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Tomte – 08.11.2008 Bielefeld, Ringlokschuppen
Es ist kurz nach acht. Die Vorband „Novillero“ aus Winnipeg spielt gerade schon mal den Hauptact an die Wand. Das Publikum ist sich einig, dass diese Jungs klasse sind. Junge frische Wildheit, Enthusiasmus und überschäumende Spielfreude lassen die rockigen Songs in Tempo und Perfektion erstrahlen. Rockmusik. Mehr als ein Support.
Um 21 Uhr, nach kurzer Umbaupause, betreten Tomte die Bühne. Thees Uhlmann in einer Lederjacke, der Rest unverkleidet. Mit „Heureka“ vom gleichnamigen aktuellen Album starten sie ihr Programm. Zwischendrin weiß Thees Uhlmann einiges zu berichten. Teile des Publikums scheinen nur deshalb zu kommen, um sich von ihm die Musikwelt erklären zu lassen. Uhlmann weiß wieder einige tolle Tourgeschichten, meist in Verbindung mit dem neuen Band-Keyboarder, der gefühlt 120 Mal namentlich genannt wird und rein äußerlich an einen sich schlecht ernährten kränklichen Nerd erinnert. So jung kommen wir nicht mehr zusammen. Aber der Zahn der Zeit kratzt noch nicht an dem bebrillten Jungbrunnen an den Tasten. Uhlmann hält väterlich beschützend die Hand über ihn.
Das Problem an Tomte-Musik ist ja irgendwann die Musik selbst. Eine Band, die technisch sicherlich ok ist, aber keinerlei Feeling ausstrahlt. Da helfen auch die Theesschen Anekdötchen nicht. Lustige Interviewfragen werden vor ein paar hundert Leuten (es ist bei weitem nicht ausverkauft) der Lächerlichkeit preis gegeben. Ja Uhlmann, der Wanderprediger weiß, wie man mit den Massen spielt. Aber was ist mit der Musik. Mehrmals spüre ich, dass mir meine Füße vom stillen Stehen weh tun. Mitunter reißt es mir die Kiefer auseinander und ich muss gähnen, als kriegte ich es bezahlt. Wie lange dauert das noch. Wann sind wir endlich da? Mittendrin kommt ein schicker Unplugged-Teil (nach Uhlmann das Beste, was die Band je gemacht hat), der aber eben keinerlei Dynamik in sich birgt und ebenso verflacht, wie das gesamte Konzert bereits dauert.
Ich bin nicht der einzige, dem es so geht, aber mit Sicherheit in der Unterzahl. In den nächsten Tagen füllen sich die Netzwerke mit Lobgesang auf diese Tour. Dann endlich das letzte Lied. Ich schaue auf die Uhr. Kurz vor 21 Uhr. Noch nicht mal eine Stunde. Passt ja zur arroganten Art, in einem Kosmos zu leben, den nur die Mitglieder verstehen und der für Außenstehende nicht zu betreten ist. Die inneren Strukturen sind ebenso zerbrechlich wie durchschaubar.
Der Zugabenteil fügt sich in seiner Harmlosigkeit nahtlos an die freundlichen Zugaberufe an. Höflich, neckisch und bemüht navigiert Uhlmann seine Kapelle mit ihren Songs durch die Unschiffbarkeit eines Rockkonzertes.
Ich frage meine Begleiter, ob wir gehen wollen. Es hatte sich keiner getraut früher zu fragen, sonst wären wir bereits seit einer Stunde weg.
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percy-thrillington "If you don't feel it, don't play it"Registriert seit: 04.02.2008
Beiträge: 2,050
Ohne Dich inhaltlich kritisieren zu wollen, aber hast Du einen Monat dafür gebraucht, um zu erkennen, dass es ein Scheiß-Konzert war? :wow:
Gruß von PercyP.S. Ich finde die neue Tomte-Scheibe besser als die 2 *, die sie im Rolling-Stone bekommen hat
P.P.S. Ein noch ausdauernderer, aber amüsanterer Geschichtenerzähler ist Bernd Begemann (aber die Auftritte dauern auch nie unter 2 1/2 Stunden)
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*** Konsens-Heini der Umfrage "Die 20 besten Tracks der Talking Heads" ***KritikersLiebling
Das Problem an Tomte-Musik ist ja irgendwann die Musik selbst. Eine Band, die technisch sicherlich ok ist, aber keinerlei Feeling ausstrahlt.Komisch, ich empfand das immer als genau umgekehrt.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Percy Thrillington Ohne Dich inhaltlich kritisieren zu wollen, aber hast Du einen Monat dafür gebraucht, um zu erkennen, dass es ein Scheiß-Konzert war? :wow:
Gruß von PercyDie einen brauchen ihre fünf Minuten, um etwas zu veröffentlichen, andere schreiben erst und denken dann.
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Percy Thrillington Ohne Dich inhaltlich kritisieren zu wollen, aber hast Du einen Monat dafür gebraucht, um zu erkennen, dass es ein Scheiß-Konzert war? :wow:
Gruß von Percy
Ich brauchte die Zeit, um abzuwägen, was ich da erlebt habe. In einer Sofortreaktion wäre der Bericht auch noch schlecht geworden. Das will ja keiner.P.S. Ich finde die neue Tomte-Scheibe besser als die 2 *, die sie im Rolling-Stone bekommen hat
Die/das ist mir auch egal.
P.P.S. Ein noch ausdauernderer, aber amüsanterer Geschichtenerzähler ist Bernd Begemann (aber die Auftritte dauern auch nie unter 2 1/2 Stunden)Wenn ich Geschichten hören will, lese ich sie mir selbst vor oder höre mir diverse Aufnahmen meiner Auftritte an. Wenn aber jemand seine Musik als Rock verkauft und es wird Pop geboten, halte ich das für sehr fragwürdig.
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Das fiel mir ein als ich ausstieg.nail75Komisch, ich empfand das immer als genau umgekehrt.
Technisch fraglich, aber wenigstens mit Gefühl? Naja.
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Das fiel mir ein als ich ausstieg.KritikersLiebling
Um 21 Uhr, nach kurzer Umbaupause, betreten Tomte die Bühne. (…) Dann endlich das letzte Lied. Ich schaue auf die Uhr. Kurz vor 21 Uhr. (…)
Ich frage meine Begleiter, ob wir gehen wollen. Es hatte sich keiner getraut früher zu fragen, sonst wären wir bereits seit einer Stunde weg.Immerhin haben sie es geschafft die Zeit anzuhalten bzw. zurückzudrehen. Wenn Ihr wirklich eine Stunde früher gegangen wärt, hättet Ihr also die Vorgruppe verpasst!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Bluej.w.Immerhin haben sie es geschafft die Zeit anzuhalten bzw. zurückzudrehen. Wenn Ihr wirklich eine Stunde früher gegangen wärt, hättet Ihr also die Vorgruppe verpasst!
Herrje. Ja. Nein. Kurz vor 22 Uhr natürlich. Und die Vorgruppe war wirklich toll. Aber manchmal denke ich, mit der Zeit und mir wird das nichts mehr.
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Das fiel mir ein als ich ausstieg.
percy-thrillington "If you don't feel it, don't play it"Registriert seit: 04.02.2008
Beiträge: 2,050
KritikersLieblingWenn ich Geschichten hören will, lese ich sie mir selbst vor oder höre mir diverse Aufnahmen meiner Auftritte an. Wenn aber jemand seine Musik als Rock verkauft und es wird Pop geboten, halte ich das für sehr fragwürdig.
Na, das ist doch mal aufschlussreich … Jetzt wissen wir immerhin, warum es Dir bei Tomte nicht gefallen hat …
@ Dominick Birdsey:
Bist Du der Forums-Goon von KritikersLiebling?--
*** Konsens-Heini der Umfrage "Die 20 besten Tracks der Talking Heads" ***
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
KritikersLieblingTechnisch fraglich, aber wenigstens mit Gefühl?
so waren Tomte jedenfalls bislang, durch die Umbesetzungen sind sie technisch sicherlich deutlich besser geworden (soweit ich das beurteilen kann). Wenn dabei allerdings das Gefühl auf der Strecke bleibt, vielleicht stimmt etwas mit deinem Gefühl nicht…
Auch deine Pop vs Rock Argument kann ich hier nicht nachvollziehen.
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Percy Thrillington
@ Dominick Birdsey:
Bist Du der Forums-Goon von KritikersLiebling?Versuchs mal mit Skisprung und Skilanglauf: Kombinierer werden ja immer gebraucht.
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Dick Laurentso waren Tomte jedenfalls bislang, durch die Umbesetzungen sind sie technisch sicherlich deutlich besser geworden (soweit ich das beurteilen kann). Wenn dabei allerdings das Gefühl auf der Strecke bleibt, vielleicht stimmt etwas mit deinem Gefühl nicht…
Mit meinem Gefühl stimmt etwas nicht? Ich stehe den ganzen Abend in dieser viel zu großen Halle, höre mir die Musik an und frage mich, warum es mir nicht mehr gefällt und mir wird langweilig und Du sagst mit meinem Gefühl stimmt etwas nicht?Auch deine Pop vs Rock Argument kann ich hier nicht nachvollziehen.
Warum nicht?
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Das fiel mir ein als ich ausstieg.Ich grabe einmal einen alten Thread aus, ich war leider auch auf diesem Konzert im Bielefelder Ringlokschuppen. Es war nicht mein erstes Tomte Konzert, ich habe sie sicher schon vorher fünf mal erleben dürfen, und war immmer elektrisiert, euphorisch, aus diesen zurückgekommen. Dieser Abend war der Bruch der sich mit der Heureka Platte schon angedeutet hatte, ich fand kein Bezug mehr zu dieser Band. Kein Funke sprang über, nur skepsis blieb. Die Zeit schien langsamer zulaufen, der Auftritt wollte einfach nicht enden. Wo war meine Begeisterung, wo war die Energie? Der Gig endete und ich sah in zufiredene Gesichter der Konzertbesucher. In Gesprächen erfuhr ich das viele Heureka als bestes Tomte Album überhaupt verstanden und das Konzert einstimmig für gut erklärten. Seit dem Zeitpunkt fand keine Tomte CD mehr in mein CD-Spieler und irgendwie fehlt mir die Erkärung für das was dort passiert ist. Es war die entzauberung einer Band die für mich wichtig war und die Enttäuschung hält bei mir bis heute an.
Die ganzen großen Bands des Grand Hotel van Cleef Labels gingen bei mir den selben weg, ab in die Bedeutungslosigkeit (Kettcar, Olli Schulz). Die Erkenntnis des warums fehlt mir bis heute. Deutsche Bands ála Tocotronic, Blumfeld die ich wesentlich länger höre als die des GHVC Clans stehen auch heute noch bei mir ganz oben in der Gunst…
ratlos stehe ich da seit dem Ende dieses Konzertes.
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@ Ruiner . Ähnlich wie KL hast du wahrscheinlich Symptome einer Überdosis.
Es gibt wenige Künstler, die ich mir in meinem Leben 5 mal oder mehr Live angeschaut habe. Kenne aber das Symptom ( nur der Boss macht da bei mir die Ausnahme ) dass es schon zur beginnenden Langeweile reicht dieselbe Band innerhalb eines halben Jahres zweimal zu sehen . Tomte hab ich jetzt erst zweimal gesehen, allerdings innerhalb eines halben Jahres. Erstesmal : begeistert ( kleiner Club, nur eigene Fans ) ; Zweitesmal : in Köln auf dem Stadtfest ( halbvoll, Band unvollständig, schlecht gelaunter Thees ) . Hab dann beschlossen die Band für mich nicht zu verheizen und nächste Termine erst nach evtl. folgendem neuen Album in 1,2 Jahren in Angriff zu nehmen.teils out of Topic : geht´s dir auch mit Element of Crime so ? Dann hast du wohl wirklich ein GHVC-Problem …
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Clarence doesn't leave the E Street Band when he dies. He leaves when we dieTomJoad@ Ruiner .
teils out of Topic : geht´s dir auch mit Element of Crime so ? Dann hast du wohl wirklich ein GHVC-Problem …
Ach sind die auch bei GHVC? Wußte ich ehrlich gesagt gar nicht. Habe mich mit denen noch nie so wirklich befasst, aber habe mir heute das Album Die Schönen Rosen von denen besorgt und versuche mich in ein paar Tagen da einmal rein zu hören.
Und ja, vielleicht muß ich Tomte wirklich mal ein paar Jahre einmal ruhen lassen, obwohl ich eigentlich nicht so der Typ bin der schnell etwas Tot hört, aber die Zeit wird es zeigen.
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Schlagwörter: Tomte
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