Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › Rufus Wainwright – Out Of The Game
-
AutorBeiträge
-
Vielleicht wollte Wainwright ja alles besser oder massenkompatibler machen, whatever, viel besser ist es nicht geworden. Die Referenzbands aus den 70ern kann man heraushören, wenn man denn will, warum die Kritiker hierzulande das „Wunderkind“ so abfeiern, bleibt ihr Geheimnis. Dabei fängt es doch ganz gut an, „Out Of The Game“ ist vielleicht der stärkste Song, zumindest ist er eingängig, ohne beliebig zu sein, mit einer gewissen Steely Dan Lässigkeit und akzeptablem Chorus, der nicht (wie viele andere Tracks) im Arrangement untergehen. Ab „Jericho“ wird’s dann schunkelig und etwas schlageresk, mit den seit WANT bekannten Bläsersetzen und Chören. „Rashida“ klingt wie ein Aufguss der RELEASE THE STARS Zeit (die bekanntermaßen auch nicht sonderlich gut war). „Barbara“ ist dann 80s Porno (immerhin mal was Neues im Wainwrightschen Kosmos), „Welcome To The Ball“ – ein Songs zu Fußball WM 2006“ – ist völlig over the top, und was in früheren Jahren dank guter Melodie oder Arrangement gut ging, ist hier so was von mittelmäßig bis egal. „Montauk“: Seine privaten Auslassungen über das Bild, wie ihn seine Tochter mal sehen wird, sind reines Egogewichse, die geübten Arpeggien kann er aber immer noch ganz gut.
„Bitter Tears“ hätte der Hit werden können, das Elektro Gewand steht ihm ziemlich gut, der billige Keyboard-Streicher Sound hätte es aber nicht bedurft. Endlich bleibt er auch mal bei einer prägnanten Melodie und singt die Songs nicht tot. „Respectable Dive“ schaukelt dann nur noch, warum sein Freund bei „Perfect Man“ weinen musste, kann nicht am Song sondern höchstens an der Story dazu liegen. Hier würde ich mir wünschen, er würde mal straighter rocken ohne das Brimborium im Background, dann wäre das gar kein so schlechter Song, trotz der Unmengen an Ecken und Umwegen. Die starken Tracks kommen am Ende, „Sometimes You Need“ hat ein angenehmes Pickingmuster, RW singt butterweich und die Texte wirken mal nicht ganz so peinlich wie ansonsten. „Song For You“ braucht ein paar Durchläufe, ist aber zumindest seine beste Gesangsleistung. Keine Ahnung, ob er es mittlerweile gelernt hat oder ob Ronson seine Schnapp-Einatmung rausgeschnitten hat, das ist schon beeindruckend wie leicht das klingt. Live kann das eigentlich nur in die Hose gehen. Mama Kate hat mal erzählt, wie stolz sie war, dass Klein Rufus schon mit einem Jahr Töne singen und halten konnte. Darauf baut sich sein Gesangsstil leider zu oft auf, geht hier aber ganz gut. Die Ode an seine Mutter – „Candles“ – geht dann sogar ans Herz, schade dass er von diesen simplen Tracks nicht mehr bringt.
In der Summe wieder eine verpasste Chance, die Musik ist nicht ganz so peinlich wie mancher Text oder das fürchterlich aufgeblasene Coverphoto, welches nur noch von den Röhrenjeans und den Fick Mich Blick auf der Rückseite übertroffen wird. Tendenz in der Summe: * * *
--
and now we rise and we are everywhereHighlights von Rolling-Stone.deOh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
Legendäre Konzerte: The Concert For Bangladesh 1971
„Kevin allein zu Haus“: Ein Familienfilm ohne Familie
The Beatles: Wie die Aufnahmen zu „Let It Be“ zum Fiasko wurden
Taylor Swift: Alle 274 Songs im Ranking
Stephen King: Die besten Bücher – Plätze 10-01
WerbungnikodemusIn der Summe wieder eine verpasste Chance, die Musik ist nicht ganz so peinlich wie mancher Text oder das fürchterlich aufgeblasene Coverphoto, welches nur noch von den Röhrenjeans und den Fick Mich Blick auf der Rückseite übertroffen wird. Tendenz in der Summe: * * *
Cooler Text, niko.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
nail75Cooler Text, niko.
Ja? Wainwright soll „mal straighter rocken ohne das Brimborium im Background“? Ernsthaft?
--
kramerJa? Wainwright soll „mal straighter rocken ohne das Brimborium im Background“? Ernsthaft?
Ich glaube, damit meinte niko dieses einzelne Lied, nicht die generelle Herangehensweise. Niko ist allgemein ja kein Freund von hemdsärmligem Rock. Ich habe aber schon den Eindruck, dass Rufus sich nach Want 1 und 2 heftig zu verzetteln begann und seine Produktionen zunehmend komplexer aber auch undurchdringlicher wurden. Das war natürlich in seiner Musik immer schon angelegt, aber in den letzten Jahren stört es (mich) zunehmend.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
nail75Ich habe aber schon den Eindruck, dass Rufus sich nach Want 1 und 2 heftig zu verzetteln begann und seine Produktionen zunehmend komplexer aber auch undurchdringlicher wurden. Das war natürlich in seiner Musik immer schon angelegt, aber in den letzten Jahren stört es (mich) zunehmend.
Aber „Out Of The Game“ ist weder undurchdringlich noch komplex. Im Gegenteil.
--
Gute Güte, als Verteidiger des straighten Rockens sehe ich mich selbst ungern, der Kommentar bezog sich nur auf „Perfect Man“, ein ziemlich unaufdringliches, fokussiertes Stück mit Schlagzeug im Vordergrund und tiefem Gesang, der sich kontinuirlich steigert. So weit so gut, was mich stört sind die Kirmes-Synthesizers im Background, auch wenn Martha eine sehr interessante Stimmfarbe hat, geht es nicht mal ohne Chor? Die interessante Melodie der Strophen werden immer weiter verwässert, bis am Ende kein zusammenhängender Song mehr zu erkennen ist. Hier hätte ich mir Klarheit gewünscht, einfach mal – vielleicht zum ersten Mal in seiner Karriere – nur Drums, Gitarre, Bass und los geht’s. Wainwright und Ronson kleistern mir aber alles zu sehr zu, und zwar in jedem Song. Keine Pause ohne Streicher, Chöre, Bläser. Das kann man Wainwright vielleicht auf vielen Tracks vorwerfen, allerdings gab es auf den früheren Alben mehr Stücke, die einen Luft zum Atmen gewährten.
@Kramer
Auch wenn ich immer wieder überrascht bin, was du alles hörst und schätzt, dass du RW mittlerweile goutierst (ebenso Napo), hat mich doch etwas verwundert. Magst du kurz beschreiben, was dir an „Out Of The Game“ gefällt?Für ein Popalbum empfinde ich die Arrangements und Brüche in den Melodien schon als ungewöhnlich komplex. Selbst ein eingängiger Song wie der Titeltrack scheint nie in einer Tonlage zu bleiben, eckt hier und da an und nimmt im Zweifel immer eher einen untypischen Verlauf.
--
and now we rise and we are everywhere
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
nikodemus@Kramer
Auch wenn ich immer wieder überrascht bin, was du alles hörst und schätzt, dass du RW mittlerweile goutierst (ebenso Napo), hat mich doch etwas verwundert. Magst du kurz beschreiben, was dir an „Out Of The Game“ gefällt?Warum überrascht? Ich fürchte, mir gefällt bei diesem Album genau das, was Dich stört. Diese fast barocke Art des Pop, die, wie Du schreibst „hier und da aneckt und im Zweifel immer eher einen untypischen Verlauf nimmt.“ Klar verheddert sich Wainwright hier und da, aber das finde ich in seinem Fall eigentlich eher sympathisch als störend. Vielleicht hilft es auch, dass viele von Wainwrights musikalischen Favoriten (inzwischen) auch meine sind.
--
RW hat ja nie klassische Popsongs geschrieben, das was ich oben beschrieb, ist ja nicht neu für seine Kompositionen, allerdings gefällt mir die Umsetzung auf den beiden WANT Alben deutlich besser.
Oder auch das Debütalbum, „Matinee Idol“, „Foolish Love“, „Imaginary Love“ hatten auch alle Dramturgie, Ecken und Kanten, waren popaffin und lyrisch nicht halb so platt und ich-bezogen wie „Montauk“, „Perfect Man“ etc. Die Arrangements waren zwar auch früher gelegentlich völlig überbordend, aber stellenweise auch sehr subtil (>der Einsatz der Harfe in „Dinner At Eight“). Gesanglich schraubt er vieles etwas runter auf dem neuen Album, was ihm oftmals gut tut, kompositorisch sehe ich bei ihm wenig Weiterentwicklung (was nicht schlimm wäre, wenn Songs wie „Rashida“ nicht so bieder wären und immer nur das auffrischen würden, was er schon auf „Release The Stars“ und bei den WANT Alben besser gemacht hat). Ich hatte mir von Ronson etwas mehr erhofft, vielleicht wirklich noch mehr Pop, mehr Melodien, die sofort hängenbleiben. Das 70s/80s Soundkleid klingt nur wie ein neuer Anstrich der alten Kleider. „Bitter Tears“ finde ich mit am interessantesten hier und wäre ein toller Blueprint für ein ganzes Album, tanzbar, beatlastig, aufdringlich. Wie ein Pet Shop Boys Album mit Stimme.
--
and now we rise and we are everywhereWem Wainwright zu „verschwurbelt“ ist sollte es mal hiermit versuchen:
http://www.amazon.de/A-Man-Possessed/dp/B0072AEWN2/ref=sr_1_11?ie=UTF8&qid=1335987128&sr=8-11
Für mich ganz klar der bessere Rufus.
--
"I believe in love ... but it don't believe in me!" (Rhett Miller)
Gehört. Das Album ist deutlich besser als das aus meiner Sicht wirklich grausame „Songs for Lulu“. Einige Songs sind sogar richtig gut, aber um die Rückkehr von Rufus zu alter Form auszurufen, fehlen mir dann doch die durchgehend guten Songs.
Wer übrigens die gigantische House of Rufus-Box nicht hat, sollte hier mal schauen, die wird schon „verramscht“, ist aber natürlich immer noch ordentlich teuer, kein Wunder bei 19 Tonträgern.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Auch für mich ein tolles Album, nicht zu üppig oder opulent, wie nikodemus meint, sondern in sich stimmig. Das erste Rufus – Album nach Release the Stars, welches man genüßlich durchhören kann. Er ist wieder in der Spur….
--
Käse ist gesund!An „Release the stars“ reicht es zwar nicht heran, besser und zumindest größenwahnsinniger als die Alben der Sterblichen unter Ihm ist es allemal.
--
Das letzte Album von Wainwright, das mir wirklich gut gefallen hat, war „Want One“. Schon mit dem zweiten Teil hatte er mich irgendwie verloren und danach nie wieder zwingend packen können. Dennoch hab ich mir jedes neue Album angehört und mich manchmal gefragt warum eigentlich. Vielleicht ist das jetzt die Antwort: Weil ich wusste, dass er irgendwo noch mal so ein tolles Album wie „Out Of The Game“ im Köcher hat.
Wunderbare Melodien, ergreifend gesungen, einen Einstieg, der an 70er Billie Joel oder auch Elton John gemahnt und durchaus den Platz des zuletzt enttäuschenden Ben Folds besetzen kann und mit „Candles“ einen dermaßen gigantischen, im besten Sinne pathetischen, Abschluss, dass einem nur das Herz aufgehen kann.Welcome back Mr Wainwright ****
--
"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!@ Magnetic:
Seit dem Release überlege ich ob ich mir die Platte holen soll oder nicht. Nach der vorläufigen Dagegen-Entscheidung macht mich deine Ausführung wieder schwach. Sigh!--
"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."Ich habe auch lange gezögert, aber den Kauf ganz sicher nicht bereut. Vielleicht hätte ich das Geld sogar für „Candles“ alleine ausgegeben (Ich habe allerdings vorher bei simfy ausführlich – sprich die ersten 6 Songs – reingehört…)
--
"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt! -
Schlagwörter: Rufus Wainwright
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.