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So penibel arbeitet sonst keiner: Zuerst der krude Trailer für das nächste Feature von Eli Roth namens „Thanksgiving“ („It’s blood“ – „Son of a bitch!“, wird natürlich niemals kommen), dann eine Ankündigung („Get more out of life, go to the movies“, ebenfalls gefakt), ein Hinweis der Produzenten, daß einige Filmteile fehlen (es wird tatsächlich eine Szene fehlen), ein „Our feature presentation“ Schild (kennt man schon aus „Kill Bill“), ein putziger Animationsfilm, der darauf hinweist, daß der folgende Streifen restricted ist und dann beginnt der Film. Reifenquietschen, Jack Nitzsches „The Lonely Race“ ertönt, lackierte Füße lehnen wippend vor der Scheibe eines fahrenden Autos, der Titel erscheint. „Quentin Tarantino’s Thunder Bolt“. Ein Filmriß, der wahre Titel, dann Dunkelheit während die Musik weiter dröhnt. Die wippenden Füße erscheinen wieder rechtzeitig, um die letzte Person der Besetzung zu nennen. „And Zoe Bell as herself“. Zoe war in „Kill Bill“ das Stunt-Girl für Uma Thurman. Willkommen im Universum von Quentin Tarantino.
Wir wußten ja schon, daß der erste „Kill Bill“ Teil nicht in Shawscope gedreht wurde, obwohl hier zu Beginn eben dieses legendäre Zeichen aufleuchtete. Wir wußten auch, daß die Definition für pulp Tarantinos eigene ist und daß „Reservoir Dogs“ nur das Remake eines kleinen Hong-Kong Filmes in der Methode von Kubricks „The Killing“ war. Oder so ähnlich. Labyrinthisch verwinkelt allesamt, perfektionistisch ausgearbeitet, jedoch immer totally uneven. Stimmigkeit, Geschlossenheit? Nicht auf diesem Dampfer, seine Größe bezog Tarantino immer aus der Unvereinbarkeit, dem Höher-Schichten, der Überladung, dem Zitat im Zitat, dem Referenzkosmos ohne Fixpunkte. So schuf er vier Meisterwerke in zwei Jahrzehnten, zählt man „Kill Bill“ einzeln. Nichts dauerte länger als die vergehende Zeit zwischen einem feature und dem nächsten. Der Clou nun an „Death Proof“ ist, daß bis vor wenigen Wochen das Ganze nur eine Episode eines mehrteiligen Filmes sein sollte, ein Nebenwerk also, wie seinerzeit der durchwachsene Lückenbüßer „Four Rooms“. Jedoch, „Death Proof“ wurde fertig, dauert geschlagene neunzig Minuten und ist das beste, was Tarantino bisher gemacht hat. Film No.5 also.
Ein Schnellschuß, so scheint es zunächst. Ein gedehnter Kurzfilm. Vier girls verbringen einen Nachmittag, einen Abend, eine Nacht in einer Bar und werden auf dem Rückweg von Kurt Russell in einen tödlichen Crash verwickelt. Stuntman Mike, ein bizarrer Todesengel mit Schramme im Gesicht (wer wissen will, was das für ein Zitat ist, PN) und einem apokalyptischem Auto mit einer großen Glasscheibe als Abtrennung zwischen den Vordersitzen. Nächster Tag. Vier andere girls fahren einen weißen Chevrolet (wer wissen will, was das…etc.) spazieren, werden von Mike aufgegabelt, erweisen sich aber als resistenter und kicken den Todesengel in die Hölle. That’s it.
Aber, je weniger in dem Film passierte, desto mehr begann ich ihn zu lieben, begann seine gelassen ausgekostete Ruhe zu schätzen. Die Straightness des Plots löst plötzlich Tarantinos atypische Aufgekratztheit, seine überbordende Tempoverliebtheit zugunsten wunderbarer Sequenzen. Ich weiß, daß er zwei Lieblingsfilme hat: „Kill Bill“ war „Days Of Thunder“, „Death Proof“ ist nun an einigen Stellen plötzlich „Fandango“. Wie in Kevin Reynolds‘ Film verbringen Freunde unwissentlich einen letzten Abend zusammen und plaudern bar jeglicher inhaltlichen Schwerpunkte. Alleine diese eine Szene. „Jeepster“ von T.Rex beginnt aus der Jukebox, Sydney Tamilia Poitier geht durch den Raum, die Musik setzt aus, sie schreibt eine SMS an ihren Freund, der sie abholen soll. Sie wartet, bekommt eine Antwort, daß er sich auf den Weg mache. Die Musik setzt augenblicklich wieder ein. Sie strahlt.
Diese simple Poesie gab es einstmals in den italienischen Sleaze-Heulern, oder in den schäbigen Filmen eines Jack Hill. Sie illuminierte die krude Gewalt, den haarsträubend idiotischen Plot, die gerade noch Funktionalität vorheuchelnden Dialoge. Ich liebe diese Filme, und auch für Tarantino müssen sie mehr labours of love denn guilty pleasures gewesen sein, denn er drehte „Death Proof“ auf die gleiche Weise. Deswegen wird er wohl für viele auch wie eine hurtig ausgedachte 15-Minuten Idee wirken.
„Death Proof“ liebe ich aber noch aus etwa zwei Dutzenden weiterer Gründe. Dazu aber kein Wort. Shot first, questions later.
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WerbungDer Film läuft hier schon? [edit: alles klar, gerade im anderen Thread gelesen]
Klingt großartig!--
Wenn Du mal einen längeren Text loslässt, dann hat der aber auch wirklich Hand und Fuß. Sehr schön!
Wie schon geschrieben: ich freue mir ein Loch in den Bauch und man kennt das ja: es soll eher ein Nebenwerk werden und dann wird es ein Meisterstück (erst neulich passiert im comic-Bereich: Craig Thompsons Carnet de Voyage).
Sydney Portier die Jüngere spielt mit? Super, die war ja zuletzt in Veronica Mars nicht richtig ausgelastet.
Wer den Trailer sehen will: hier
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Napo, in „Fandango“ wird doch auch der Titel „Spooky“ von ClassicV so schön in Szene gesetzt. Wenn ich mich richtig erinnere, ist das die Szene auf dem Friedhof. Ist schon lange her, aber ich mochte den Film sehr.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoSo wirds in den Kinos aussehen:
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In den USA werden die Filme trotzdem als Doppelfeature im April 2007 in die Kinos kommen, also als ein Film. Die Zuschauer außerhalb der USA, müssen dagegen zwei Mal den Weg ins Kino auf sich nehmen. Die Filme werden zeitversetzt starten. Robert Rodriguez Grind House: Planet Terror im Juli, Tarantinos „Grind House: Death Proof“ im Juni. Wer in den Genuss der Fake-Trailer kommen will und das Gesamtwerk so sehen will, wie es ursprünglich konzipiert war, bekommt hierzu auch die Möglichkeit. Das Doppelfeature mit den Trailern wird im Juli gemeinsam mit Rodriguez Film in die Kinos kommen.Quelle: Filmstarts.de
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Flow like a harpoon daily and nightlyNa also! Danke, candy!
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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"--
A Kiss in the DreamhouseKann man Grindhouse denn dann entsprechend würdigen, wenn man die Filme, auf die er anspielt, nicht kennt ? Was ja bei seinen anderen Filmen definitv der Fall ist.
Napoleon Dynamite
Stimmigkeit, Geschlossenheit? Nicht auf diesem Dampfer, seine Größe bezog Tarantino immer aus der Unvereinbarkeit, dem Höher-Schichten, der Überladung, dem Zitat im Zitat, dem Referenzkosmos ohne Fixpunkte.Ich empfand Pulp Fiction als überraschend geschlossen und stimmig im Gegensatz zu z.B. Kill Bill 2, ohne zu werten.
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Napoleon DynamiteWir wußten auch, daß die Definition für pulp Tarantinos eigene ist und daß „Reservoir Dogs“ nur das Remake eines kleinen Hong-Kong Filmes in der Methode von Kubricks „The Killing“ war.
Ist hier eigentlich „City On Fire“ von Ringo Lam gemeint?
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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"Ja.
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Danke für den Eingangspost, Napo! Ich bin schon sehr gespannt. Schätze ich doch beide sehr, sowohl Tarantino wie Rodriguez.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!FifteenJugglersIst hier eigentlich „City On Fire“ von Ringo Lam gemeint?
Ich denke mal, ja. Was ist „in der Methode von Kubricks ‚The Killing'“?
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.lathoIch denke mal, ja. Was ist „in der Methode von Kubricks ‚The Killing'“?
Mißglückter Überfall wird in Rückblenden aus diversen Perspektiven erzählt.
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A Kiss in the DreamhouseNapoleon DynamiteMißglückter Überfall wird in Rückblenden aus diversen Perspektiven erzählt.
Ok, danke (ich habe The Killing noch nicht gesehen).
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.danke für den trailerlink.
Ob ich „Six Feet Under“-Rico aber als Killer ernstnehmen kann, wird sich noch zeigen.„Death Proof“ hat vor allem natürlich wie immer einen sehr schönen Soundtrack. Willy DeVille, The Coasters und der ganz fantastische Eddie Floyd.
„Planet Terror“ ist dagegen recht öde, abgesehen von Too Drunk To Fuck und den sehr passablen Rose McGowan Songs. -
Schlagwörter: Quentin Tarantino
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