Ich höre gerade … Jazz!

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  • #12473573  | PERMALINK

    friedrich

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    gypsy-tail-wind(…)
    Vorhin:

    (…) und Freddie Hubbard – A Soul Experiment, Benson von der aktuellen Japan-CD, Hubbard von der gerade – wegen des zweiten Albums von Nat Adderley gekauften – Collectables Twofer-CD. Jerry Jemmott kann den Fender Bass natürlich besser als Jimmy Lewis, Grady Tate ist ziemlich super (eh eine allmähliche Erkenntnis, ich hatte den irgendwie immer als Hochglanz-Jazzer abgelegt), und dann ist auf ein paar Tracks ja auch noch Bernard Purdie. Wer ist Gary Illingworth, der hier die Orgel spielt? Muss ich später mal gucken, muss jetzt erstmal was kochen … von Musik allein leben geht ja nur fast

    Die Platte hatte ich mir vor einer Weile auch angehört, weil ich neugierig war, wie sich die Zäsur in der Musik von Freddie Hubbard (und Stanley Turrentine) beim Übergang von Blue Note / Atlantic zu CTI anhört. A Soul Experiment ist in meinen Ohren gar keine üble Soul Jazz-Platte, aber die CTI-Alben von FH sind eine ganz andere Katergorie. Nach Soul Experiment und vor CTI gab es noch das FH-Album Black Angel, was ich aber nicht kenne.

    Grady Tate und Bernhard Purdie sind doch in diesem Zusamenhang eigentlich Idealbesetzungen.

    Was ist oben auf dem Cover, links unter dem Schriftzug „a soul experiment“ eigentlich abgebildet? Ein Bügeleisen? Die Ruderpinne eines Segelboots? Habe ich Tomaten auf den Augen?

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
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    #12473577  | PERMALINK

    vorgarten

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    Beiträge: 12,716

    randy weston, blue moses (1972)

    ist ein bisschen doof, wenn man etwas so toll findet, mit dem der urheber selbst probleme hat. aber ich habe jetzt hier ein paar ausschnitte aus westons autobiografie zu diesen aufnahmen gefunden, und das ist schon sehr interessant. dass seine managerin (assistentin?) vorher bei 15 plattenfirmen nachgefragt hat, und niemand wollte weston aufnehmen, aber ausgerechnet creed taylor sagt zu, unter der bedingung, dass weston fender rhodes spielt. der pianist, eigentlich gerade in den vorbereitungen zu einem panafrikanischen festival, schreibt vier kompostionen über marokko, melba liston die arrangements, weston akzeptiert die CTI-musiker (hubbard kennt er, laws soll sogar bei seinem festival auftreten, er selbst kann seinen bassisten unterbringen und sein sohn darf conga spielen), hasst das e-piano, ist aber dann sehr glücklich mit dem aufnahmeprozess. während das festival läuft, kommt eine testpressung zu ihm, und ihm krachen die zusätzlichen arrangements von sebesky entgegen… mit dem festival verschuldet er sich, das album wird sein größter kommerzieller erfolg.

    alle vier stücke sind auf eigene art attraktiv, drei davon sind im 6/8-takt, billy cobham spielt sehr beweglich, fast übersprudelnd, und airto schließt nordafrika einmal quer über den black atlantik mit amazonien kurz. der bläsersatz ist so punktgenau und lebendig arrangiert, dass er immer den punch unterstützt, nie das soundbild verschmiert. und grover washington versteht, dass hier keine seiner licks gefragt sind, sondern sound. und auch, wenn sich der pianist zurückhält: es gibt superschöne klangfarben von fender rhodes und marimba, und er spielt immer leicht vor dem beat, wie es kein musikhochschüler hinkriegen würde.

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    #12473645  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    archie shepp, abdullah ibrahim, duet (1978)

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    #12473717  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

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    Schöner Post zum Weston-Album! Ich war steckte schon ziemlich tief in Westons Diskographie drin, als ich das CTI-Album auf Vinyl kaufte … und war auf ein höchst ambivalentes Hörerlebnis vorbereitet, das sich dann so gar nicht einstellen wollte. Viel eher die Frage, was die Leute (und Weston selbst) denn so aufbrachte oder so langweilte an diesem etwas ungewöhnlichen aber doch so guten Album!

    redbeansandrice
    Diese BYG Actuel Alben sind schon eine mysteriöse Serie irgendwie… Da ist so viel unbekannt (angefangen mit der strittigen Frage, wofür das B steht), so viel Zeug, dass sonst niemals jemand aufgenommen hätte… Ob ich anfang, die CDs zu kaufen, weiss ich noch nicht… Cyrille sieht in der Tat verlockend aus… Aber ich bleib auf jeden Fall dran…

    Ich wusste gar nicht, dass das mit den drei Buchstaben strittig ist – ging bisher immer von den drei Initialen aus, also Bisceglia, Young und Georgakarakos. Aber gut, ich sehe, dass es noch einen Gründer namens Fernand Boruso gibt.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12473725  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Genau, darauf bezog ich mich… Bisceglia hast du mal getroffen, oder? Und ein paar elementare Sachen sind schon ungewöhnlich schlecht dokumentiert (zB: „Bert“ auf dem Musica Elettronica Viva Album, das ist Bert van Erk von den Gijs Hendriks Alben… Hat offenbar keiner notiert), und die Ansammlung an Talent, das sich beim Label meldete, ist schon bodenlos…

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    #12473731  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

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    redbeansandriceGenau, darauf bezog ich mich… Bisceglia hast du mal getroffen, oder? Und ein paar elementare Sachen sind schon ungewöhnlich schlecht dokumentiert (zB: „Bert“ auf dem Musica Elettronica Viva Album, das ist Bert van Erk von den Gijs Hendriks Alben… Hat offenbar keiner notiert), und die Ansammlung an Talent, das sich beim Label meldete, ist schon bodenlos…

    Nein, den hab ich nie getroffen … nur Guy Kopelowicz so halb aus der Ecke, aber den trafen wir dann ja gemeinsam mal noch. Das MEV-Album gibt’s ja auch wieder, von einer anderen Reissue-Reihe, die ich noch nicht angetestet habe (wurde die auf Org schon mal besprochen?):

    https://bygrecords.bandcamp.com/album/the-sound-pool

    Da steht „BYG Records“ und „London, UK“ … auch wieder etwas rätselhaft (könnte auf Jean-Luc Young hinweisen, der wohl seit 1975 oder so in London lebt, falls der denn noch lebt?), aber eben: Piraten waren sie halt eh immer schon.

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    #12473735  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    https://www.organissimo.org/forum/topic/72786-photographer-jacques-bisceglia-1940-2013/

    Genau, Guy hatte dir erzählt, dass Bisceglia Bouqiniste war, aber ihr wart nicht dort… („Später war Jacques quasi vor meiner Haustür Bouqiniste“, sagt viel darüber, was für eine krasse Wohnung Guy hatte…) und ohne die Fotos der beiden würde uns viel fehlen, angefangen mit atoms Avatar…

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    #12473769  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Beiträge: 14,067


    Saheb Sarbib – Live In Europe Vol 2

    ähnliche Gegend immer noch, drauf kam ich heut morgen zudem durch einen Post über Joseph Dejean (g) in Pierre Crepons Substack… das hier ist so ein Fall… Warum muss das „Vol 2“ heissen? So erinnert es einen permanent an das sehr seltene „Vol 1„, das auch noch auf einem anderen Label erschienen ist… das sind einfach zwei Livealben von ähnlichen Bands, Ende von der Geschichte… Marge 03, also das dritte Album auf Marge nach Ted Curson und Frank Lowe…

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    #12473773  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    ich weiß immer noch nicht, was die beste quelle über das netzwerk der afroamerikanischen jazzmusiker*innen in paris um 1969/70 herum ist. art taylors interviewbuch ist auch dort entstanden, oder? müsste doch mit all den kontexten (algier, BYG etc.) ein super dissertationsthema abgeben.

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    #12473807  | PERMALINK

    icculus66

    Registriert seit: 09.01.2007

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    vorgartenich weiß immer noch nicht, was die beste quelle über das netzwerk der afroamerikanischen jazzmusiker*innen in paris um 1969/70 herum ist. art taylors interviewbuch ist auch dort entstanden, oder? müsste doch mit all den kontexten (algier, BYG etc.) ein super dissertationsthema abgeben.

    Da ein Teil von AACM nach Paris „geschwappt“ ist, ist das hier vielleicht eine Quelle (wurde das schon genannt?):

    https://www.ayler.co.uk/assets/images/A_POWER_STRONGER_THAN_ITSELF.pdf

    (insbesondere Kapitel 7)

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    Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)
    #12473811  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Gute Frage mit Art Taylor! Er wohnte erst in Paris und dann in Belgien… ich dachte immer das Buch sei in Belgien entstanden, wo es auch erst erschien, aber das stimmt nicht, die Interviews sind von 1968-72 und am Ende steht immer der Ort… viele sind tatsächlich in New York entstanden… aus Paris sind Randy Weston (mit einem zweiten Interview aus Casa Blanca), Ornette Coleman, Philly Joe Jones, Don Byas, Ron Carter, Charles Tolliver, Lockjaw Davis, Erroll Garner, Leon Thomas, Max Roach (auch NY), Nina Simone, Tony Williams, Hampton Hawes, Kenny Clarke, also etwa die Hälfte… und in manchen geht es auch um die BYG Szene…

    auf .org kam die Frage nach Quellen zu der Zeit auch kürzlich auf, dort empfahl jemand das Kapitel aus A Power Stronger Than Itself, immerhin 45 Seiten, und da steht schon einiges – natürlich mit Fokus auf die Chicagoer – aber ja: da ist trotzdem noch eine Doktorarbeit drin…

    edit: icculus war schneller…

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    #12473831  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    das ist ja fantastisch, danke euch beiden!

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    #12473877  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

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    Das grosse Gespräch mit Noah Howard im Wire ist auch super – und steht sogar online:
    https://www.thewire.co.uk/in-writing/interviews/p=12096

    What about when you went to Paris in 1969-1970? You worked with a few other people then.

    Everybody had emigrated to Paris. I used quite a few French musicians also. But being away from home, everybody sort of bonded together. When they were in the studios, they all worked with people that they knew. Whereas I went off into a real strange thing, because when I got there there was Kenny Clarke and Art Taylor, who had been longtime residents. They had been there almost ten years before I arrived. The first person I got together with was Art Taylor. I called him for a session, because we used to all hang out together. So I said, ‚Look, I got this session tomorrow morning. You wanna hit it? We’ll go in, we’ll rehearse for five hours, then we’ll tell ‚em to turn on the machines and we’ll do it.‘ I wrote the music out, and we just did it. That was the Uhura thing that just came out on Verve. It’s got Frank’s name, but that’s my session. I did two sessions, Uhura and Space Dimension. I wrote all the songs. I also did One For John with Frank, with me, Frank, Bobby and Muhammad. Then in one of my crazy moments, I did Black Gipsy with Shepp. Beautiful, mad, mad session. It was really great, it was fun. The violin and the poets – Julio Finn and these guys from Chicago. Great stuff.

    Why didn’t you record for BYG as a leader yourself? Was it because you could see that they were crooked?

    That was the problem. I brought Frank, Bobby and Muhammad to Europe. We were supposed to do, there was supposed to be a Paris jazz festival. But the kids were rioting in the streets. So the governmental authorities moved the thing to the Belgian/French border, to a little village called Amougies – a farm, really, like Woodstock. Thirty thousand people, I’ll never forget that. But the problem was, BYG – I negotiated with them that we’d come in, play the festival and do two record deals, one for me and one for Frank. So they did the Frank thing first, and they didn’t pay him.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12473891  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

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    Eine Kleinigkeit zum heutigen 100. Geburtstag von Gene Ammons – wobei das Highlight die Gitarre von George Freeman ist:

    Und Freeman starb am 1. April 2025, wie ich gerade erst mitkriege. Ein paar Tage vor seinem 98. Geburtstag.

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    #12473907  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-windUnd Freeman starb am 1. April 2025, wie ich gerade erst mitkriege. Ein paar Tage vor seinem 98. Geburtstag.

    oh, das hatte ich auch noch nicht gesehen.

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