Eingeweihter schreiben, im Gegensatz zum Musik Express, Pop oder der Bravo, die sich recht einfach an den Musik Fan gewandt hat. So habe ich es zumindest in Erinnerung, da ich die Hochzeit der Musikmagazine in den 70ern miterlebt und verfolgt habe.
--
Savage bed foot-warmer of purest feline ancestryherr-rossiDie Hefte bis 2000 habe ich noch im Originalschuber, und wenn ich mal reinschaue, komme ich auch leicht ins Schmökern. Aus den folgenden Jahrgängen habe ich mir noch das eine oder andere ausgeschnitten, was ich eigentlich immer nochmal zum Buchbinder bringen wollte …
So einen (Arno) Schmidt’schen Zettelkasten lege ich mir derzeit auch an. Weg mit dem Plunder, runter gekocht auf die ganz persönliche Essenz. Schafft Platz, zusätzlich.
--
The highway is for gamblers, better use yurr sense Contre la guerrenail75
[…]
Und auch Wolfgang Doebeling hatte seine krass überzogenen ****1/2er: Bob Neuwirth – Havana Midnight und Freakwater – End Time. Letztere habe ich mir damals sogar gekauft, es wird Zeit, dass ich die mal wieder höre. Hat mich damals gar nicht gepackt. […]
Das mach mal. * * * * 1/2 finde ich ja fast geizig. Danke für die Erinnerung an die Neuwirth-Platte, die hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm.Meine RS-Ausgaben wanderten in den Müll, nachdem sie noch nicht mal jemand geschenkt haben wollte (obwohl ich glaube, dass ich die ersten Jahrgänge mal auf Ebay verkloppt habe). Ich wollte sie aufbewahren, aber dann hätte ich wegen Platzmangel auf der Straße schlafen müssen.
Elitär fand ich den RS nie. Fand ich aber Spex auch nicht, eher ein bisschen von jemand geschrieben, der die politischen Wendungen der Welt im Pop entdecken wollte.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Ich hebe mir immer die letzten 5-6 Jahrgänge auf, weil ich meistens nur die Hälfte der aktuellen Ausgabe lese und später dann noch nach Lust und Laune Artikel aus älteren Exemplaren nachhole.
--
"All I can do is be me, whoever that is." Bob Dylan
ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 10,358
wolfgangElite war jetzt nicht unbedingt negativ besetzt. Bei den Sounds und RS Magazinen hat man immer den Eindruck gehabt, das sie hauptsächlich für einen kleinen Kreis Eingeweihter schreiben, im Gegensatz zum Musik Express, Pop oder der Bravo, die sich recht einfach an den Musik Fan gewandt hat. So habe ich es zumindest in Erinnerung, da ich die Hochzeit der Musikmagazine in den 70ern miterlebt und verfolgt habe.
Die Hochzeit der Musikmagazine war in den 1970ern? Was wurde da so gelesen und wer schrieb damals?
--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Aus Platzmangel muss ich auch immer wieder aussortieren. Behalte eigentlich dauerhaft nur die Hefte, in denen irgendwelche besonderen Listen mit Geheimtipps und oder Jahrgangslisten enthalten sind.
--
Gewinnen ist nicht alles, gewinnen ist das einzige.ford-prefect
wolfgangElite war jetzt nicht unbedingt negativ besetzt. Bei den Sounds und RS Magazinen hat man immer den Eindruck gehabt, das sie hauptsächlich für einen kleinen Kreis Eingeweihter schreiben, im Gegensatz zum Musik Express, Pop oder der Bravo, die sich recht einfach an den Musik Fan gewandt hat. So habe ich es zumindest in Erinnerung, da ich die Hochzeit der Musikmagazine in den 70ern miterlebt und verfolgt habe.
Die Hochzeit der Musikmagazine war in den 1970ern? Was wurde da so gelesen und wer schrieb damals?
Es reicht, einfach mal Nick Kent zu googlen.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words. -
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.