Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Jazzbücher
-
AutorBeiträge
-
redbeansandricedieses Foto wo Monk in die Leere starrt, während Nica aus dem Bentley nach seiner Schulter greift, hängt hier als constant reminder woran auch immer neben meinem Schreibtisch…
ich finde das nicht – kannst du es verlinken?
--
Highlights von Rolling-Stone.deDiese 24 Songs retten jedes Weihnachten
Lemmy Kilmister: Die letzten Tage im Leben des Motörhead-Sängers
Die schönsten Bilder aus „Nightmare Before Christmas“
Zum 60. Geburtstag von Eddie Vedder: Sänger für die Verlorenen
Christmas-Playlist: 10 großartige Songs zu Weihnachten
Oh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
Werbungvorgartenich wollte nichts unterstellen, nur klären. z.b. den unterschied von „unentbehrlich sein“ und „sich unentbehrlich machen“. du ja offensichtlich auch.
Vielleicht ist „geworden sein“ der beste Ausdruck. Wahrscheinlich hat sie mit ihren Unterstützungen klein angefangen, dann wurde es immer mehr und plötzlich war sie DIE Förderin und Freundin der Musiker. Im Laufe der Jahre verändern sich die Menschen und ihre Motive verändern sich auch.
--
vorgartennaja, vielleicht mag man ihr hier wenigstens zugestehen, dass sie wusste, was sie tat.
Ich sage nicht, dass sie es nicht wusste. Ich sage aber auch nicht, dass sie es wusste. Ich stelle die Frage, ob sie selber darüber Auskunft hätte geben können. Auch diese Frage kann ich nicht beantworten. Und mal ehrlich: Wissen wir selbst denn immer genau was wir warum tun? Ich nicht!
ich finde es, ohne wahrheitsgehalt oder plausibilität als kriterien ins spiel bringen zu wollen, einfach sehr bezeichnend, dass sich zu lebzeiten wohl niemand wirklich für pannonica oder nellie so sehr interessiert hat, dass man heute, in zeiten größeren interesses für interessante weibliche biografien (so verstehe ich auch hannahs fragen), ein schärferes bild zeichnen könnte. chance vertan. ich lese allerdings nur geringschätziges über pannonica aus der perspektive von presse und familie, nicht aus jener der musiker. und das finde ich nicht komisch, sondern bezeichnend. (wenn man unterstellt, dass sich jemand unentbehrlich gemacht hat, macht man ja auch diejenigen klein, die entbehren – und das mag ich in fällen wie mingus, rollins und baraka nicht so recht übernehmen.)
Zu Lebzeiten stand Monk im Rampenlicht und Nellie in seinem Schatten. Die damalige Presse hat sich den Mund (kann man das so sagen?) über Nica zerrissen. Sie war in ihrer Position ein gefundenes Fressen für die Boulevard Presse. Und für ihre Familie war sie ein schwarzes Schaf. Heute sieht man das ja durchaus anders. Sicher ist es auch sehr schwer, bei dieser Aktenlage ein realistisches Bild von Pannonica zu zeichnen. Hannah Rothschild versucht es immerhin. Wie gesagt: Sie schreibt ja selbst, dass sie auf der Suche nach Nica ist. Ein abschließendes, eindeutiges Bild erwarte ich da nicht. Damals – zu Lebzeiten von Nica und Nellie – galten weibliche Biografien als nicht interessant. Frauen waren Beiwerk. Ein stückweit hat Nica dem mit ihrer Eigenermächtigung was entgegengesetzt.
Die Musiker zeichnen tatsächlich durchgängig ein anerkennendes Bild von Nica. Da ist auch nichts von Hohn oder Spott über ihre Herkunft zu lesen, kein Neid, kein Misstrauen. Sie ist ja auch ganz offen mit ihrer Herkunft und ihrem Geld umgegangen, hat mit dem Bentley und im Pelzmantel in Harlem (oder so) geparkt, ohne jedoch damit zu protzen oder mit Geld um sich zu werfen. Sie hat es offenbar auch genossen, reich zu sein. Warum auch nicht? Wenn Not am Mann war, hat sie halt den Menschen, die ihr etwas bedeuteten, gerne geholfen. Sie ist offenbar in der black community voll akzeptiert worden. Für mich wirkt ihr Verhalten authentisch, und das hat man damals wohl auch unter den Musikern so wahrgenommen.
gypsy schrieb doch davon, wie sich das Bild von Monk in der Literatur über die Jahre gewandelt hat. Monk ist immer der gleiche gewesen, aber seine Darstellung hat sich durch wechselnde Perspektiven immer wieder verändert und durch die verschiedensten Interpretationen ergibt sich ein immer komplexeres Bild, das der Wahrheit vielleicht auch immer näher kommt ohne sie jemals ganz zu erfassen.
--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Sehr interessante Beiträge, vielen Dank dafür!
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.vorgartenich finde das nicht – kannst du es verlinken?
in der englischen Version von Three Wishes ist es auf Seite 23. Ich könnt es fotografieren, aber: Falls du das Buch nicht hast, schick mir deine Adresse und es kommt demnächst, es ist essentiell, grad in Anbetracht deiner Fragen
--
.nein, nein, ich besorge mir das selbst schnellstens
--
edit
--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)es ist wirklich essentiell, ich hab zwei Exemplare, eins zum Lesen und eins „für an die Wand“, das ich bei Bedarf zerschneide…
--
.Ich denke ein interessanter Aspekt ist die Tatsache, dass die Baroness eigentlich alleine war. Sie war eine Kuriosität, eine Unmöglichkeit, eine weiße Frau, die mit lauter Schwarzen verkehrte und dann auch noch schwarzen Musikern, in einem Milieu voller Drogen, zwielichtiger Gestalten und sozialer Probleme. Das war für eine Frau von Stand derart inakzeptabel, dass es auf keinerlei Verständnis stieß.
Anders gesagt: Es hat den schwarzen Jazzern sicher Respekt abgenötigt, dass sich eine reiche, weiße Frau mit ihnen überhaupt abgab (die meisten hätten wohl mit ihnen keinen Wort gewechselt) und zwar aus echtem Interesse und nicht, um sie ihren reichen Freunden „vorzuführen“. Die haben sicher genauestens verstanden, was es bedeutet, ausgegrenzt und diskriminiert zu sein. Das hat sicher eine Art von Verbundenheit geschaffen – ganz jenseits finanzieller Zuwendungen.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Beliebig aufgeschlagene Seite:
‚Charlie‘ Mingus: „I have no wishes! No wishes at all. Well, I wouldn’t mind having enough money to pay my bills. But that’s absolutely all.“
„I’ve changedWes Montgomery: 1. Happiness. 2. No discrimination whatever. 3. Peace
Hank Jones: To be the top, the greatest in the world on my instrument.
--
.nail75Ich denke ein interessanter Aspekt ist die Tatsache, dass die Baroness eigentlich alleine war. Sie war eine Kuriosität, eine Unmöglichkeit, eine weiße Frau, die mit lauter Schwarzen verkehrte und dann auch noch schwarzen Musikern, in einem Milieu voller Drogen, zwielichtiger Gestalten und sozialer Probleme. Das war für eine Frau von Stand derart inakzeptabel, dass es auf keinerlei Verständnis stieß.
Anders gesagt: Es hat den schwarzen Jazzern sicher Respekt abgenötigt, dass sich eine reiche, weiße Frau mit ihnen überhaupt abgab (die meisten hätten wohl mit ihnen keinen Wort gewechselt) und zwar aus echtem Interesse und nicht, um sie ihren reichen Freunden „vorzuführen“. Die haben sicher genauestens verstanden, was es bedeutet, ausgegrenzt und diskriminiert zu sein. Das hat sicher eine Art von Verbundenheit geschaffen – ganz jenseits finanzieller Zuwendungen.
Hannah R. spekuliert auch über eine Art von tiefer innerer Verbundenheit zwischen der Jüdin Nica und den afro-amerikanischen Musikern. Beide waren in ihrer Art Paria. vorgarten erwähnte, dass ein Teil von Nicas Familie Opfer des Holocausts wurde, ich glaube auch ihre Schwiegermutter. Nica hat den Krieg überlebt, den Holocaust, hat erleben müssen, wie viele Menschen starben, ihr Vater litt unter Depressionen und verübte Suizid, sie hat als Jüdin – reich oder nicht – Ausgrenzung und Stigmatisierung erlebt, was das im Extremfall zur Folge haben kann und dass der Name Rothschild und das Bankkonto dann auch nicht mehr helfen. Das prägt. Ihre Ehe und das Leben als Rothschild muss ihr irgendwann als Sackgasse erschienen sein und auch als nichts, was am Ende für Sicherheit oder gar Glück bürgt.
Wie handelt man mit diesem Hintergrund? Weiter wie bisher? Nica hat einen radikalen Schnitt gemacht. Und vielleicht hat sie mit ihren neuen Freunden in NYC tatsächlich eine neue Familie und eine neue Identität gefunden. Und für Momente Glück erlebt.
Alles Spekulationen, ich weiß …
Übrigens, auch ich will das mal loswerden: Vielen Dank an alle für die sehr geistreiche und angeregte Diskussion. Das bereitet Freude!
--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Aber gute Überlegungen. Wirklich herausfinden werden wir es nicht mehr.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75Aber gute Überlegungen. Wirklich herausfinden werden wir es nicht mehr.
Nein, werden wir nicht. Aber das öffentliche laute Nachdenken sollte weiterhin kultiviert werden!
--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)redbeansandricees ist wirklich essentiell, ich hab zwei Exemplare, eins zum Lesen und eins „für an die Wand“, das ich bei Bedarf zerschneide…
So weit bin ich auch bald (will sagen: endlich die englische Ausgabe bestellt, die deutsche wäre dann bereit zum Zerschneiden – war allerdings ein Geschenk und ich schneide nicht in Bücher, mal schauen ob ich’s hinkriege …)
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windSo weit bin ich auch bald (will sagen: endlich die englische Ausgabe bestellt, die deutsche wäre dann bereit zum Zerschneiden – war allerdings ein Geschenk und ich schneide nicht in Bücher, mal schauen ob ich’s hinkriege …)
Wie wäre es mit einer Sammelbestellung inkl. Mengenrabatt?
--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme) -
Schlagwörter: Jazz, Jazz Books, Jazzbücher, Literatur, Music Books, Musikbücher
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.