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steve coleman & council of balance / five elements: GENESIS & THE OPENING OF THE WAY. bmg/ rca victor 1997.
colemans spätphase bei bmg markiert bei mir ungefähr den zeitpunkt, wo ich mich vom groupie zum distanziert-interessierten begleiter seiner musik entwickelt habe (parallel zu einem tieferen einstieg in den eher historischen jazz). heute finde ich das, was ab hier entstand, viel interessanter als die mit hiphop und funk flirtende groovemusik, die wohl in der box mit live-aufnahmen aus dem pariser hot brass club 1995 am prägnantesten dokumentiert ist. und eigentlich hängt das alles bis heute ziemlich kohärent zusammen und es ist quatsch, da von großen entwicklungen oder veränderungen zu sprechen. aber ich bin gerade wieder mit dem doppelalbum GENESIS / THE OPENING OF THE WAY eingestiegen und habe lust, das bis in die unmittelbare gegenwart durchzuhören.
diese aufnahmen sind zwischen november 1996 und juni 1997 entstanden und präsentieren zwei bands, die sich auf ziemlich reizvolle art gegenseitig kommentieren. GENESIS ist ein äußerst ambitioniertes projekt mit big band und streichquartett, letztes markiert die band als „coucil of balance“, die coleman in aktualisierter formation bis heute fortführt (das aktuellste album auf pi ist ebenfalls eine council-of-balance-aufnahme). THE OPENING OF THE WAY ist dagegen von einer rumpfband ohne zweiten bläser, die quasi colemans hauptband „five elements“ weiterschreibt, allerdings mit einigen personellen umbesetzungen.
beide teile präsentieren sich – sowohl in der hyperkomplexen council-anordnung, als auch in der basisformation – als ausgesprochen entspannte, lässig dahin groovende organismen. die bigband auf GENESIS ist interessant besetzt, fast eine traumbesetzung aus wichtigen kooperationspartnern und neu-entdeckungen in colemans karriere: greg osby und ravi coltrane sind dabei, der cubaner yosvany terry, greg tardy, ralph alessi (neben zwei weiteren trompetern), aber interessanterweise auch george lewis (weitere posaunisten sind tim albright, joshua roseman, jamal haynes und andré atkins). der langjährige five-elements-gitarrist dave gilmore wird ziemlich funktional eingesetzt, den klavierstuhl teilen sich andy milne und vijay iyer, die bass-rolle ist doppelt besetzt: reggie washington (elektrisch) und kenny davis (akustisch). der drummer ist hier erstmalig der grandiose sean rickman, eine feste besetzung nach dem hyperaktiven marvin smitty smith und dem eher schwer groovenden gene lake. das klassische streichquartett hat reggie workmans tochter nioka am cello und elektra kurtis-stewart als erste violinistin. nicht wegzudenken seit der zusammenarbeit mit afrocuba de mantanzas ist die afrokubanische percussion, die hier auf ganze fünf spieler verteilt ist.
erzählt wird auf GENESIS die schöpfungsgeschichte in einzelnen, ineinander übergehenden teilen, die „day one“ bis „day seven“ genannt und mit der coda „awareness“ abgeschlossen werden. grundlage sind federnde grooves, die sehr flexibel betont werden, ohne jemals in einen swing-rhythmus zu fallen. die percussion bleibt dabei erstaunlich transparent mit den drums verzahnt, so dass sich niemals der eindruck eines zu vollen klangbildes ergibt. die streicher setzen horizontal einzelne akkordflächen hinzu, auch das klavier ist eher atmosphärisch eingesetzt. die improvisationen der bläser erfolgen meist in zweiergruppen oder komplett kollektiv, meist aber wird ein kurzes solo vom nachfolgenden länger überlappt, so dass permanent bewegung entsteht, aber kaum individuelle spots gesetzt werden. wer da überhaupt spielt, ist nicht verzeichnet – george lewis kann man heraushören, ravi coltrane und greg tardy auch, ansonsten geht es eher um klangfarbenbewegung, weniger um eine solo-dramaturgie. ziemlich schön sind die übergänge, die oft im accelerando erfolgen und dann zu etwas neuem aufbrechen, ohne dezidierte brüche einzuziehen. organisch rollende percussiongrooves werden von eher zackigen bigband-sounds abgelöst, das lange, vorletzte stück „day seven“ ist dagegen ein rubato-tongemälde mit langen soli von coleman und iyer. wahrscheinlich ist das alles weit weg von großen loft-besetzungen (bei rivers) oder den bigbands, in denen coleman in seiner frühen new yorker zeit gespielt hat, aber die arrangements sind erstaunlich „informiert“, transparent, abwechslungsreich, wenig angeberisch, tatsächlich eine große bewegung über einer konstant vibrierenden latin percussion, die die ganze zeit leicht und beweglich bleibt.
THE OPENING OF THE WAY, mit klavier (milne) und gitarre (gilmore), e-bass (david dyson, eine bislang einmalige zusammenarbeit, manchmal von washington akustisch verdoppelt) und rickman an den drums, die latin-percussion auf einen spieler (miguel angel diaz zayas) eingedampft, mit einem extracredit für die tänzerin roselangela silvestre, die bei den einspielungen offensichtlich anwesend war, greift das konzept der flexiblen, leichten grooves auf, allerdings ist coleman hier als improvisator viel deutlicher präsent. die 12 stücke fließen ebenfalls suitenartig zusammen, werden aber vom schneidenden altsax-ton dominiert, der sich im immergleichen intensitäts-level in die grooves legt. coleman improvisiert nicht auf höhepunkte hin, eher auf verdichtung, manchmal lässt er über lange zeiträume auch einfach die grooves laufen und pausiert. andy milne, der pianist, spielt ebenfalls charakteristisch sparsam, lässt lücken, verzichtet oft auf akkordarbeit. gilmore ist mit den bass-linien verzahnt, hat nur wenige soli. das ist klar eine coleman-show, über kippenden grooves (mal auf 1 & 3, mal auf 2 & 4 betont), zirkuläre basslinien, manchmal wirken die themen wie aus dem bebop, virtuose endlosläufe, die nervös die beats vor sich her treiben. nur ganz am ende, im letzten stück, schwingt sich coleman zu einem dramaturgischen höhepunkt-solo auf, mit überblasen und allem. ansonsten sorgt die eher plateauhaft angelegte intensität der musik bei mir für leichte schwierigkeiten, sie am stück durchzuhören. das ist 1997 schon sehr deutlich state of m-base-art, sehr locker aus dem handgelenk gespielt. aber es ist auch sperrig, schmeichelt sich nicht ein, schneidet sich in die räume. eine musik, die nah am funk ist, oft tatsächlich „kickt“, aber in der melodieführung nicht funktional gesetzt ist und eigentlich gegen das tänzerische arbeit.
auf seiner eigenen seite bietet coleman GENESIS übrigens komplett zum download an, von THE OPENING immerhin 4 stücke.
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WerbungDabei müsste doch „Day Seven“ eine Jazz (club)-Version von „4:33“ sein?
Schon der neuliche Hinweis auf Coleman im Loft-Thread erinnerte mich an die schmerzhafte Lücke in meiner Vonski-Sammlung … die ist derzeit gar nicht leicht zu schliessen glaube ich.
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Schon der neuliche Hinweis auf Coleman im Loft-Thread erinnerte mich an die schmerzhafte Lücke in meiner Vonski-Sammlung … die ist derzeit gar nicht leicht zu schliessen glaube ich.ok, den cage-hint habe ich verstanden, aber die vonski-lücke nicht. und leider habe ich den beitrag wegen seines unerwünschten inhalts aus versehen gemeldet
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„Transmigration“ und „Rhythm in Mind“ – das Photo, falls es angezeigt wird, kannte ich noch nicht.
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„Transmigration“ und „Rhythm in Mind“ – das Photo, falls es angezeigt wird, kannte ich noch nicht.das foto ist toll. und die lücken sind leicht zu schließen (über die schon verlinkte download-seite – beide alben sind dort komplett & umsonst erhältlich). wie kommt es, dass du sie seinerzeit nicht gekauft hast?
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy-tail-wind „Transmigration“ und „Rhythm in Mind“ – das Photo, falls es angezeigt wird, kannte ich noch nicht.
Tschuldigung für die Abweichung ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)vorgarten
gypsy-tail-wind „Transmigration“ und „Rhythm in Mind“ – das Photo, falls es angezeigt wird, kannte ich noch nicht.
das foto ist toll. und die lücken sind leicht zu schließen (über die schon verlinkte download-seite – beide alben sind dort komplett & umsonst erhältlich). wie kommt es, dass du sie seinerzeit nicht gekauft hast?
Oh, danke, hatte ich noch nicht gesehen. Und damals begann ich ja gerade erst mit Jazzhören; Coleman interessierte mich damals (und noch Jahre später) nicht die Bohne und Von Freeman lernte ich auch erst ein paar Jahre später kennen … und diese ganze RCA-Ecke fand irgendwie bei mir nie so richtig statt, auch die beiden Rivers Big Band-Alben (das eine kaufte ich in den späten Neunzigern, das andere erst vor ein paar Jahren).
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steve coleman & five elements: THE SONIC LANGUAGE OF MYTH, bmg/ rca victor 1998 (rec. 4/98).wieder eine große besetzung, mit streichquartett und klassischen sängern, trotzdem läuft das unter five elements (& special guests). neu ist der e-bassist anthony tidd, dessen bodybuilderstatur womöglich darüber hinweg täuscht, dass er sich mit barockmusik sehr gut auskennt und coleman mit der kontrapunkt-theorie von johann joseph fux (1725) bekannt gemacht habe (wie coleman im booklet schreibt).
die mythologische ebene, die im albumtitel angedeutet wird (den furchtbaren poesiefreien untertitel sollte man eher verschweigen), bezieht sich diesmal auf den kemetismus, der sich auf altägyptische ideen gründet, unter afroamerikanern nicht wenige anhänger hat (klar – ist aber auch beispiels- und merkwürdigerweise unter tschechen verbreitet), coleman aber wohl hauptsächlich zum studium von proportionen und maßeinheiten gebracht hat. andere ideen auf THE SONIC LANGUAGE kommen dagegen, ganz naheliegend, von henry threadgill.
die musik hat – bei allem theoretischen balast – wieder eine ziemliche lässigkeit. die meisten stücke sind weit über 10 minuten, grooven entspannt und transparent auf der grundlage b (tidd), dm (rickman) und per (diaz), lassen insbesondere coleman viel raum für improvisationen (ganz tolles solo auf dem closer „heru“), hin und wieder dürfen drei pianisten ihre individualstile ausbreiten: jason moran (sperrig, nach hill-vorbild), dann iyer (eher barock), am dominantesten robert mitchell im letzten stück. kürzere soli gibt es vertreut von alessi oder endsley (tp), coltrane oder handy (ts), albright (tb) und, in einem stück, vom neotraditionalisten stefon harris (vib), der überraschend viel mit der rhythmusebene anfangen kann. toller als auf GENESIS sind hier die streicher eingesetzt, deren akkord-progressionen zirkulär aufwärts- oder abwärts steigen, damit eine dramatik andeuten, die sich nie ganz auflöst. die violinistin sara parkins darf zwischendurch auch mikrotonal improvisieren. merkwürdig sind passagen, in denen die klassisch ausgebildeten sänger geheimnisvoll daherraunen, während die tänzerin roselangela silvestre afrobrasilianisch kulte anruft, die von ägypten spürbar weit entfernt sind. an anderer stelle rückt einem der mythische hintergrund ziemlich spürbar auf die pelle: am ende des vorletzten stücks hört man coleman mit viel hall improvisieren, das ist, wie man im booklet nachlesen kann, in der königskammer einer großen pyramide aufgenommen worden.
wie das alles genau funktioniert, kann ich nicht genau sagen. die spürbare komplexität hat etwas sehr organisches, durch die länge entspannt sich vieles, was gestaucht vielleicht sein konzept deutlicher machen würde. ganz toll ist aber auch ein kurzes zwischenstück im trio as/ts/tb, in dem immer jeweils zwei eine gegeneinanderlaufende rhythmische figur spielen und der dritte darüber improvisiert, wobei die rollen schnell und virtuos dauernd gewechselt werden („the gate“). was ich sagen kann, ist, dass ich das zusammenbringen von lauter disparaten elementen allenfalls bei andrew hill so organisch empfinde. THE SONIC LANGUAGE ist eines der selbstverständlichsten und zurückhaltendsten alben colemans, es erschließt sich körperlich, ohne seine zutaten begreifbar machen zu können.
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steve coleman & five elements: THE ASCENSION TO LIGHT. bmg/ rca victor 2001 (rec. 1999).
colemans letzte veröffentlichung auf dem major-label ließ zwei jahre nach den aufnahmen auf sich warten. ich weiß nichts darüber, wie es zum bruch kam, allerdings kann man sich leicht vorstellen, dass diese hochkomplexe musik, die sich mittlerweile weit von funkpatterns entfernt hatte und gewiss nicht billig zu produzieren war, nicht unbedingt das war, was man als frisches neues jazzkonzept an ein gros der verbliebenen jazzhörerschaft verkaufen konnte.
auch der schwanengesang ASCENSION TO LIGHT ist eine ambitionierte produktion. die five-elements-rumpfband (coleman, gilmore, iyer, tidd, rickman) wird von diversen gastmusiker_innen unterstützt, außerdem steht diesmal ein holzbläserensemble (imani winds) mit im studio. das spektrum der beteiligten stimmen ist groß: neben zwei trompetern (alessi & endsley) gibt es ein wiederhören mit dem knarzigen tenorsax von gary thomas, aber auch mundharmonika (grégoire maret), das chinesische saitenintrument pipa (min xiao-fen), cassandra wilson summt ein wenig mit, kemetische texte werden deklamiert, deren vermittler, der philosoph thomas goodwin, bekommt auch einen credit.
ich habe colemans musik ja früher vor allem über die rhythmische ebene wahrgenommen, was irgendwann ein wenig langweilig wurde, jetzt staune ich gerade über die disparaten klangfarben, die ziemlich toll mit dem fluiden rhythmus verzahnt sind. die pipa ist hier ein funkinstrument, die mundharmonika ein atemgerät, das eine physische verletzlichkeit mit einbringt, die holzbläser sorgen für dunkle klangwolken, brechen aber immer wieder auch einzelnd improvisatorisch aus, die beats kommen manchmal sehr spät, manchmal nur wie ein herzschlag, dann wieder leicht und flink (passenderweise in „urban“). der ausbrecher diesmal ist ein frei & kollektiv improvisiertes bläser-quartett (coleman, thomas, endsley & alessi), das immer wieder in eine vorgefertigte phrase findet. „polarity and equilibrium in a fluid“ heißt das vorletzte stück, aber darum geht es allgemein, auch wenn einzelne momente nicht so gut funktionieren (in „obscurity“ nerven die ziellosen improvisationen über einem nicht sehr spannenden groove, das wirkt nicht wirklich ausgearbeitet; der neue groove zu „cüd ba-rith“, das coleman schon mit doug hammond spielte, überzeugt auch nur bedingt).
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gerade gefunden, hier erzählt coleman, wie das bmg lief:
What happened with me is I chose to go on an 18-month sabbatical around 2000. I wouldn’t say I was reborn, but when I came out of it, I had some different ideas. I took a break from performing and recording, but not music. That alone shocked BMG, my label at the time, but when I returned, my ideas shocked them even more. I went to BMG with the idea of making a record and giving it away for free. It took me a long time to convince the guys in the so-called jazz department that the paradigm is changing. I told them we have to get with a new program because things are going to be different and you can’t copy-protect everything. You can’t beat these people, so it’s better to join them. Buying music has always been a young person’s game. Old people, relatively speaking, buy very little music. So, if you want to get with what’s happening today, you have to get with this young crowd who are buying video games. So, eventually I convinced the BMG guys I worked with and they took those ideas to their superiors who said “You’re crazy. Get rid of this guy.” So, that ended my 10-year relationship with BMG after being with them from 1990 to 2000.
Around that time, I was going to do a concert in the south of France, record it myself, and give it away. That was my plan. The head of the jazz department at BMG liked me and what I was doing and thought it was very important. He had a fantasy in that the reason he brought me to his department is because he thought he was like Coltrane’s producer on the Impulse! label. He liked the idea of sneaking Coltrane into the studio in the middle of the night, even when the bigwigs were like “Don’t record this guy no more. He’s killing us.” So, he was that kind of guy going against his superiors and hiring this renegade person. He told me later on he thought I was his Coltrane. I said “I ain’t Coltrane. You’re tripping.” And so he was sad that this relationship was ending and wanted the story to go on. So, he contacted this other guy at Label Bleu, a smaller French label which wasn’t as beholden to a big organization. He said “Steve Coleman is about to go out on his own and you should grab him before he does that, but know he’s got some pretty weird ideas.” So, the guy from Label Bleu contacted me.
We were on tour, and the cat contacted me on my cell phone on the train and said “Can I meet to talk with you before you do what you’re trying to do?” I said “How are you going to meet with me? We’re touring and moving around.” He jumped on a train at one spot and our meeting was between that spot and where we were going. It was like an Orient Express type of thing. So, we had a meeting on the train car and by the time we got off the train, we had a deal. He listened to all my stuff and I told him how I was going to give away stuff on my website, make this free record, and how the record industry was changing, and he said “We’re with you. We can make it work. Come with us and we’ll work with you.” I was like “Really?” [laughs] I was in shock. That’s been my relationship. I know they didn’t have good distribution in the States, but what I was more interested in was that they were going to support these ideas. We worked out a really great deal that worked for me. It wasn’t great financially, because the budgets were smaller. Now, Label Bleu is going through the blues like every other label is. We have one official record in the can with them, but they’re having problems with distributors, so its status is uncertain.
Looking back, I had a lot of problems with BMG. Even though I put out records with them, I was fighting all the way. The whole reason I went with BMG France was that I wanted to do a record in Cuba and the BMG label in the U.S. said “No. We can’t do anything in Cuba. We can’t support that.” So, I had to go outside the U.S. to deal with that just because of stupid politics that I have nothing to do with. There was also always somebody at BMG in America trying to get me to make a record with TLC or Destiny’s Child or something like that. It was constantly happening. The R&B division would come up to me and say “We feel like you have some kind of sensibility and it would be great if you would do a record with such and such.” I said “Great for you. Not for me.” I was moving in an esoteric direction and it didn’t make much sense to them. The straw that broke the camel’s back was when I did the Genesis record. They probably heard it and said “What the hell?” It’s a large group thing with all this Kabbalistic stuff, and it wasn’t quite Coltrane’s Ascension, but it may have sounded like it to them.
Ascension to Light, your last BMG record, didn’t come out in the U.S. at all. I guess the writing was on the wall at that point.
That didn’t come out here because it was caught on the tail end of the relationship. It was a casualty of the executive wars, so it didn’t make it. It was released when all this stuff I told you about went down. So they gave it a minimal release and went through the motions. They didn’t really release it. They just sat it on the side.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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vorgartengerade gefunden, hier erzählt coleman, wie das bmg lief:
What happened with me is I chose to go on an 18-month sabbatical around 2000. I wouldn’t say I was reborn, but when I came out of it, I had some different ideas. I took a break from performing and recording, but not music. That alone shocked BMG, my label at the time, but when I returned, my ideas shocked them even more. I went to BMG with the idea of making a record and giving it away for free. It took me a long time to convince the guys in the so-called jazz department that the paradigm is changing. I told them we have to get with a new program because things are going to be different and you can’t copy-protect everything. You can’t beat these people, so it’s better to join them. Buying music has always been a young person’s game. Old people, relatively speaking, buy very little music. So, if you want to get with what’s happening today, you have to get with this young crowd who are buying video games. So, eventually I convinced the BMG guys I worked with and they took those ideas to their superiors who said “You’re crazy. Get rid of this guy.” So, that ended my 10-year relationship with BMG after being with them from 1990 to 2000 ….
Interessante Lektüre, thnx ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpope
Interessante Lektüre, thnx ….ja, irgendwie auch lustig, dass sie ihn immer gefragt haben, ob er bei destiny’s child mitspielt – und dass er für die amerikanische bmg nicht nach cuba durfte.
du bist selbst wahrscheinlich eher nicht m-base-affin, schätze ich?
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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vorgarten
soulpope Interessante Lektüre, thnx ….
ja, irgendwie auch lustig, dass sie ihn immer gefragt haben, ob er bei destiny’s child mitspielt – und dass er für die amerikanische bmg nicht nach cuba durfte. du bist selbst wahrscheinlich eher nicht m-base-affin, schätze ich?
Affin wäre jetzt wahrlich stark übertrieben :lol: …. ich habe damals zum Erscheinungszeitpunkt einige JMT Scheiben gekauft (aus Erinnerung sag ich mal so Dinge wie Steve Coleman „World Expansion“, Greg Osby „Sound Theatre“, Cassandra Wilson „Days Aweigh“ oder auch „Anatomy of the Groove“ vom M-Base Collective auf DIW) empfand diese Scheiben aber kühl btw verkopft (fällt mir jetzt kein besserer Begriff ein) und konnte damit einfach zu wenig anfangen …. wenig hilfreich war wohl auch daß in meinem damaligen (gar nicht so kleinen) Jazzumfeld zu diesem Thema interessensmässig niemand tiefer engagiert war und daher auch eine Drittmotivation nicht stattfand …. stattdessen begann ich mich zu dieser Zeit u.a sukzessive für afrikanische Musik zu interessieren/begeistern und auf den Jazzzug (bezüglich Neuerscheinungen) bin ich immer nur für kurze Stationen zugestiegen ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)danke, verstehe ich alles. bis auf das „kühl/verkopft“ vielleicht, zumindest bei den jmt-sachen finde ich eher, dass sich das nach jugendlichem größenwahn anhört, manchmal auch sehr charmant, aber die frühen bmg-sachen sind schon in ihrer synthetischen kälte ziemlich abweisend, das höre ich auch so (und finde das auch nicht unspannend). die sachen der anderen (DAYS AWEIGH, au weia) sind zu jmt-zeiten noch nicht so weit wie coleman, finde ich. wilsons JUMPWORLD gefällt mir aber nach wie vor sehr gut, ihr debüt auch, aber das ist ja noch etwas ganz anderes (loft jazz, vielleicht…).
merkwürdigerweise habe ich coleman immer sehr emotional gehört, manchmal ist das sehr versteckt, aber mit sängerinnen zum beispiel spielt er sehr fragil. osby fand ich immer viel kühler, da kommt es sehr auf das setting an, ob ich ihn mag.
bei mir waren es damals drei freunde, die auch zeitgleich mit m-base angefixt wurden, das war entscheidend. ich höre das aber heute wirklich anders, eher auf arrangement hin und die lust am zusammenfügen von disparatem material. aber offensichtlich habe ich genau zu dem zeitpunkt angefangen, mich mit jazz zu beschäftigen, als du aufgehört hast, neues zeug zu kaufen.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
vorgartendanke, verstehe ich alles. bis auf das „kühl/verkopft“ vielleicht, zumindest bei den jmt-sachen finde ich eher, dass sich das nach jugendlichem größenwahn anhört, manchmal auch sehr charmant, aber die frühen bmg-sachen sind schon in ihrer synthetischen kälte ziemlich abweisend, das höre ich auch so (und finde das auch nicht unspannend). die sachen der anderen (DAYS AWEIGH, au weia) sind zu jmt-zeiten noch nicht so weit wie coleman, finde ich. wilsons JUMPWORLD gefällt mir aber nach wie vor sehr gut, ihr debüt auch, aber das ist ja noch etwas ganz anderes (loft jazz, vielleicht…). merkwürdigerweise habe ich coleman immer sehr emotional gehört, manchmal ist das sehr versteckt, aber mit sängerinnen zum beispiel spielt er sehr fragil. osby fand ich immer viel kühler, da kommt es sehr auf das setting an, ob ich ihn mag. bei mir waren es damals drei freunde, die auch zeitgleich mit m-base angefixt wurden, das war entscheidend. ich höre das aber heute wirklich anders, eher auf arrangement hin und die lust am zusammenfügen von disparatem material. aber offensichtlich habe ich genau zu dem zeitpunkt angefangen, mich mit jazz zu beschäftigen, als du aufgehört hast, neues zeug zu kaufen.
Ich habe damals aka Mitte der 80er einige Male das Dave Holland Quintet live erlebt und mal davon abgesehen dass dies natürlich um Lichtjahre mehr Leben als die – nichtsdestrotz vorzüglichen – ECM Studio Destillate hatte waren hier der wirklich heisse Steve Coleman und der schwebend kühle Kenny Wheeler eine geniale Paarung und dazu noch Julian Priester (!!) …. diese Musik hat bei mir (wieder einmal) Erwartungshaltungen bezüglich Steve Coleman geweckt, welche dieser evidenterweise nicht gewillt war zu erfüllen 8-) …. es ist interessant dass Du Coleman emotional hörst was ich aufgrund der umgekehrten Skalierung meines historischen Zugangs gegenpolig empfinde ….
Mein sozusagen „Aufhören“ mit dem Kaufen neuer Produktionen war ein schleichender Prozess welcher erst Mitte der 90er voll einsetzte als unser Sohn aus zwei Workaholics mit tiefgehen Einzelinteressen übergangslos sorgende Eltern machte …. da habe ich einige Jahre zum Thema Jazz de facto pausiert und die klassiche Musik kam in den Freiräumen immer stärker zum Tragen …. ich lese trotzdem eure Sichtweisen, Eindrücke und oft die Begeisterung zu neuen bzw aktuellen Aufnahmen mit Freude – so wie ich ein sehr interessantes Buch lese – aber sattelfeste Infos kann ich dazu nicht beitragen (ausser es ergibt sich ein historischer Bezug) …. that`s how it is ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin) -
Schlagwörter: Altsaxophon, M-Base, Steve Coleman
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