Pharoah Sanders

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  • #10263857  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

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    Ganz tolle Texte, Danke dafür. Die kommen auch gerade im richtigen Moment. Vor ein paar Tagen habe ich „Thembi“ aus dem Schrank gezogen, für stark befunden und mich gefragt, wie ich weiter vorgehe. Und nach Alice Coltrane wollte ich eigentlich mal fragen. Perfekt.

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
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    #10263865  | PERMALINK

    vorgarten

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    soulpopeLove“ so etwas wie eine Meisterklasse des modernen Bassspiels durch Cecil McBee (mglw eines seiner stärksten Soli ever ?) und der Übergang zu „Morning Prayer“ gehört (IMO) zum Berührendsten was der Jazz in den frühen 70ern zu bieten hat …. interessanterweise ist mir diese Übergang viel später bei der Erstbeschau des Filmes „Die Matrix (Teil 1)“ in jenen Sequenzen eingefallen in welchen die Matrix zerfällt und sich eine neue Realitat bildet ….

    das finde ich sehr schön. ich bin zwar dummerweise bei MATRIX 1 seinerzeit eingeschlafen, aber ich verstehe, was du meinst. es ist wirklich erstaunlich, wie eigenständig mcbee die sanders-musik trägt, er weiß genau, aus eigener überzeugung, wie diese musik zu fundieren ist. aber er ist tatsächlich generell gut anfang der 1970er, alice coltrane würde ohne ihn auch viel weniger grooven (obwohl charlie haden ihr wohl musikalisch viel näher ist, zumindest in ihrer frühen phase), und im prinzip macht er das ja schon mindestestens seit 1965 (wayne shorters ETCETERA).

    soulpope „Morning Prayer“, Kitsch und die Geschmacksgrenzen – erlaubt ist was Anklang findet und zum Unterschied zu anderen Einspielungen diverser Musiker hat „Thembi“ eine sehr wohlwollende Patina erhalten ….

    dazu dann doch ein leiser einspruch. african percussion, urwaldgeräusche und vogelstimmen finde ich anfang der 1970er in einem kommerziellen us-tonstudio produziert ein bisschen arg an subalterner klischeeproduktion, solange die musik nicht zur vermischung steht, sondern einen auf „authentisch“ macht, d.h. es beim imitat von stereotypen über „afrika“ bleibt. und das höre ich hier, aber auch wirklich nur am ende dieses wirklich tollen stücks.

    irrlichtGanz tolle Texte, Danke dafür. Die kommen auch gerade im richtigen Moment. Vor ein paar Tagen habe ich „Thembi“ aus dem Schrank gezogen, für stark befunden und mich gefragt, wie ich weiter vorgehe. Und nach Alice Coltrane wollte ich eigentlich mal fragen. Perfekt.

    das freut mich. ich finde PTAH und JOURNEY ohnehin die besten einstiegsalben, was alice coltrane angeht.

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    #10264851  | PERMALINK

    vorgarten

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    1971 läuft nach wie vor alles hervorragend bei sanders. nach der zweiten thembi-session zwei interessante (und irgendwie dokumentierte) auftritte mit alice coltrane und archie shepp, eine sommer-europa-tour mit dokumentiertem auftritt in nizza (mit der tollen rumpfband smith/mcbee/hopps/killian), danach steigt lonnie liston smith aus und wird dauerhaft durch joe bonner ersetzt, irgendwann darauf finden die „live at the east“-aufnahmen statt und spät im jahr weitere sessions für impulse.

    21.2.1971
    live in der carnegie hall, aus anlass des geburtstags von swami satchidananda. sanders ist teil einer alice-coltrane-supergroup, die sowohl ihr material als auch das ihres ehemannes spielt: sanders & shepp, mcbee & garrison, blackwell & jarvis, dazu noch tambura- und harmonium-spieler. ed michel kann sich daran erinnern, dass alles auf 4-spur-bändern aufgenommen wurde und nun im coltrane-haus lagert, aber nur diese 30-minütige „africa“-version kursiert im netz, in unterschiedlicher tonqualität (die beste, die ich habe, kam von brian eno per twitter, kann sein, dass er da selbst ein bisschen drübergegangen ist…).

    jedenfalls ist das ein großartiger auftritt, bei dem ich mir allerdings nicht immer ganz sicher bin, ob ich die einzelnen beiträge richtig zuordne.

    es fängt mit den beiden drummern an, die vom ersten augenblick an ein feuerwerk abfackeln. mit alices dunklen akkorden wird das thema eingeleitet, das shepp & sanders quasi im rubato einwerfen. shepps solo ist großartig, er schwimmt in alices akkordwellen, lässt sich von jarvis und blackwell antreiben. sein unscharfes spiel atmet mit, lädt sich permanent im power play von jarvis auf, setzt sich in die lücken. er ist sanders ja gar nicht so unähnlich in seiner changes-geringachtung, aber als dieser übernimmt (ab 6:09, wenn ich das richtig höre), fallen sofort die unterschiede auf. sanders grummelt sich in die musik hinein und setzt sich dann drauf, lässt unter sich alles stehen, entrückt sich immer mehr, bis er in schrei-kaskaden wirklich alles von der bühne fegt. er ist verzahnter mit alice, bei den drummern kommt jetzt eher blackwell durch, zusammen wird das ein anderes projekt als shepps fire music.

    nach den trademark-growls übernimmt alice ab 9:50, holt die musik auf den boden (eher 1 meter darüber), tritt dann in eine art duett mit jarvis, der sich anders, hyperaktiver, in den späten coltrane-band-sound einbringt, in dessen modus alice verbleibt. dann kommt ein grandioses blackwell-solo, eine studie in westafrikanischer polyrhythmik, inklusive doppelgong, ich kann nicht ausmachen, ob jarvis daran beteiligt ist. dann kommen die beiden bassisten an die reihe, erst mcbee, zupackend, virtuos, mit szenenapplaus. nach einem kurzen vamp steigt garrison ein, elegant, mit schönem ton, den trademark-arpeggien, etwas etüdenhaft. szenenapplaus auch hier. dann variieren sie beide gleichzeitig um den hauptvamp des stücks herum, was ein sehr toller moment ist. erst nach 10 bassgeprägten minuten steigt die band wieder ein, von alice angeführt (toller groove). die beiden tenoristen dürfen auf den letzten vier minuten nochmal gemeinsam aufdrehen, shepp attackiert, sanders singt. shepp versucht es noch zwei mal, das thema einzubringen, dann verglimmt die performance. der applaus ist frenetisch. man würde wirklich gerne den gesamten auftritt hören.

    [23.3. oder 23.4.1971
    ein live-auftritt in berkeley, bei dem vieles unklar ist. meine quelle behauptet die besetzung alice coltrane /shepp / sanders / lowe /garrison / jarvis. lipnickis diskografie ist vorsichtiger: alice, shepp, sanders ODER lowe, rest unknown. die tonqualität ist unterirdisch.

    am anfang gibt es eine version von „journey in satchidananda“, es sind zwei sopransaxofone zu höre, die nach shepp und lowe klingen, aber nicht nach sanders (lowe nimmt ja auch im november mit alice auf). aber es kann auch sein, dass er auch noch dabei ist, sich hier nur etwas zurückhält. geprägt wird das stück ohnehin von alices unorthodoxem harfenspiel, das wie von ferne in alle möglichen richtungen zerspringt.

    danach kommt ein bislang unidentifizierter blues mit alice am klavier. das sopransolo ist zweifelsohne von shepp (und ziemlich toll). alice wechselt an die harfe und lässt viele lücken. applaus deutet auf einen solistenwechsel an. das nächste sopran steigt mit einem „summertime“-zitat ein, was sehr ungewöhnlich für sanders wäre. auch im verlauf des solos würde ich mich jetzt hier auf lowe festlegen, sanders ist das jedenfalls auf keinen fall. danach kommt noch ein kurzes harfensolo, das war’s.

    dann wieder „africa“, wieder über 25 minuten lang. alice am klavier, thema auf dem tenor von shepp. sein solo ist toll – überhaupt, alice & shepp funktionieren hervorragend zusammen. in der neunten minute kommt dann ein neues tenor, sehr schöner, gesanglicher ton, ständig das thema von „africa“ hin und her schiebend, das sanders in der carnegie hall so geflissentlich ignoriert hat. also eindeutig lowe. dann ein langes solo von alice. da gibt’s keinen dritten saxofonisten. am ende noch mal shepp, dann ein langes garrison-solo, das war’s. dieser eintrag hier ist also in einem sanders-thread fehl am platz. aber scheinbar sind sich andere da nicht so sicher (oder er taucht auf nicht überlieferten stücken dieses abends noch auf).]

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    #10264947  | PERMALINK

    vorgarten

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    18.7.1971
    vom live-auftritt der sanders-band in nizza gibt es ein bootleg. die besetzung: sanders/ smith/ mcbee/ jimmy hopps (dm)/ lawrence killian (per). die stücke: „the creator has a masterplan“/ „jameela“/ „let us go in the house of the lord“.

    der ganze auftritt ist ein glücksexzess. die band täuscht überhaupt nicht mehr vor, über komplexem, material zu spielen, sondern lässt alles schön einfach swingen, sanders spielt wenig mehr als nötig, verschmilzt lieber im percussionteppich um lonnie liston smith herum, der die ganze arbeit macht. und er spielt wirklich das ganze klavier, holt alles raus, was es an resonanzen hergibt, manchmal muss man fast an chris abrahams von den necks denken. nach der kurzen percussionstudie „jameela“ bringt er in das einfache spiritualthema von „let us go“ eine dissonante note herein, drückt mehr und mehr die pedale durch, bis das ganze instrumente nur noch dröhnt und stöhnt. sanders bringt alles jedes mal schön nach hause, splittet seinen ton, als würde er sax und flöte gleichzeitig spielen, lässt die effizienz der einfachen form auszittern. kollektives aufwachen & riesenapplaus. als hätte sich eine große dunkle wolke aufgelöst und der himmel aufgeklart. prototyp ist natürlich auch coltranes „after the rain“. aber diese musik ist kein stehendes bild mehr. ihre qualität liegt darin, dass sie vibriert und alles mitvibrieren lässt.

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    #10265557  | PERMALINK

    vorgarten

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    24.11.1971
    bei sanders großer, 38-minuten langen panafrikanischen party sind neue leute dabei, die später, im 70erjahrejazz, ganz schön wichtig werden: norman conners und billy hart (dm), neben cecil mcbee plötzlich stanley clarke (b), carlos garnett (ts), hannibal marvin peterson (tp), und statt dem sich emanzipierenden lonnie liston smith sitz jetzt der quirlige joe bonner dauerhaft am klavier – bonner, mcbee, conners und lawrence killian sind die neue working band von sanders.

    die schwarze einheit deutet auf eine politische anbindung von sanders hin, die auch zum brooklyner „east“-club passt, in dem er zu dieser zeit am liebsten auftritt: ein dem black-nationalism nahestehender panafrikanismus, der zwar prinzipiell auf übergreifender verständigung aufbaut, aber schwarze selbstorganisation fördert und weiße dabei ausschließt (im east durften sie nicht auftreten und manchmal wurden sie auch gar nicht erst eingelassen). bei sanders dürfte das nicht wirklich militant gemeint gewesen sein – er erinnert sich an das east-publikum als ein freundliches und spirituell interessiertes (auf nüchterner basis: dort wurde kein alkohol ausgeschenkt) und seine „black unity“ bezieht sich zu allererst auf ein sammelsurium von afrikanischen instrumenten (und nicht nur das: besagtes indisches harmonium hat seinen gefürchteten auftritt, außerdem gibt es noch sowas wie eine fernöstliche zither oder harfe im klangbild).

    der groove, von den beiden hypervirtuosen bassisten vorgegeben, ist steady, hypnotisch, klar und einfach. es gibt sowas wie ein rudimentäres 2-ton-thema in 2 akkorden. die bläser agieren ziemlich extrovertiert, was sich im unisono zu kakofonischen passagen verdichtet, aber sie halten auch oft die klappe. dann kommt bonner ins spiel, mit seinem zwischen pop und free agierenden klavierspiel – und besagtes harmonium, das alle paar minuten mit einem unreinen akkord die musik überspült. die zither ist ebenso wenig „westlich“ gestimmt, was den gesamten 38 minuten etwas ungreifbar flirrendes gibt. irgendwie ist sanders da schon nah an davis‘ sitar-band, obwohl sie eigentlich erst 1972 so richtig auftaucht (und sanders wird später mtume und badal roy ins studio einladen). und am ende wird A LOVE SUPREME zitiert (naja…).

    im prinzip also das KARMA- oder JEWELS-OF-THOUGHT-programm, aber mit anderen resonanzen. und irgendwie auch toller. man muss sich damit abfinden, dass das ganze wie eine party wirkt, die schon auf hochtouren läuft, wenn man noch nüchtern dazu stößt. oder wenn man (wie ich manchmal), sonntags um 13h ins berghain geht, wo andere schon seit 12 stunden feiern. aber nach 5 minuten ist man drin. und gehört dazu.

    was merkwürdig ist: am ende gibt es 30 sekunden applaus von einem publikum aus schätzungsweise 50 leuten. also genauso wie bei LIVE AT THE EAST, das ja bekanntermaßen nicht im „east“ aufgenommen wurde, sondern mit east-publikum im a&r-studio. dessen genaues aufnahmedatum ist unbekannt. ist das vielleicht also die gleiche session? dass bei LIVE AT THE EAST noch harold vick als sänger (!) einen credit bekam, könnte auch bedeuten, dass er einfach zum east-publikum zählte, dass ins studio eingeladen wurde.

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    #10265595  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    vorgarten 24.11.1971 bei sanders großer, 38-minuten langen panafrikanischen party sind neue leute dabei, die später, im 70erjahrejazz, ganz schön wichtig werden: norman conners und billy hart (dm), neben cecil mcbee plötzlich stanley clarke (b), carlos garnett (ts), hannibal marvin peterson (tp), und statt dem sich emanzipierenden lonnie liston smith sitz jetzt der quirlige joe bonner dauerhaft am klavier – bonner, mcbee, conners und lawrence killian sind die neue working band von sanders. die schwarze einheit deutet auf eine politische anbindung von sanders hin, die auch zum brooklyner „east“-club passt, in dem er zu dieser zeit am liebsten auftritt: ein dem black-nationalism nahestehender panafrikanismus, der zwar prinzipiell auf übergreifender verständigung aufbaut, aber schwarze selbstorganisation fördert und weiße dabei ausschließt (im east durften sie nicht auftreten und manchmal wurden sie auch gar nicht erst eingelassen). bei sanders dürfte das nicht wirklich militant gemeint gewesen sein – er erinnert sich an das east-publikum als ein freundliches und spirituell interessiertes (auf nüchterner basis: dort wurde kein alkohol ausgeschenkt) und seine „black unity“ bezieht sich zu allererst auf ein sammelsurium von afrikanischen instrumenten (und nicht nur das: besagtes indisches harmonium hat seinen gefürchteten auftritt, außerdem gibt es noch sowas wie eine fernöstliche zither oder harfe im klangbild). der groove, von den beiden hypervirtuosen bassisten vorgegeben, ist steady, hypnotisch, klar und einfach. es gibt sowas wie ein rudimentäres 2-ton-thema in 2 akkorden. die bläser agieren ziemlich extrovertiert, was sich im unisono zu kakofonischen passagen verdichtet, aber sie halten auch oft die klappe. dann kommt bonner ins spiel, mit seinem zwischen pop und free agierenden klavierspiel – und besagtes harmonium, das alle paar minuten mit einem unreinen akkord die musik überspült. die zither ist ebenso wenig „westlich“ gestimmt, was den gesamten 38 minuten etwas ungreifbar flirrendes gibt. irgendwie ist sanders da schon nah an davis‘ sitar-band, obwohl sie eigentlich erst 1973 so richtig auftaucht (und sanders wird später mtume und badal roy ins studio einladen). und am ende wird A LOVE SUPREME zitiert (naja…). im prinzip also das KARMA- oder JEWELS-OF-THOUGHT-programm, aber mit anderen resonanzen. und irgendwie auch toller. man muss sich damit abfinden, dass das ganze wie eine party wirkt, die schon auf hochtouren läuft, wenn man noch nüchtern dazu stößt. oder wenn man (wie ich manchmal), sonntags um 13h ins berghain geht, wo andere schon seit 12 stunden feiern. aber nach 5 minuten ist man drin. und gehört dazu. was merkwürdig ist: am ende gibt es 30 sekunden applaus von einem publikum aus schätzungsweise 50 leuten. also genauso wie bei LIVE AT THE EAST, das ja bekanntermaßen nicht im „east“ aufgenommen wurde, sondern mit east-publikum im a&r-studio. dessen genaues aufnahmedatum ist unbekannt. ist das vielleicht also die gleiche session? dass bei LIVE AT THE EAST noch harold vick als sänger (!) einen credit bekam, könnte auch bedeuten, dass er einfach zum east-publikum zählte, dass ins studio eingeladen wurde.

    Hier hat Pharoah Sanders also schlußendlich sein Ding zusammen – woran die „jungen Wilden“ aka Carlos Garnett, Stanley Clarke und Norman Connors nicht unerheblichen Anteil haben – und diese „Unity“ erzeugt trotz feinzieselierter Ausarbeitung des Grooves und dessen Umsetzung durch die beteiligten Musiker eine Ruhe welche beim Zuhörer ein Loslassen ermöglich – um danach wieder (in mehrerer Hinsich) mitgenommen zu werden …. gemeinsam mit „Live At The East“ wohl Höhepunkt der Impulse Aufnahmen und trotz wiederkehrender Zitate und thematischer Reminiszenzen findet hier auch die Emanzipation von John Coltrane seinem Abschluss …. obwohl Sanders mit Ihm in einer immanenten „Unity“ bleibt ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #10266833  | PERMALINK

    vorgarten

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    unbekanntes aufnahmedatum, 1971

    die studiosession vor ausgesuchtem east-publikum, das manchmal – wie eingespielt – auf sich aufmerksam macht, vielleicht auch für die nicht mit credit aufgeführten sängerinnen zuständig war? jedenfalls: die gleiche band ist am werk, die auch BLACK UNITY abgefeiert hat.

    mit dem albumseitenlangen „healing song“ bin ich dem pharoah sanders plötzlich sehr nah, den ich über alles schätze: dem entertainer, mit dem publikum kommunizierenden, der aus jedem sax-einstieg ein fest macht, dessen melancholischer optimismus für mich greibfbarer ist als panafrikanische spiritualität (obwohl er selbst das wohl kaum trennen würde).

    eigentlich ist das eine art aktualisierter gospel, ein tranceartiges aus-sich-herausgehen, das unbedingt alle mitreißen will. die fantastischen sängerinnen, die hier aus dem stand mehrstimmige kommentare einwerfen, das mitklatschen, aber auch die free-ausbrüche, das sich-hineinwühlen von joe bonner, und die quasi außer sich spielenden bassisten mcbee und clarke – all das führt zu einer musik, die etwas besser machen will. sanders hat in interviews erklärt, dass er generell, nachdem er aufhört zu spielen, erst wieder einsteigt, wenn sich die band auf eine andere ebene gebracht hat. also bleibt hier niemand stehen. und der saxofonist veredelt den moment mit seinem auratischen ton und greift die lorbeeren ab.

    „memories of john coltrane“, eine rubato-ballade, die sanders auf dem sax spielt, hat den gleichen einstieg wie der „healing song“, bleibt aber in der stimmung des intros. die komposition ist sehr schön in ihrem unbedingten bestehen auf harmonie und schönheit. und sanders‘ ton, der ja nie glatt ist, sowie die agile band sorgen dafür, dass das kein kitsch wird. es weiß ja immer, von welchem (auch politischen) mist es sich als utopie absetzt.

    und dann noch das drone-stück „lumkili“, mit dem erneuten auftritt des „vermadeledeiten harmoniums“ (@gypsy-tail-wind). joe bonner spielt es (auf BLACK UNITY taucht das während seiner aufwendigen klaviersoli auf, da kann er nicht dafür verantwortlich gewesen sein). gongs fräsen sich in den vorgegeben akkord ein, die bassisten umspielen ihn auf sichtweite. obertöne singende männerstimmen kommen dazu (band? east-publikum?). am ende bleiben nur der nachhall der gongs und akzente der bässe übrig. tolles stück.

    in diesem tollsten aller pharoah-sanders-videos sieht man das harmonium 1982 in aktion, während sanders in einem tunnel darauf zuläuft und es schließlich direkt anspielt. wer mal 10 minuten zeit hat – eine bessere einführung in die kunst des saxofonisten gibt es nicht:

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    #10268029  | PERMALINK

    vorgarten

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    8.12.1971
    „mansion worlds“ – sanders im studio von rudy van gelder, mit hannibal (der nur percussion spielt), bonner, mcbee & clarke, norman conners (billy hart ist nicht dabei).

    nur ein stück wird aufgenommen, immerhin fast 10 minuten lang, das aber erst knapp 2 jahre später mit dem material von zwei anderen sessions auf VILLAGE OF THE PHAROAHS landet. „mansion worlds“ ist ein sanftes, schönes, 2-akkord-stück, mit einem schönen sopransax-solo und zwei allein gelassenen bassisten im outro. nichts neues also.


    unbekannte aufnahmedaten 1972

    das einzige impulse-album in 1972 ensteht in einzelnen sessions in los angeles und new york im lauf des jahres. zur rumpf-band bonner, mcbee, connors und killian gesellen sich hier und da badal roy, mtume und der flötist james branch.

    das programm geht noch weiter in richtung völkerverständigung durch kulturmix. „high life“ ist ein fröhlich geshouteter südafrika-feger, „love is everywhere“ ist wieder so ein catchy sanders-gospel auf singletauglicher länge, das titelstück ist ein indischer raga mit verhalltem sopransax und dem vermaledeiten harmonium, kommentiert von mcbees gestrichenem bass und mtumes quäk-percussion, ein paar töne sitar fehlen natürlich auch nicht. joe bonners „the golden lamp“ klingt ein bisschen wie von simon & garfunkel, mit äußerst kitschigen flöten, deren melodie dann auch noch nachgesungen wird.

    das herzstück des albums ist „selflessness“: hymnischer männergesang, rubato-gospel-klavier, dann wieder unbegleiteter männergesang („oh, selflessness“), dann kriegt das gospelklavier einen beat, die stimmen kommen dazu und das stück hebt ab. schönste hippie-musik mit überaus engagierten musikern. mcbee wird es ein wenig daran erinnert haben, was er mit lloyd und jarrett gespielt hat ende der 60er. aber derart hymnisch wie sanders kam lloyd nicht dareingesegelt.

    nach dieser session gibt es wenig dokumente über sanders‘ auftritte. interessanterweise tauchen er, bonner, mcbee, connors und killian beim festival in ann arbor auf, wo zwei tage später auch miles‘ sitar-band spielt, die gerade ON THE CORNER eingespielt hat (ein auftritt, der zwar aufgezeichnet wurde, aber nirgends auftaucht – bootleg series, übernehmen sie!). mit dabei dann mtume, roy und garnett. das ist dann schon der nächste, elektrifizierte schritt in „wisdom through music“. ob miles und sanders sich damals zugehört haben?

    22.11.1972
    wieder nur ein stück, „memories of lee morgan“, mit arthur webb an flöte und auch wieder mit zwei bassisten.

    ist natürlich eine hommage an den im februar des jahres verstorbenen lee morgan und kommt später auch auf VILLAGE OF THE PHAROAHS. das stück ist eine sentimentale ballade mit einem schönen thema (mehr wird auch nicht gespielt) und viel glöckchengebimmel. vielleicht hat es morgan ja im himmel erreicht.

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    #10268037  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    In Sachen James Brunch: Plunky & Oneness etc. schon angetestet? Das fährt auf einer Spiritual/Funk-Jazz-Schiene weiter …

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    #10268057  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-windIn Sachen James Brunch: Plunky & Oneness etc. schon angetestet? Das fährt auf einer Spiritual/Funk-Jazz-Schiene weiter …

    ja, aber im deutlichen 80er-sound… und auch viel kommerzieller. packt mich jetzt nicht so.

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    #10268625  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    gypsy-tail-windIn Sachen James Brunch: Plunky & Oneness etc. schon angetestet? Das fährt auf einer Spiritual/Funk-Jazz-Schiene weiter …

    ja, aber im deutlichen 80er-sound… und auch viel kommerzieller. packt mich jetzt nicht so.

    Okay, sehe ich ähnlich … aber das geht ja früher los – und die Sachen finde ich ziemlich gut:
    https://www.discogs.com/de/Ju-Ju-A-Message-From-Mozambique/release/1365061
    https://www.discogs.com/de/JuJu-Chapter-Two-Nia/release/1990876
    Bin nicht sicher, ob ich letzteres noch habe, aber das Projekt „Jazz für Indien“ führt eh demnächst zum Durchstöbern von alten HDs.

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    #10268753  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind… aber das geht ja früher los – und die Sachen finde ich ziemlich gut:
    https://www.discogs.com/de/Ju-Ju-A-Message-From-Mozambique/release/1365061
    https://www.discogs.com/de/JuJu-Chapter-Two-Nia/release/1990876

    ah, danke für den hinweis – und sowieso: ist ja interessant, das branch da plötzlich bei sanders auftaucht und mit oneness weiter macht, als „the missing link between pharoah sanders and kool & the gang!“, wie es auf seiner webseite heißt. ;-)

    ich bin jetzt im letzten aktiven impulse-jahr von sanders, 1973.

    11.3.1973
    jazz workshop boston, „summun, bukmun, umyun“, mit bonner, killian und dem neuen bassisten calvin hill. an den drums sitzt ein john blue, der später aber nur noch percussion spielen darf, wenn michael carvin dazu kommt.

    die räudige aufnahme macht deutlich, wie endlos lang die sanders-bands auf ihren 2-akkord-gerüsten hängen bleiben können, bis sanders endlich mal wieder einsteigt, in diesem fall mit einem ziemlich furchterregenden unbegleiteten sopransax-solo. nach dem übergang zu „black unity“ bricht die aufnahme leider ab.

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    #10268803  | PERMALINK

    soulpope
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    vorgartenich bin jetzt im letzten aktiven impulse-jahr von sanders, 1973. <iframe src=“https://www.youtube.com/embed/ajV8QmlOj_Y?feature=oembed“ width=“500″ height=“281″ frameborder=“0″ allowfullscreen=“allowfullscreen“></iframe> 11.3.1973 jazz workshop boston, „summun, bukmun, umyun“, mit bonner, killian und dem neuen bassisten calvin hill. an den drums sitzt ein john blue, der später aber nur noch percussion spielen darf, wenn michael carvin dazu kommt. die räudige aufnahme macht deutlich, wie endlos lang die sanders-bands auf ihren 2-akkord-gerüsten hängen bleiben können, bis sanders endlich mal wieder einsteigt, in diesem fall mit einem ziemlich furchterregenden unbegleiteten sopransax-solo. nach dem übergang zu „black unity“ bricht die aufnahme leider ab.

    Jetzt Calvin Hill wahrlich kein unzureichender Bassist – aber im Vergleich zu den spielerischen Strukturen der Herrschaften McBee und Clarke wirkt das schon eher spröde …. ebendieses Schicksal wiederfährt Calvin Hill in der 2ten Hälfte der 70er nochmals, als er Nachfolger von Reggie Workman im Max Roach Quartet wird – das sieht wohl auch Roach ähnlich und beruft etwas später Altmeister Art Davis ein ….

    --

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    #10269153  | PERMALINK

    vorgarten

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    soulpope
    Jetzt Calvin Hill wahrlich kein unzureichender Bassist – aber im Vergleich zu den spielerischen Strukturen der Herrschaften McBee und Clarke wirkt das schon eher spröde …. ebendieses Schicksal wiederfährt Calvin Hill in der 2ten Hälfte der 70er nochmals, als er Nachfolger von Reggie Workman im Max Roach Quartet wird – das sieht wohl auch Roach ähnlich und beruft etwas später Altmeister Art Davis ein ….

    mhhh, dazu fehlt mir wohl das gehör für die feinen unterschiede. ich habe schon weitergemacht mit ELEVATION, das eigentlich wieder um den bass herum gebaut ist, und diese rolle (mit großem solo-spot) füllt calvin hill hervorragend aus, nicht viel spröder als mcbee und clarke, scheint mir. fest steht jedenfalls: ohne dominanten bassisten läuft zu dieser zeit bei sanders gar nichts.

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    #10269177  | PERMALINK

    soulpope
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    vorgarten

    soulpope Jetzt Calvin Hill wahrlich kein unzureichender Bassist – aber im Vergleich zu den spielerischen Strukturen der Herrschaften McBee und Clarke wirkt das schon eher spröde …. ebendieses Schicksal wiederfährt Calvin Hill in der 2ten Hälfte der 70er nochmals, als er Nachfolger von Reggie Workman im Max Roach Quartet wird – das sieht wohl auch Roach ähnlich und beruft etwas später Altmeister Art Davis ein ….

    mhhh, dazu fehlt mir wohl das gehör für die feinen unterschiede. ich habe schon weitergemacht mit ELEVATION, das eigentlich wieder um den bass herum gebaut ist, und diese rolle (mit großem solo-spot) füllt calvin hill hervorragend aus, nicht viel spröder als mcbee und clarke, scheint mir. fest steht jedenfalls: ohne dominanten bassisten läuft zu dieser zeit bei sanders gar nichts.

    Ja (auch individuell) starke Bassisten spielen bei Sanders eine tragende Rolle …. wenn Du mal „Black Unity“ öfter gehört bzw starker verinnerlicht haben solltest  wirst Du mglw. mein obiges Statement besser nachvollziehen können …. und ja, Calvin Hill hat auf „The Gathering“ ein klasses Solo ….

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