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Nachruf zu Milt Jackson
http://www.wsws.org/articles/1999/oct1999/obit-o13.shtml--
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WerbungIch hab grad einen Sterne-Thread gestartet, aber selber noch nichts gepostet, da ich in den kommenden Tagen einiges wiederhören möchte. Danke für die Anregung, Alex! Die Scheibe, die am häufigsten läuft, ist wohl „Things Are Getting Better“ mit Cannonball Adderley, sonst wird Jackson oft zuwenig berücksichtigt hier!
Kurzbericht (#1)
Big Bags (Riverside, 1962) – Ein eher ruhig geratenes, streckenweise geradezu verschlafenes Album. Wilkins‘ Arrangements sind ohne Tadel, Damerons sind sehr schön, mit den üblichen „cremigen“ Bläser-Passagen, die ich so liebe bei ihm… aber zu seinen vier lyrischen Arrangements (darunter auch „‚Round Midnight“) wäre ein etwas peppigerer Kontrast nötig gewesen, den Wilkins nicht liefert. Von der tollen Band (u.a. Nat Adderley, Clark Terry, Jimmy Cleveland, James Moody, Jimmy Heaeth, Hank Jones, Ron Carter, Connie Kay, sowie an dessen Platz auf einigen Stücken Philly Joe Jones) ist leider auch recht wenig zu hören. ***
Milt Jackson and Big Brass – For Someone I Love (Riverside, 1963) – Melba Liston macht einiges richtig, was auf „Big Bags“ schief gelaufen ist. Die Arrangements haben Pep, setzen einen Kontrapunkt zu Jacksons elegantem Spiel. Die Besetzung macht es ihr allerdings auch etwas einfacher: wie der Titel sagt sitzen in der Band neben Bags und der Rhythmusgruppe (Hank Jones, Richard Davis, Charlie Persip bzw. Jimmy Jones, Davis und Connie Kay) nur Blechbläser, darunter Thad Jones, Dave Burns, Clark Terry, Snooky Young, Jimmy Cleveland, Quentin Jackson, Julius Watkins und nicht zuletzt Major Holley an der Tuba. Die Band ist solistisch stärker integriert (ich hab keine Liner Notes, aber ich nehme an die Trompetensoli kommen von Terry und eins oder zwei von Thad Jones), Watkins steuert ein paar schöne Momente bei, ebenfalls Major Holley (schön rumpelndes Solo auf dem abschliessenden „Bossa Bags“). ****
Roll Em Bags (Savoy, 1949 & 1956) – Eins der vielen eigenartig gemischten Savoy-Alben, das aus frühen Bop-Aufnahmen und neuen Stücken aus der Zeit der Veröffentlichung (MG 12042) stammen. Die frühe Session ist mit Kenny Dorham, Julius Watkins, Billy Mitchell, Curly Russell und Kenny Clarke prominent besetzt und die sechs kurzen Stücke gefallen. Dann vorwärts nach 1956… hier sind wir mitten in Jacksons vielleicht allerbesten Aufnahmen, dem Quintett mit Lucky Thompson. Die erste Nummer ist „Come Rain or Come Shine“, das eine Stück von den Sessions, das in der Bags Properbox („Bags of Soul“, 4CD) leider übergangen wurde (stattdessen ist „Angel Face“ doppelt enthalten, als #1 von CD3 und CD4). Thompsons Soli sind unglaublich, sein Ton altmodisch und gross, aber nicht so gross wie etwa jener von Benny Golson… das gibt ihm eine grössere Biegbarkeit und Flexibilität, er nutzt sie auch, um mit seiner speziellen Intonation seine ganz eigene Modernität zu beweisen… im Solo über „Fred’s Mood“ hört man ihn an einer Stelle zwischen zwei Phrasen einen kurzen Seufzer ausstossen. Wade Legge, Wendell Marshall und Kenny Clarke sind die perfekte Begleitung dafür, Bebop in Reinkultur (Legge spielte mit Bags auch schon in der „schlechten“ Band von Dizzy in den frühen 50ern). ****1/2 (1949: ****, 1956: *****)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaKurzbericht #2
MJQ (Prestige, 1952 & 1954) – Der Titel dieser aus zwei Hälfte zusammengesetzten LP spielt damit, dass die Initialen sowohl für die erste Hälfte (Modern Jazz Quartet) wie auch die zweite passen: Milt Jackson Quintet. Diese Session von 1954 ist all das, was „Milt Jackson Quartet“ (Prestige, 1955) nicht mehr sein sollte: funky, bluesig, Hardbop erster Güte. Henry Boozier (er taucht noch auf einem späteren Bags Album auf, das ich nicht kenne) ist mir völlig unvertraut, er verhaut hie und da einen Ton oder eine Phrase, aber sein sattes Trompetenspiel fügt sich bestens in die funky bluesige Atmosphäre ein, die Silver und Jackson hier schaffen. Percy Heath und Kenny Clarke sind die Begleiter (letzterer sollte auf „Milt Jackson Quartet“ dann durch Connie Kay ersetzt werden, abgesehen davon, dass Boozier dort fehlt, ist es dieselbe Band). ****
Telefunken Blues (Savoy, 1954 & 1955) – Obwohl Milt Jacksons Name als erster auf dem Cover steht und als einziger in Grossbuchstaben gedruckt ist, läuft dieses Album üblicherweise unter Kenny Clarkes Namen. Es entstand in zwei Sessions, die erste wurde Ende 1954 in Hollywood mit Frank Morgan, Walter Benton, Gerald Wiggins, Percy Heath und Clarke aufgenommen, die zweite enstand im Februar 1955 mit einer Abordnung von Basie-ites: Henry Coker, Frank Wess, Charlie Fowlkes, Eddie Jones, sowie Kenny Clarke und (Basie-)Arrangeur Ernie Wilkins.
Es macht grossen Spass, Frank Morgan (der sofort wieder weggesperrt wurde) und Walter Benton in einer solchen Band zu hören. Gerald Wiggins steht seinen Ostküsten-Kollegen in Funkiness gewiss nicht nach undd Clarkes Beats sind hier erneut fast schon Hardbop.
Auf der zweiten Session glänzt besonders Frank Wess mit einem tollen Solo nach dem anderen – für mich ist er einer der allerbesten Jazzflötisten und einer der unterschätztesten Tenorsaxer der 50er Jahre (die Flöte kommt im folgenden Album stark zum Zug, hier spielt er Tenor). ****
Eine Anmerkung zum Sound: ich wollte das Album zunächst au dem Milt Jackson Avid-Set hören – klingt schrecklich da, viel zu viele Höhen und die Becken von Clarke klingen verzerrt (zuviel Kompression?). Auf der Properbox von Kenny Clarke klingt es bedeutend natürlicher.Opus de Jazz (Savoy, 1955) – eine weitere entspannte Session, Frank Wess dieses mal auf drei der vier Titel an der Flöte, die Rhythmusgruppe Hank Jones, Eddie Jones und Kenny Clarke. Swing deluxe, gewissermassen, aber mit deutlichen Bop-Anklängen. Jackson spielt hier wie schon auf „Telefunken Blues“ wunderbar relaxt, swingt enorm. Die Kombination von Flöte und Vibraphon ist ja einigermassen beliebt und viel besser als mit Bags und Wess klingt sie nie, und Hank Jones‘ Soli fügen sich ebenfalls perfekt in die Musik ein. Jackson ist der erdigste der Musiker (Wess ist an der Flöte um einiges leichter als am Tenor, sein luftiger Ton kommt in der Ballade „You Leave Me Breathless“ schön zur Geltung) und Clarke sorgt mit seinen „bombs“ immer wieder für spannende Impulse. Schon Horace Silvers Opener „Opus de Funk“ ist wie der Titel sagt eine erdige Hardbop-Nummer, „Opus Pocus“ (angeblich wie auch „Opus and Interlude“ von Ozzie Cadena… wer’s glaubt) ist noch einfacher, ein themenloser Blues, den Eddie Jones öffnet, dann folgt Jackson… und schliesslich Wess mit einem wunderbaren Tenorsolo.
(Savoy nachm 1960 eine Art Nachfolge-Album auf, John Raes „Opus de Jazz Vol. 2“ mit Bobby Jaspar an der Flöte und Steve Kuhn am Piano – auch das ist sehr hörenswert.)Henri Renaud All Stars (Vogue, 1954) – Henri Renaud produzierte im Frühjahr 1954 in New York eine Reihe von Sessions für Vogue (die in den USA teils bei Period/Fantasy erschienen sind, als „The Birdlanders“, 2 Vols.). Die Session vom 7. März ist eine lockere All Star Angelegenheit: Al Cohn, J.J. Johnson, Bags, Percy Heath und Charlie Smith spielten mit Renaud eine Reihe von Standards ein, dazu einen Blues von Johnson („Jay Jay’s Blues“) und ein Original von Renaud („Jerry Old Man“). Neben den beiden Originals entstanden „Out of Nowhere“ und zwei Takes von „If I Had You“ im Sextett, für „Jerry Old Man“ (Jackson spielt Akkorde, um Renauds Pianosolo zu begleiten) und „There’s No You“ ist Cohn abwesend, „The More I See You“ und „Indiana“ entstanden nur mit Johnson, Jackson (p, voc auf „The More…“), Heath und Smith, und „Lullaby of the Leaves“ ist ein Piano-Trio von Jackson.
Cohn ist grossartig drauf, sein Ton klingt leicht hohl und ist für einen „brother“ sehr gross und voluminös (uhm ja, das ist verwirrend… die „brothers“ waren ja „grey boys“, um es in Lester Youngs Teminologie auszudrücken), Johnson ist ebenfalls in Form, zu hören etwa auf seinem Blues und auch in den Nummern ohne Cohn (und jenen ohne Cohn und ohne Renaud). Er war zuvor zwei Jahre abwesend, kurz nach diesen Aufnahmen sollte seine Karriere dann aber mit dem Quintett, das er mit Kai Winding gründete, richtig abheben. Jackson ist übrigens bestimmt kein grosser Sänger, aber er begleitet sich hübsch am Piano und Johnson spielt eine schöne Begleitung und dann auch ein wunderbares lyrisches Solo. Das Piano-Trio in „Lullaby of the Leaves“ ist auch keine Grosstat, hat aber durchaus Charme.
(Verwirrenderweise scheint diese Session auch unter dem Titel „Wizard of the Vibes“ erschienen zu sein… diesen Titel trägt schon eine Blue Note Veröffentlichung von Jackson. Und wem diese Session gefällt, der sollte sich auch „Henri Renaud – Al Cohn Quartet“ und „Oscar Pettiford Sextet“ auf Vogue suchen, letzteres eine weitere All Stars Aufnahme mit Kai Winding, Cohn, Renaud, Tal Farlow und Max Roach).--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbahab noch eine Liveaufnahme von Peterson von Milt Jackson gefunden von 1998 im Blue Note.
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alexischickehab noch eine Liveaufnahme von Peterson von Milt Jackson gefunden von 1998 im Blue Note.
Ich kenne bisher „Very Tall“, „Reunion Blues“, „Ain’t But a Few of Us Left“ (die besitze ich aber nicht) und „Two of the Few“ (im Duo). Gefallen mir alle gut!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaMilt Jackson hat mich bisher nie so gepackt, wie andere Vibraphonisten, was möglicherweise an meiner größeren Hard Bop-Affinität liegt. Dennoch hat mir ‚Invitation‘ immer sehr gut gefallen, wundert mich etwas, dass die gar so schlecht abschneidet.
Kennt jemand die Aufnahmen für Impulse?--
"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIIkatharsisMilt Jackson hat mich bisher nie so gepackt, wie andere Vibraphonisten, was möglicherweise an meiner größeren Hard Bop-Affinität liegt. Dennoch hat mir ‚Invitation‘ immer sehr gut gefallen, wundert mich etwas, dass die gar so schlecht abschneidet.
Kennt jemand die Aufnahmen für Impulse?Für Jackson in einem feinsten Hardbop-Setting empfehle ich Dir „Hank Mobley and His All Stars“ – die ist sehr toll!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaINVITATION finde ich auch nicht schlecht, aber andere Platten viel besser.
Die Titel haben mitunter sogar einen gewissen Swing und über Jimmy Heath‘ Beteiligung freue ich mich immer.Für FOR SOMEONE I LOVE z.b. spricht bei mir, daß ich Melba Liston’s Arbeit sehr schätze. Andere sehen das vielleicht „objektiver“ und damit fällt das Album vielleicht eher durch.
JAZZ ‚N‘ SAMBA auf Imulse habe ich. Gefällt mir wegen Jimmy Heath und weil, außer dem Titelsong, keine brasilianischen Bossa-Nova-Titel zum 300. Mal verwurstet werden. Seite 2 ist die Bossa-Seite, Seite 1 ein „normales“ Quintet. Insgesamt ist die Bossa-Seite schwächer, meine ich.
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von gestern: Kurzbericht #3
Meet Milt Jackson (Savoy, 1956, 1949, 1954 & 1955) – eine weitere seltsame zusammengstellte Savoy-Scheibe, auf der drei weitere Stücke von der ersten der beiden langen Sessions vom Januar 1956 mit Lucky Thompson zu hören sind (die anderen drei finden sich auf „Roll Em Bags“, s.o.). Zudem enthält die CD noch einmmal „Telefunken Blues“ (exakt gleich lang wie die Version auf dem gleichnamigen Album – aber anscheinend nicht identisch), dann hören wir – wie auch auf „Roll Em Bags“ eine Session von 1949 (wieder mit Billy Mitchell und Julius Watkins, dieses Mal aber mit Bill Massey, Walter Bishop Jr., Nelson Boyd und Roy Haynes). Die Session auf „Roll Em Bags“ war übrigens eine Kenny Clark Session, keine Milt Jackson Session! Das letzte Stück auf „Meet Milt Jackson“ kommt dannn von 1955, von der zweiten „Telefunken Blues“ Session, und präsentiert Jackson als crooner mit denselben Basie-ites und einem Arrangement von Ernie Wilkins. Also eine wahrlich chaotische Sache…
Jedenfalls sind die drei Stücke mit Thompson grossartig, „They Can’t Take That Away from Me“ swingt wunderbar, Thompsons Solo ist unglaublich. „Soulful“ ist eine Hardbop-Nummer (Clarke allerdings spielt Besen – er war einer der grossen Meister darin!). Jackson spielt auch hier das erste Solo, wunderbar swingend, bluesig und doch sehr flüssig und elegant. Thompson folgt mit einem erzählenden Solo, während dem Clarke ein wenig aufdreht. Wade Legge ist übrigens über die ganzen sechs Stücke der Session ein wunderbarer Begleiter und Wendell Marshall ist sowieso ohne Fehl und Tadel (er war lange Zeit Bassist bei Ellington, und das will was heissen!)
Das letzte Stück der Session und auch das dritte, das auf „Meet Milt Jackson“ zu hören ist, ist „Flamingo“, eine schöne alte Ballade – und hier sind die „Artefakte“ leider wieder sehr deutlich hörbar.
Das Piano-Intro des „Telefunken Blues“ ist völlig anders, gemäss Bruyninckx‘ Diskographie handelt es sich auch wirklich um einen Alternate Take. Wess bläst ein grossartiges Solo, sehr nahe bei Coleman Hawkins, dann folgt Jackson am Piano und Henry Coker an der Posaune, Wess an der Flöte, dann kurz Charlie Fowlkes am Barisax.
„I’ve Lost Your Love“ ist eine süssliche Ballade von der ersten Session für „Telefunken Blues“, das Arrangement ist hübsch, Jacksons Gesang erneut nicht unsympathisch. Jackson ist auch schon auf einem der Stücke von „Telefunken Blues“ als Sänger zu hören, das hab ich oben nicht erwähnt.
Die abschliessende Bop-Session ist mit Bill Massey (t) etwas weniger prominent besetzt als diejenige auf „Roll Em Bags“, „Hearing Bells“ gehört dem Leader ganz allein, auf den anderen Stücken steuern Billy Mitchell und Julius Watkins schöne Soli bei, Bill Masseys Ton ist hingegen recht schrill und schroff. **** (1956: *****)Eine Anmerkung noch zum Sound: es gibt auf alle Ausgabe „Artefakte“, die Drums klingen zwar gut, die Vibes auch, aber da sind gewisse Verzerrungen im Sound, die nicht nur auf dem Proper-Set zu hören sind sonder auch auf der Savoy/Denon CD von 1992. Ich weiss nicht, ob die Doppel-LP „Second Nature“ besser wäre – jedenfalls ist sie der meines Wissens einzige Release, der alle 16 Stücke der Sessions vom 5. und 23. Januar vereinigt (16, weil da auch das Piano-Trio-Feature Hank Jones‘, „What’s New“, drauf ist, das in der Properbox fehlt, wegen dem allein ich mir allerdings die Avid-Doppel-CD gekauft habe… aber da ist ja wie schon mehrfach erwähnt auch noch der Fehler mit „Angel Face“ und „Come Rain Or Come Shine“ bei Proper, im Avid-Set tauchen die Alben „Roll Em Bags“ und „Meet Milt Jackson“ nicht auf, daher fehlt die Session vom 5. Januar dort komplett.
Was für ein Durcheinander!Auf dem Proper 4CD-Set „Bags of Soul“ sind zudem zwei der drei Stücke von der Atlantic-Session zu hören, die am 17. Januar (zwischen den beiden Savoy-Sessions) stattfand: „Bright Blues“ und „How High the Moon“. Die Stücke stammen vom Album „Ballads and Blues“, das in drei Sessions entstand – ich kenne es leider bisher nicht. Das interessante an den beiden Tracks ist, dass mit Skeeter Best ein Gitarrist dabei ist und mit John Lewis der Pianist des MJQ. Am Bass ist der grossartige Oscar Pettiford zu hören, Kenny Clarke sorgt auf „Bright Blues“ für feinen Besen-Swing. „How High the Moon“ beginnt als Rubato-Ballade mit Jacksons Vibes über Pettifords gestrichenem Bass. Nach dem Thema folgen die Soli wieder über einen mittelschnellen Besen-Beat. Lewis‘ comping ist exzellent und sehr klar wie immer. Thompson wirkt fast noch etwas altmodischer vor dieser Begleitung. Die anderen beiden Sessions für das Album enstanden mit Lewis, Barry Galbraith, Pettiford und Clarke, ein paar woodwinds und Ralph Burns (arr), bzw. mit Barney Kessel, Percy Heath und Larance Marable – sie sind komplett im Proper-Set zu finden, aber ausgerechnet von der Session mit Thompson fehlt ein Stück, „Hello“.
Die lange Session vom 23. Januar (mit der Savoy Haus-Rhythmusgruppe: Hank Jones, Wendell Marshall, Kenny Clarke) reichte dann für zwei ganze Alben und ist (abgesehen vom Piano-Trio-Stück „What’s New“) komplett im Proper-Set zu finden. Das Avid-Set enthält die Session ebenfalls komplett, inklusive „What’s New“.
The Jazz Skyline (Savoy, 1956) – die erste Hälfte der Session landete auf diesem Album, schon im Opener „Lover“ geht’s nach dem witzigen Intro im schnellen Tempo zur Sache. Clarke treibt heftig, Jackson spielt ein schimmerndes rasantes Solo, gefolgt von Thompson, der rasch eine „Zone“ kommt, kurze Phrasen repetiert, variiert, dazwischen einige Male stöhnt und seufzt… ein grossartiger Einstieg in die vielleicht schönste Session von Milt Jackson überhaupt (nun, jedenfalls von denen, die er als Leader gemacht hat). Es folgt die Ballade „Can’t Help Lovin‘ That Man“, in der Thompson aussetzt. Jackson präsentiert das Thema und seine Soli umklammern eine schöne Passage von Hank Jones.
Im swingenden „The Lady Is a Tramp“ präsentiert Thompson das Thema (Jones kriegt die Bridge), Jackson ist der erste Solist. Clarke hält den Beat von Beginn an sehr lebendig und als Thompson zu solieren beginnt, spielt er unglaublich swingend und begleitet dicht. Thompson ist sofort in der Zone, reiht Phrase an Phrase, erinnert ein wenig an Paul Gonsalves, der ein paar Monate später mit einem nicht unähnlichen Solo das grosse Comeback von Duke Ellington einläutete.
Die zweite Seite des Albums beginnt mit „Angel Face“, einer wunderbaren walking ballad mit schönen Beiträgen von Jackson, Thompson und ganz besonders Hank Jones. (Das ist eben das Stück, das irrtümlicherweise doppelt im Proper-Set ist, anstelle von „Come Rain or Come Shine“.) „Sometimes I’m Happy“ wird im mittelschnellen Tempo in einem schönen Arrangement mit Gegenmelodie von Thompson und Clarke an den Besen präsentiert. Das Album endet dann mit „What’s New“ – und hier muss ich eine Richtigstellung machen: es handelt sich dabei nicht um ein Trio-Feature (wie auch die Thompson-Diskographie von Noal Cohen angibt, sondern um ein wunderschönes Balladen-Feature für Lucky Thompson. Leider Gottes klingt die Avid-Version wieder einmal schrecklich, mit enormen Vinyl-Nebengeräuschen… das einzige was ich hier in annehmbarer Qualität habe, ist MP3… ein Grund mehr, die Savoy/Arista-Doppel-LP „Second Nature“ zu suchen, zumal die Denon/Savoy CDs wohl nicht mehr ganz einfach zu finden sind (alle, die ich oben erwähnt habe, habe ich entweder in den Clarke oder Jackson Proper-Sets oder als CDRs, die mir ein Freund gemacht hat). *****Jackson’s-Ville (Savoy, 1956) – Die zweite Hälfte der Session beginnt mit dem Huckle-Buck, äh pardon, mit „Now’s the Time“ natürlich. Im träge sich dahinschleichenden mittelschnellen Tempo präsentieren Thompson und Jackson das Thema gemeinsam, Clarke spielt mit Besen. Thompson spielt ein grossartiges Solo. Auch hier folgt an zweiter Stlelle mit dem Ellington-Medley etwas balladeskes: Jackson soliert über „In a Sentimental Mood“, es folgt Thompson mit „Mood Indigo“ (er klingt hier für einmal mehr nach Ben Webster denn nach Hawkins) und zum Abschluss Hank Jones mit „Azure“, bevor Jackson zum Abschluss nochmal zu „In a Sentimental Mood“ überleitet.
Die zweite Seite des kurzen Albums enthält wiederum zwei Stücke, beides Jackson-Originals. „Minor Conception“ ist eine schnelle Nummer mit engagierter Begleitung von Clarke. Und an dieser Stelle sei nochmal ein gutes Wort für Wndell Marshall eingebracht: er begleitet mit gutem time, absolut sicherer Intonation und starkem Sound. Grossartig der Dialog von Jackson und Thompson gegen Ende, dann die fours von Thompson und Clarke. Die letzte Nummer heisst „Soul in 3/4“ und ist genau das: ein soulvoller Jazz-Walzer im langsamen Tempo. Jackson soliert zum Auftakt, gefolgt von Thompson. *****Joop Visser zitiert in seinen Liner Notes zuerst Hank Jones, der über Lucky Thompson und Milt Jackson sagte:
Lucky has always represented a sort of integrity, truthfulness and sincerity that is rare among musicians. Everything he did was for the glorification of the music. Musical integrity, is how you’d sum it up. Milt is the epitome of the same thing in his expression of jazz on the vibes. He has a unique way of playing. He never seems to rush anything, and he can play the fastest tempos with ease, and it all seems relaxed. He makes everything look and sound so easy, but he plays the most difficult things, and Lucky does the same on the saxophone. It seems so effortless and that’s a mark of true artistry, to make it seem as if it’s second nature. It was a rewarding and memorable experience. I have the utmost respect for these people. I’m only sorry I can’t work more with Lucky and Milt.
Visser zitiert auch, was Jackson später über die Sessions mit Thompson zu sagen hatte:
There was little preparation for these dates… obviously little was needed… the original tunes came from quick consultation among the musicians. We just put our heads together, came up with musical ideas to get down on paper, then went ahead and did them. I do remember we wanted to do a blues in 3/4 time. It was different. There were few people playing in waltz time in those days, only Max Roach and Dave Brubeck on a regular basis.
Abschliessend zum Sound dieser Sessions: es gibt wie erwähnt auch auf den – an sich als gut geltenden – Savoy/Denon CDs Störgeräusche und Artefakte. Die Proper-Box klingt ziemlich gut, die Avid-Doppel-CD ist in diesem Fall wohl eher zu vermeiden… (Entschuldigung an ferry, falls Du sie schon gekauft hast… so schlimm ist sie nicht, aber die Proper-Box klingt einfach besser!)
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Und von der Properbox:
Die ist wie schon erwähnt von der Proper-Website verschwunden, würd ich also schnell zugreifen – und die Kenny Clarke Properbox als Ergänzung auch noch kaufen! Mit den beiden 4CD Sets kriegt man eine Menge toller Musik und mehr als ein halbes Dutzend Savoy-Alben/Compilations!
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alexischickeich finde den Gesang auf Jazz n´ Samba auch etwas störend.Hab noch eine Big Band Session mit Count Basie gefunden.Passt ebenso gut in den Basie Thread.
Davon gibt’s zwei Volumes – würd mich auch interessieren! Muss mal schauen, glaub in der „Golden Years“ Box gibt’s ein Stück oder zwei davon.
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alexischickeMan muss ja das Rad nicht immer neu erfinden,Gypsy.
Wie kommst Du jetzt darauf?
Das sag ich ja auch nicht, oder?--
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Ballads & Blues (Atlantic, 1956) – das Album ist wie gesagt bis auf das Stück „Hello“, die kürzeste Nummer der ersten Session mit Lucky Thompson (siehe Bericht #3 oben) komplett in der Properbox „Bags of Soul“ zu hören. Die restlichen beiden Sessions (Line-Ups auch s.o.) sind leider nicht besonders toll. Die Bläser-Arrangements von Ralph Burns sind dekorativ, Jackson ist aber das einzige, was für die drei ruhigen Stücke spricht. Die letzte Session ist wieder interessanter. Larance Marable spielt schon im ersten Stück, „The Song Is Ended“ einen feinen Swing mit Besen, Jackson dankt es und swingt ganz enorm. Barney Kessel und Percy Heath begleiten aufmerksam, die Abwesenheit des Pianos lässt Jackson viel Raum, und auch Kessel kann etwas dichter begleiten als dies Gitarristen üblicherweise tun, wenn auch ein Piano dabei ist – die Musik klingt jedenfalls sehr transparent. **** (*** für die Burns-Session, ****1/2 für die Thompson Session, s.o.)
Plenty, Plenty Soul (Atlantic, 1957) – aufgenommen Anfang Januar 1957 und wohl die Grosstat unter Jacksons Atlantics (die ich noch nicht alle kenne, aber wie „Ballads & Blues“ handelt es sich bei den meisten um Konzeptalben… mein Vater hat noch eine davon als LP, muss mal schauen, ob’s allenfalls sogar „Ballads and Blues“ ist und ich mir davon „Hello“ holen könnte).
Hier jedoch geht’s zur Sache: Seite A ist mit einem Nonett eingespielt worden, in erstklassiger Besetzung: Joe Newman, Jimmy Cleveland, Cannonball Adderley, Frank Foster, Sahib Shihab, Horace Silver, Percy Heath und Art Blakey. Shihab gehört das erste Solo im öffnenden Titeltrack, einem Blues. Es folgt eine lange Reihe schöner Soli, zuerst Jimmy Cleveland, damals neben J.J. Johnson wohl der tollste moderne Posaunensolist. Frank Foster mag überraschen, aber er war in Basies New Testament-Band immer einer derjenigen Musiker, die ganz klare Anleihen zum Hardbop machten. Sein Ton ist wunderbar. Jackson soliert mittendrin, wird von Riffs der Bläser und Blakeys tollem Getrommel begleitet. Blakey übrigens sorgt dafür, dass hier für einmal ein absolutes Hardbop-Feeling aufkommt. Joe Newman ist zwar bestimmt kein Hardbopper, aber er hat sehr oft in R&B-Settings gespielt und fügt sich hervorragend ein, sein Ton ist elegant aber mit viel Biss. Cannonball glänzt mit einem quecksilbrigen Solo voller doubletime Läufe.
„Boogity Boogity“ ist ein Quincy Jones Original – Quincy hat die Session auch arrangiert. Das Tempo ist schnell, die Soli kurz, Blakey begleitet zurückhaltend aber aufmerksam. Das Stück ist mir eine Spur zu cute, aber die Soli sind toll. Die Session endet mit Jacksons Ballade „Heartstrings“ – wunerschön!
Die zweite Hälfte des Albums entstand im Sextet und einmal mehr mit Lucky Thompson. Die anderen Musiker sind Joe Newman, Horace Silver, Oscar Pettiford und Connie Kay. Als Opener hören wir Cannonball Adderleys Ohrwurm „Sermonette“, Pettifords flexibler, menschlicher Bass ist sofort klar zu spüren, Kay hält den Beat leicht, Jackson spielt über diese sparsame Begleitung ein tolles Solo, gefolgt von Thompson – eindrücklich wie immer in jener Zeit. Newman folgt mit Dämpfer und spielt ein karges, schönes Solo. Silver spielt ein kurzes Solo, bevor das catchy Thema zurückkehrt.
Jacksons „The Spirit-Feel“ ist ein schneller Blues, Connie dreht ziemlich auf, die kurzen Soli sind von Newman, Silver, Thompson (sparsam begleitet, Silver setzt anfangs aus), und zum Abschluss Jackson. Es folgt „Ignunt Oil“, ein weiteres Original von Bags und wie schon „Sermonette“ eine Nummer mit Gospel-Anklängen. Das Thema ist hübsch um Bags arrangiert, der auch das erste Solo spielt, gefolgt von einer Reihe relaxter Soli der anderen. Zum Abschluss dieses fast nur aus Blues bestehenden Albums hören wir Quincy Jones‘ „Blues at Twilight“, einen langsamen Blues, den Horace Silver über Pettifords Bass eröffnet. Es folgen Soli von Jackson (voll in seinem Element), Joe Newman (mit Dämpfer), und dann mittendrin ein schönes Solo von Pettiford. Zum Abschluss folgen noch Thompson und Silver und mit diesem schönen Stück endet leider auch schon ein wunderbares Album. ****1/2Soul Brothers (Atlantic, 1957) – Im Dezember 1957 nahm Ray Charles eine seiner Soul Jazz Sessions auf. Mit Billy Mitchell (ts), Skeeter Best (g), Oscar Pettiford (b) und Connie Kay (d) sowie Co-Leader Milt Jackson hatte er eine exzellente Band an seiner Seite. Charles selbst spielte auch Altsax (auf „How Long Blues“, „Soul Brothers“ und „Bag’s Guitar Blues“), Jackson begleitete Charles derweil am Piano und wechselte, wie der Name schon sagt, für „Bag’s Guitar Blues“ an die Gitarre. Sechs der Tracks machten das Album „Soul Brothers“ aus und eines („Bags of Blues“) wurde fürs zweite Charles/Jackson-Album aufgespaart. Zwei weitere Stücke der Session entstanden ohne Jackson, Mitchell und Best, sie landeten auf Charles‘ „The Genius After Hours“ (dessen Titelstück sowie „Charlesville“)
Die Musik ist sehr entspannt, in Leroy Carrs langsam gespieltem „How Long Blues“ hören wir nach Charles‘ tollem Piano-Intro schöne Soli von Jackson, Mitchell, Best, Charles (as – Jackson begleitet ihn am Piano) und Pettiford. Charles‘ Altsolo ist emotional, direkt – pass perfekt zu seinem Gesang und überhaupt seiner musikalischen Persönlichkeit. Den Ausklang macht wieder Charles am Piano, völlig unbegleitet.
In „Cosmic Ray“ geht’s schnörkellos und direkt zur Sache, Billy Mitchell zeigt sich als ideale Besetzung für die Session, sein Stil ist nicht sehr weit von Sonny Rollins entfernt, aber er bläst einfachere Linien. Auch Connie Kay kriegt hier ein kurzes Solo, spielt mit eigenartig gestimmten Toms… die Glanzpunkte stammen aber von Milt Jackson, der unwiderstehlich swingt. An dieser Stelle folgten in der Session die beiden Stücke ohne Bags und Mitchell für „The Genius After Hours“.
Weiter geht’s dann mit „Bags of Blues“, einem Blues, der über eine prägnante Basslinie von Pettiford mit leicht schleppendem Beat gespielt wird. Dieses Stück landete auf dem zweiten Album, „Soul Meeting“. „Deed I Do“ ist zur Abwechslung ein Standard (nun ja… das ist vielleicht zuviel der Ehre, aber jedenfalls mal kein Blues). Es stand anstelle von „Bag’s Guitar Blues“ am Ende der Stereo-Ausgabe des Albums. Jackson und Mitchell spielen schöne Soli, Kay begleitet etwas dichter. Charles folgt als letzter Solist, Best scheint abwesend (auf „Bags of Blues“ spielt er definitiv nicht, für „Deed I Do“ ist er in der Diskographie der Ray Charles Atlantic-Box aber aufgeführt). Das Stück landete anscheinend spontan auf dem Album, es wurde aufgenommen, nachdem die Musiker damit etwas rumalberten. Es fügt sich sehr wohl in die bluesige Atmosphäre ein.
„Blue Funk“ ist genau das: ein funy Blues mit einem einfachen Riff, das Skeeter Best über eine rhythmisierte Begleitung der Band spielt. Jackson spielt das erste Solo und wechselt bald in doubletime. Charles folgt, danach Best und Pettiford mit sehr schönen Soli. Best ist jedenfalls ein sehr unterschätzter Musiker. Mitchell ist nur im Thema (aber auch da kaum) zu hören.
Das Titelstück des Albums, „Soul Brothers“, folgt – ein mittelschneller Blues mit Jackson am Piano und Ray Charles am Altsax. Jacksons Pianospiel ist flüssig und sehr gefühlsgeladen. Charles spielt hier etwas zurückhaltender Altsax – Bill Randle meint in seinen Liner Notes zum Album, er klinge „like a mixture of Bird and Paul Desmond“. Mitchell folgt am Tenor, dann folgt Best mit einem sehr tollen Gitarrensolo. Es folgt ein Dialog von Charles und Mitchell… bei Charles hört man förmlich, wie er beim spielen hin und herschwingt (wie auch am Piano), das geht bis in den Ton, der sich quasi dauernd dreht, lauter und leiser, gepresster und relaxter wird. Zum Ende dann noch ein kurzes Solo von Pettiford und dann folgt nochmal kurz Jackson am Piano
Im letzten Stück der Session spielt Jackson wie der Name – „Bag’s Guitar Blues“ – schon sagt, noch ein anderes Instrument, die Gitarre. Er spielt die Solo-Gitarre,Eine Passage aus David Ritz‘ Liner Notes zu „Ray Charles: Pure Genius – The Complete Atlantic Recordings (1952-1959)“ (S. 36):
„They called Milt Jackson ‚Bags‘ because he had bags under his eyes,“ Ray recalled. „But I thought he got his name because he played out of such a deep blues bag. I mean, Milt could tear your heart out. He played sad, and I loved that. He could also play as many notes as Bird, but he knew the number of notes didn’t matter. What mattered was the cry from his soul. They say a man ain’t supposed to cry, but listen to the things we did together and you’ll hear this man crying.“
The pained cry of Ray’s alto saxophone is perhaps the most moving moment in the collaboration. Ray learned clarinet and sax at the State School for the Blind in St. Augustine when he was a kid. The lessons stuck. he played alto for the rest of his life. And while his proficiency on sax couldn’t compare to his piano playing, he nonetheless found a uniquely plaintive voice on the instrument.
„I call Ray’s alto pre-Bird,“ said Hank Crawford, the alto saxophonist who would soon become Ray’s protégé arranger. „He made the thing moan.“
On the Jackson sessions, which were renewed in April 1958, Ray’s sax statement on „X-Ray Blues“ pierces the heart with a poignancy that, nearly a half-century after its initial release, still leaves the listener breathless.Soul Meeting (Atlantic, 1957 & 1958) – das Stück, das Ritz herausstreicht, ist auf der zweiten Session zu hören, in der die fünf restlichen Stücke von „Soul Meeting“ eingespielt wurden. Die Band bestand neben den beiden Leadern aus Kenny Burrell (g), Percy Heath (b) und Art Taylor (d).
Zum Auftakt der Session spielten die fünf Jacksons „Soul Meeting“, einen ruhigen Blues. Jackson soliert als erster, gefolgt von Burrells elegant-bluesiger Gitarre und Charles‘ Piano. Dann wurde eine instrumentale Version eines von Charles‘ Hits eingespielt, „Hallelujah I Love Her So“. Hart-swingend spielen Jackson und Charles sich die Bälle zu.
Mit „Blue Genius“ folgt dann wieder ein langsamer Walking-Blues, in dem Jackson als zum Auftakt zu hören ist. Sein Solo entwickelt sich Chorus für Chorus und hier kann man diese Traurigkeit sehr gut hören, die Charles im obigen Zitat anspricht. Leider wird das Stück am Ende ausgeblendet.
In „X-Ray Blues“ spielt Charles Piano, Altsax und auch das Wurlitzer E-Piano. Im Thema (einem simplen Riff) ist Charles am Sax zu hören, dann setzt er sich ans Piano und Jackson spielt das erste Solo. Nach Burrells Solo folgt dann mit Charles am Altsax das Highlight. Die Begleitung ist sparsam (Heath und Taylor sowie Akkorde und hie und da ein paar Einwürfe von Burrell) und lässt ihm viel Raum. Wunderbar, wie er ein nachdenkliches Solo konstruiert, alles sehr einfach und direkt – und unglaublich effektiv. Dann setzt er sich direkt ans Wurli und spielt ein ähnlich reduziertes Solo. Heath glänzt in diesem Stück mit schönen Linien und einigen kleinen auffälligen Ideen in der Begleitung und spielt dann auch ein schönes kurzes Solo.
Zum Ende der Session hören wir noch „Love on My Mind“ – wie zuvor „Deed I Do“ die kurze Pause vom Blues. Die zarte, melancholisch-nostalgische Ballade hätte auch gut auf „The Genius of Ray Charles“ gepasst. Charles‘ Piano ist unglaublich ausdrucksvoll, Jackson steht ihm in nichts nach und glänzt mit eleganten, langen Linien.
Damit endet die zweite dieser wunderbaren Sessions… Sessions, die man rasch als langweilig empfinden kann, wenn man nicht in der richtigen Stimmung ist, Sessions, die man auch (ähnlich etwa wie Stanley Turrentines „Blue Hour“) als wenig-anregenden late night jazz abtun kann… Sessions aber auch, die einen unglaublichen emotionalen Reichtum offenbaren, wenn man genau hinhört, eine Seelenverwandtschaft zwischen Ray Charles und Milt Jackson. Für mich gehören sie in beider Werk zu den allerfeinsten Aufnahmen. Für alles zusammen: ****1/2
(Eine deutliche Differenz kann ich übrigens wirklich nicht hören, teja! Gerade der „X-Ray Blues“ gehört für mich zu den eindeutigen Highlights!)Für diejenigen unter Euch, die an den Charles/Bags-Sessions interessiert sind, sich aber nicht gleich die grosse Box kaufen mögen, es gibt eine Doppel-CD, auf der alle Stücke enthalten sind.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: Bebop, Jazz, Kenny Clarke, Mallet Man, Melba Liston, Milt Jackson, Modern Jazz Quartet, Ray Brown, Vibes, Vibraphon
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