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Soap&Skin @ ARGEkultur Salzburg, 6.12.2009
Salzburg war, wie es in der Ankündigung des Veranstalters ARGEkultur ganz unbescheiden genannt wurde, eine „Welturaufführung“: Soap&Skin das erste Mal mit Orchsterbegleitung. Dieses Orchester bestand aus Violine, Bratsche, Cello, Kontrabass, Flügelhorn sowie ihrer Schwester Evelyn Plaschg als Background-Sängerin (die nebenbei auch die Artworks der CDs/EPs (mit-)gestaltet hat).
Für mich war es die fünfte Live-Begegnung mit Soap&Skin. Meine beiden ersten Konzerte haben mich emotional mit voller Wucht getroffen und mit einem Gefühl der Beklemmung und Verstörung zurückgelassen. Wobei ich das Glück hatte, sie noch weitgehend unbeeinflußt und unvoreingenommen zu erleben. Den medialen und Internet-Hype bzw. -Häme habe ich erst verspätet wahrgenommen. Später und auch hier in Salzburg stellte sich das Gefühl der Beklemmung nicht mehr in dieser Form ein. Aber kalt gelassen hat mich bei Soap&Skin noch kein Konzert.
Man mag Soap&Skin’s Inszenierung für übertrieben theatealisch und plakativ halten. Besonders gern wird beispielsweise der markerschütternde Schrei bei Spiracle als Effekthascherei abgetan. Überhaupt der Vorwurf der Inszenierung. Natürlich ist es inszeniert, was denn sonst? Sie kann doch nicht bei jedem Konzert wirklich (übertrieben gesagt) den Verzweiflungstod sterben! Die Frage ist nicht ob, sondern in welchem Ausmaß und wie glaubhaft es inszeniert ist. Eine Antwort auf die erste Frage, wieviel Persönliches von Anja Plaschg in der Bühnenfigur Soap&Skin steckt, maße ich mir nicht an. Die Antwort auf die zweite Frage lautet für mich eindeutig: „ja“. Und damit verliert für mich Frage 1 an Bedeutung.
Nun ist es ja nicht so, dass sich Soa&Skin den ganzen Abend die Seele aus dem Leib schreien würde. Den ersten Teil des Konzerts dominieren die „stillen“ Stücke, wie Cynthia oder das wunderschöne Instrumentalstück Turbine Womb wo sie wie entrückt am Klavier sitzt. Musikalisch habe ich übrigens trotz Orchesterbegeleitung keinen großen Unterschied zu den bisherigen Solokonzerten bemerkt (lag vielleicht auch an meinem akustisch ungünstigen, dafür optisch optimalen Platz ganz nahe beim Klavier). Nach wie vor dominierten Klavier und die Samples vom Laptop als Begleitung, das Orchester setzte dazu einige Akzente. Nur bei einigen Nummern, wie dem finalen Marche funèbre trat das Orchester in den Vordergrund.
Erwähnenswert ist übrigens die völlige Stille im Publikum. In den Momenten bevor nach einem Lied der Applaus einsetzt könnte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. Man traut sich fast nicht zu klatschen, weil man die Stimmung nicht zerstören will. Und so beginnt jeder Applaus verhalten um dann umso tosender zu werden.
Ich wollte jetzt eigentlich von den Höhepunkten schreiben, aber dann könnte ich gleich die gesamte Setlist aufzählen. Also mach ichs andersrum: Cry Wolf gefällt mir auch auf dem Album nicht so gut. Und bei Sleep ist die Albumversion unerreicht. Besonders das zweite, laute „for the moon“ bringt sie live nicht so gut hin. Aber das ist Kritisieren auf hohem Niveau.
Na gut, ich muß trotzdem was zu den Höhepunkten schreiben. Neben den schon erwähnten Songs Cynthia und Turbine Womb ist zunächst Surrounded zu erwähnen. Ein Highlight, das leider nicht auf dem Album ist und scheinbar noch überhaupt nicht auf Tonträger erschienen ist. Das verzweifelte Extinguish Me war für mich einer der bewegendsten Momente des Abends. Auch Thanatos zog mich voll in seinen Bann.
Das entrückte The Sun geht nahtlos über in einen dramaturgischen Höhepunkt: das verstörerische Meltdown von Clint Mansell aus dem Soundtrack von Requiem for a Dream. Die Bühne war in rotes Licht getaucht, Soap&Skin irrte zunächst hinter und auf der Bühne umher und hämmerte dann zu den vom Laptop kommenden Samples wilde Klavierakkorde. Immer wieder beeindruckend!
Darauf folgte Spiracle, wo es mir selbst beim fünften Mal live noch kalt den Rücken runterlief, als sie „in my head“ schrie – gefolgt von gespenstischer Stille. Die Überzeichnung „stimmt“ hier einfach, obwohl der Song sie nicht brauchen würde (mich schaudert es manchmal allein beim Lesen des Textes). Live ist der Song übrigens um eine Strophe länger („I bred a whore in my heart“).
Nach einem vielversprechend klingenden neuen Song und Mr. Gaunt PT 1000 folgte quasi ein Doppelfinale. Fall Foliage begann wie auf dem Album, im zweiten instrumentalen Teil trat dann das Orchester in den Vordergrund und Soap&Skin führte eine Art exzentrischer Performance auf, die schon auf den abschließenden Marche funèbre hindeutete. Auch dieser wurde wieder hauptsächlich vom Orchester getragen. Soap&Skin stand singend in der Bühnenmitte und führte einen marionettenhaften/zombiehaften/tranceartigen „Tanz“ auf. Spätestens in diesem Moment hätte ich mich, selbst wenn ich gewollt hätte dem Dargebotenen nicht mehr entziehen können.
Leider war das auch der letzte Moment des Konzerts, denn eine Zugabe gab es diesmal leider nicht (bei früheren Konzerten hatte sie oft Afraid von Nico oder sogar The Show Must Go On von Queen gecovered). Ebenfalls ein Novum war, dass sie zu einer Verbeugungsrunde zurück auf die Bühne kam und ein zweites Mal von den Ensemble-Mitgliedern auf die Bühne getragen wurde. Sonst verschwand sie gleich nach dem letzten Song und tauchte nicht wieder auf, was den unheimlichen Charakter des Abends noch unterstrich. Aber sonst hielt sich die Interaktion mit dem Publikum im gewohnten Rahmen, war also praktisch nicht vorhanden (wenn man davon absieht, dass sie sich während des Konzerts indirekt für den verspäteten Beginn entschuldigte; das Konzert sei sogar kurz vor der Absage gestanden).
Was bleibt? Ein großartiger, zwar nicht an meine ersten Konzerte heranreichender Abend (was zu erwarten war), der mich aber trotzdem wieder emotional berührt hat. Besonders die weniger „spektakulären“, stillen Songs, wie Extinguish Me.
Weil ich fürchte, dass bei zu häufigem Sehen die Spannung zu sehr schwindet, habe ich bewußt auf den Besuch der Konzerte heute in Graz und morgen in Wien verzichtet, was mir zwar jetzt ein bißchen leid tut, aber trotzdem besser ist. Das sind eben keine Konzerte wo man nebenbei hingeht und einfach nur gut unterhalten werden will.
Dafür höre ich wieder gehäuft das Album Lovetune for Vacuum und auch die neue Single Marche funèbre, die die Konzertversion des Songs (mit den Stimmen im Hintergrund) und einen wirklich bemerkenswerten Remix von DJ Koze enthält. Und auch Nico landet wieder öfter im CD-Player – gecovered von Soap&Skin und im Original.
Abschließend ein Hinweis: FM4 wird die Generalprobe (die am 5.12. im Wiener Funkhaus stattfand) am 23. Dezember 2009 in der FM4 Homebase ausstrahlen und ab diesem Tag auch als Videostream anbieten
Grüße
RolandXP.S. Es würde mich interessieren, ob es außer mir jemanden gibt, der sowohl Soap&Skin als auch Annett Louisan hört. Oder habe ich mit dieser Kombination erfolgreich 100% der RS-Forumsmitglieder gegen mich eingestellt :lol:
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WerbungRolandXP.S. Es würde mich interessieren, ob es außer mir jemanden gibt, der sowohl Soap&Skin als auch Annett Louisan hört. Oder habe ich mit dieser Kombination erfolgreich 100% der RS-Forumsmitglieder gegen mich eingestellt :lol:
Ja, macht aber nichts.
Danke für den ausführlichen Bericht. Hätte auch große Lust, sie nochmal mit Orchester zu sehen.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Moin,
habe sie im Mousonturm in diesem Jahr gesehen.
Mit Orchester ist natürlich auch nicht schlecht und ein schöner Bericht von Dir.
Auch mit Annett Louisan habe ich kein Problem, Vielseitigkeit ist doch etwas tolles.
Gruß--
"Don ́t sit down cause i ́ve moved your chair" (Artic Monkeys) -
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