Neue Klassik-LPs

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  • #5370189  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 19,111

    @ otis:

    Wenn du 28 Minuten auf eine LP-Seite schneidest, kommst du in der Dynamik aber schon mächtig runter, weil die Rillen schmaler werden. Dadurch erhöhen sich Rauschen und Knistern. Audiophil betrachtet ist das keine optimale Lösung, und an der Stelle ist eine – gut aufgenommene – CD auch klanglich vorzuziehen.

    In der Pause im Konzert musst du nicht aufstehen – das ist unabhängig vom Zeitfaktor ein Unterschied. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber aufstehen und Platte umdrehen bringt mich kurfristig raus.

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    #5370191  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Ja, mag ja alles irgendwo stimmig sein, aber dass ein ganzer Markt wegbricht, kann ich mir nicht allein mit Bequemlichkeit erklären.
    Eine andere Frage beschäftigt mich in diesem weiteren Zusammenhang schon seit vielen Jahren. Wie kommt es, dass gerade Klassikplatten knisteranfälliger zu sein scheinen als Pop-Platten. Sicher haben sie mehr leise Stellen, aber eine funkelnagelneue DGG-Platte scheint deutlich empfindlicher als eine vergleichbare Pop-Platte, von denen es ja auch so einige mit leisen Stellen gibt.
    28 Minuten sind sicher nicht optimal, aber hatte nicht Blood On The Tracks auch an die 28 Minuten pro Seite? Fehlte es dort an Tiefe oder Dynamik?

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    #5370193  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 19,111

    @ otis:

    Pop- und Rockplatten werden schon bei der Aufnahme und im Mastering gegated – d.h. die leisesten und die lautesten Stellen in der Dynamik angeglichen. Dadurch entsteht ein (weitgehend) gleichmäßig hoher Schalldruck/Dynamik – und dadurch wird das – ebenso vorhandene – Knistern auf Pop- und Rockplatten weniger hörbar als auf Klassikalben.

    Natürlich könntest du auch Klassikplatten so behandeln. Die Ergebnisse sind aber weniger wirksam, weil es in der Natur der Musik liegt, mehr und größere Dynamiksprünge (verstanden als Unterschied zwischen laut und leise) zu machen.

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    „Weniger, aber besser.“ D. Rams
    #5370195  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Alle 20 bis 25 Minuten bei einer Oper die Seite zu wechseln erhöht die Aufmerksamkeit.

    Ansonsten empfehle ich das Hören klassischer Musik auch wegen des audiophilen Genusses ausschließlich auf Vinyl. Bis heute digitalisieren und remastern die Majors ihren Backkatalog dermaßen sorglos (besonders unerträglich: CBS), daß sogar Pop-CD-Hörer staunen würden. Vor einiger Zeit die Gesamtaufnahme der Beethoven-Sonaten durch W.Backhaus verglichen. Man könnte der CD-Edition nach meinen, Backhaus sei ein dumpfer Wurm. Keine Dynamik, kein Fluß. Noch gravierender natürlich die Unterschiede bei orchestralem Klang oder gleich Opern. Hier gilt: Je älter die Aufnahme, desto vergleichsweise anspruchsloser der wiedergegebene Klang. Ahnungslos scheint der Kunde wohl miese Qualität bei historischen Aufnahmen vorauszusetzen (Zum Vergleich: Aufnahmen aus den späten 30ern auf EMI, zB. von Alfred Cortot, klingen auf LP exzellent. EMI hatte schon damals ungeahnt qualitative Aufnahmeverfahren!).

    PS:
    Habe Anfang des Jahres mal auf den oben erwähnten „La Traviata“ Mitschnitt mit Netrebko bei ebay geboten. Ging für ca. 80 Euro weg.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #5370197  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Napo, ich wusste nicht, dass die Überspielungen dermaßen schlecht sind. Damit scheint die ganze Geschichte dann eine reine Marketing-Entscheidung der Industrie.
    Der interessierte Liebhaber behält seine LPs und kauft Neues auf CD. Der weniger Interessierte „erkennt“, dass er Neuaufnahmen braucht, weil die alten ohnehin nichts taugen. Womit die Industrie das auf dem Klassikmarkt leidige Problem löst, ihre zig-ste Version von Standardwerken an den Mann bringen zu können.

    --

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    #5370199  | PERMALINK

    bauer-ewald

    Registriert seit: 26.10.2005

    Beiträge: 4,279

    otis
    Eine andere Frage beschäftigt mich in diesem weiteren Zusammenhang schon seit vielen Jahren. Wie kommt es, dass gerade Klassikplatten knisteranfälliger zu sein scheinen als Pop-Platten. Sicher haben sie mehr leise Stellen, aber eine funkelnagelneue DGG-Platte scheint deutlich empfindlicher als eine vergleichbare Pop-Platte, von denen es ja auch so einige mit leisen Stellen gibt.

    Diese Erfahrung von Dir kann ich nicht bestätigen, und ich habe in den letzten Jahren Dutzende ungespielter Klassik-LPs (vieles davon DGG) gekauft (und gehört). Vielleicht kommt der Eindruck wirklich daher, daß es bei Klassik besonders viele leise Stellen gibt.

    otis
    28 Minuten sind sicher nicht optimal, aber hatte nicht Blood On The Tracks auch an die 28 Minuten pro Seite? Fehlte es dort an Tiefe oder Dynamik?

    Nach meinen Erfahrungen ist alles bis zu 30 Minuten auf einer LP-Seite unproblematisch. Ich habe einige Klassik-LPs dieser Länge, die sehr gut klingen. Darüber wird’s dann allerdings schon kritisch. Bei einer DGG-Aufnahme aus den späten 80ern (Beethoven-Sonaten mit Pollini) haben sie tatsächlich 39 Minuten auf eine LP-Seite gequetscht. Die entsprechende CD klingt da erheblich besser.

    Zum Ausgangsthema: Möglicherweise ist die Schnittmenge zwischen Vinylfreunden und Klassikfreunden die sich für neue Aufnahmen interessieren doch recht klein. Bei dann entsprechend geringer Nachfrage nach LP-Neuveröffentlichungen lohnen sie sich vielleicht einfach nicht. Bei mir persönlich ist es z.B. so, daß es so viele essentielle Aufnahmen des letzten Jahrhunderts auf LPs zu entdecken gibt, und zwar oft besterhalten und fantastisch klingend zu teils lächerlich billigen Preisen, daß ich für die Beschäftigung mit Neurerscheinungen keine Zeit habe (und daher LP-Neuveröffentlichungen auch kaum vermisse).

    --

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