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IrrlichtJetzt wollte ich gerade auf Jans interessante Gedanken antworten, aber der Thread nervt schon wieder entsetzlich.
Tschuldigung, ich bin schon still.
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Werbungcaptain kiddUnd was ist denn an einer wirklichen Diskussion mit unterschiedlichen Meinungen nervig?
Nichts. Aber solche Sätze einfach in eine andere Sprache zu übersetzen, den Kontext rauszunehmen, den kompletten restlichen Text und Albumzusammenhang auszublenden und dann zu meinen, dass Black Power Stilisierung nicht zielfördernd ist – das ist schon unfassbar grenzwertig und nur ein dünnes Haar von rassistischer Breitarschigkeit entfernt. Gibts noch einen Kasper, der das Leben im Ghetto in einen süffigen „Ich chill mit meinen Atzen am Späti, morgens halb vier“ ummodelliert?
@grünschnabel: Alles gut.
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Hold on Magnolia to that great highway mooncaptain kidd Ich definiere mich nicht als weißer Niedersachse. In diesen Kategorien denke ich nicht.
Das ist doch gerade der Punkt: Du brauchst dich nicht als Weißer zu definieren, während sich ein Schwarzer in den USA ständig seines „Schwarzseins“ bewusst ist. Und das liegt vor allem am alltäglichen Rassismus.
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Mit dem Beitrag von Jan ist eigentlich alles gesagt. Ich warte auf das Album.
PS: Einig sind wir uns ja aber wohl alle, dass das inoffizielle Motto des Album, „Wenn das Leben dir Zitronen schenkt, mach Limonade draus“, dann doch eher dünn ist, oder?
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Do you believe in Rock n Roll?
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Tolles Album, bin gerade in Southern California und höre es über Tidal. Das erste Beyonce Album, das mich überzeugt (das letzte hatte mit „Haunted“ einen herausragenden Track, der Rest gefiel mir nicht sonderlich). Insgesamt sehr stimmig, mit ruhigen, zurückgenommenen Songs (siehe „Pray you catch me“), dann das unglaubliche „When the levee breaks“ Sample, zusammen mit einem wütenden Jack White, das ein atemberaubender Rock/Soul/Funk Stampfer ist (Don’t hurt yourself)…. melde mich demnächst wieder, wenn ich in Deutschland bin. Das Album könnte einschlagen, wie „To pimp a butterfly“.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Das Album besitzt, teilweise bewegende, Spoken Word Interludes, insgesamt 11 Stück. Diese stammen teils von einem Afrikanisch-Britischen Poeten. Hier eine dieser Interludes:
“I bathed in bleach and plugged my menses with pages from the holy book but still coiled deep the need to know, are you cheating on me?”
Hier eine zentrale, bewegende Sequenz, gesprochen von Beyonce:
„Take one pint of water, add a half pound of sugar, the juice of eight lemons, the zest of half lemon. Pour the water into one, then to another several times. Strain through a clean napkin. Grandmother. The alchemist. You spun gold out of this hard life. Conjured beauty from the things left behind. Found healing where it did not live. Discovered the antidote in your own kitchen. Broke the curse with your own two hands. You past these instructions down to your daughter, who then passed them down to her daughter.”
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ich kann musikalisch nichts mit Beyoncé anfangen; auch Destiny’s Child haben mich nie bewegen können. Nichtsdestotrotz finde ich die Diskussion hier sehr lesenswert.
Vielleicht sehe ich das falsch, aber ich habe bei Künstlern wie Beyoncé ein Glaubwürdigkeitsproblem. Wenn sie sich beim Super Bowl hinstellt und vor 800 Millionen Fernsehzuschauern der Black Power Bewegung huldigt, ist mein erster Gedanke „cleveres Marketing“ und nicht „politisch glaubwürdiger Protest“.
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Mr. BadlandsDas Album besitzt, teilweise bewegende, Spoken Word Interludes, insgesamt 11 Stück. Diese stammen teils von einem Afrikanisch-Britischen Poeten.
Poet[I]in, soviel Recherche muss sein. Ein nicht ganz kleiner Unterschied angesichts des Themas des Albums (die Stellung der afroamerikanischen Frau).
Fantastisches Album. Wie fantastisch genau, weiß ich nach 10 Durchläufen (plus Film) noch nicht, es wächst jedenfalls weiterhin.
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Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ich freue mich, wieviele und vor allem welche Leute Beyoncé mittlerweile zujubeln. Für Destiny’s Child war ich zu jung, Solo habe ich ihr Treiben aufmerksam verfolgt und immer erahnt, wieviel Potenzial in dieser wundervollen Frau steckt. Der impact ihrer letzten beiden Alben gibt mir recht, wobei ich keine Yoncé-Scheibe missen möchte.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Doc F.
Vielleicht sehe ich das falsch, aber ich habe bei Künstlern wie Beyoncé ein Glaubwürdigkeitsproblem. Wenn sie sich beim Super Bowl hinstellt und vor 800 Millionen Fernsehzuschauern der Black Power Bewegung huldigt, ist mein erster Gedanke „cleveres Marketing“ und nicht „politisch glaubwürdiger Protest“.
In Europa mag das so rüberkommen, in den USA selbst ist das nach wie vor ein großes Thema. Da steckt mehr dahinter als bloß Marketing.
tina toledoPoet[I]in, soviel Recherche muss sein. Ein nicht ganz kleiner Unterschied angesichts des Themas des Albums (die Stellung der afroamerikanischen Frau…
Ups, danke für den Hinweis…
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Bin jetzt auch bald ein dutzend Mal durch das Album zu allen möglichen Gelegenheiten durch. Mochte ich schon „Beyoncé“ mit Verspätung sehr gerne, ist „Lemonade“ das beste Pop Album seit Daft Punk „RAM“. Eines haben in meinen Ohren beide gemeinsam: einen unglaublich guten Flow, daß ich mir kaum angespielt, schon wieder denke…ups, da kommt schon wieder Formation.
Was Abwechslung und Sound angeht, lehnt sich Beyoncé schon deutlich weit aus dem Fenster. Fans von 4 oder Sasha Fierce mögen enttäuscht sein, ich finde die stilistische Wahl der Tracks, aber vor allem die Abwechslung innerhalb der Songs (z.B. mal den Bass auch alleine spielen zu lassen, Rhythmuswechsel etc.) ganz hervorragend. Die Produktion und Sound kommen mir sehr entgegen, da kann ich viele Ideen antdecken, sei es wie die Vocals produziert sind, sei es wie sie die Titel singt (Hurt myself erinnert fast an Betty Davis), seien es die kleinen 70s Anleihen…das alles ist aber sehr homogen und wirkt nie gekünstelt.
Mag sich wer auch immer über die Credibility ihrer Texte aufregen. Mir steht es nicht zu, ich kenne Beyonce nicht persönlich, für mich funktionieren ihre Themen innerhalb der Songs deshalb, weil sie auch durchaus verständlich sind und ich sie nicht nur auf ihre Person beziehen muß.
Falls da nicht noch ein anderer Aspirant auftaucht, bisher das Album des Jahres und volle Punktzahl.--
“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoJan LustigerWie sich Beyoncé da jetzt genau positioniert, weiß ich nicht, weil ich das Album noch nicht gehört habe. Aber ihre Wahl, eine subversive Aussage etwa durch Black-Panther-inspirierte Outfits zu verbildlichen, kann man durchaus mal hinterfragen, denn Black Nationalism ist nun mal eine höchst fragwürdige Ideologie, die sich de facto für Rassentrennung ausspricht.
Ich finde captain kidds Gedankengänge auch nicht unbegründet, die Sache ist nur, dass sie – wie so oft, das war bei Lamars Album ja nicht anders – ein eher ungeeignetes Ziel treffen. Beyoncé singt eben nicht „We’re the new america“, wie es Rihanna getan hat, Beyoncé echauffiert sich auch nicht wie West bei den Grammys darüber, dass Schwarze nicht die Preise abräumen.
Um das an „Formation“, wenn Du es schon erwähnst, zu verdeutlichen: Der Track hat einen Prolog eines youtube-Videos des schwarzen Künstlers Messy Mya, der fragt „What happened at the New Wil’ins?“ (dass Mya selbst 2010 ermordet wurde, sollte man dazu wissen). Beyoncé nimmt Bezug zu den Ereignissen nach Hurrican Katrina, mit all den Auswirkungen. Den Vorwurf der Rassentrennung, die Frage, ob schwarze Menschen bei der Evakuierung benachteiligt und völlig im Stich gelassen wurden, ob eine mediale Hetzkampagne gegen Schwarze entbrannt ist, die sie als Diebe inszeniert. Das ist der Einspieler des Tracks. Beyoncé arbeitet hier viel mit Doppeldeutigkeiten und es gibt eine ziemlich eindeutigen Haltung mit der Zeile „You/I just might be a black Bill Gates in the making“. Verkürzt: Jeder kann es schaffen, berühmt und reich zu werden, auch Schwarze. Schwarze können gleichsam ihr Vermögen nutzen, um zu helfen (wie es die Carters selbst tun, wie es Gates tut). Ich finde der Track vereint aber noch mehr, speziell die letzte Zeile „the best revenge is your paper“ – ist das der Bezug zum Geld, der Anteilnahme erlaubt? Oder ist die Ansage noch konkreter: Die beste Rache ist die Partizipation, der Wahlzettel selbst, gerade in Bezug auf die Präsidentschaftswahlen? Ich bin mir immer unsicherer, ob Beyoncé sich hier nicht sogar klar gegen Trump positioniert (wie es gegenwärtig viele schwarze Künstler der HipHop/R’n’B Szene tun) und in Bezugnahme auf dessen Reichtum das Thema Besitz hier so ausschmückt. Und eine Veranstaltung wie den Super Bowl als große Bühne nutzte – mit entsprechendem Outfit und „in formation“. Ich neige auch dazu das „get in formation“ bisweilen als „get information“ zu lesen.
Vor dem Hintergrund des oben Erwähnten finde ich eine entsprechende Haltung, ja Stolz, alles andere als verkehrt. Beyoncé macht das deutlich – das Haar ihrer Tochter, die „Jackson Five nostrils“, die Nase, das schätzt sie. Ich finde ihre Worte sehr bedacht gewählt: Da schwingt Gedenken an die Kreolen von Louisana mit, da an den Tod von Trayvon Martin – und dann der Begriff „Texas bama“, der hier gut erklärt ist. Und dann am Ende: „Slay trick or you get eliminated“.
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Hold on Magnolia to that great highway moon
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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@krautathaus: Danke für den Weckruf des Threads! Sehe bzw. höre das Album ähnlich wie Du, d.h. eher von der musikalischen Seite, da mir die Zeit für intensive Recherchen oder Textanalysen fehlt (Danke an Irrlicht).
„Lemonade“ ist musikalisch erstklassig: moderne Sounds, sehr gute Dramaturgie innerhalb einzelner Songs, atmosphärisch dicht und eine Beyonce, die erstaunlich viel in tieferen Tonlagen singt, kaum Geschrei, kaum Hits, tolles Konzeptalbum!
Höre zeitgleich auch „ANTI“, da liegen (fast) Welten dazwischen.
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Habe das Album bisher zweimal gehört. Ohne ihren bisherigen Output allzu gut zu kennen: Das ist genau das Album, auf das ich immer gewartet habe. Erdig, experimentierfreudig, dabei angenehm kompakt. Gefällt mir sehr gut.
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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"IrrlichtIch neige auch dazu das „get in formation“ bisweilen als „get information“ zu lesen.
Auf diese Doppeldeutigkeit war ich bisher gar nicht gekommen, obwohl sie sehr nahe liegt.
Nun hab‘ ich mir zum ersten Mal den Film am Stück angesehen und das Album auf einer anderen visuellen Weise erlebt. Wirklich fantastisch. Jetzt brauch ich nur noch jemand, der mir den Soundtrack vom Film ripped, weil ich die anderen Mixes und vor allem das Instrumental von „Formation“ (im Menu und im Abspann zu hören) unbedingt auch unterwegs hören möchte.
Wäre ich nicht zu faul eine Top 100 zu erstellen…das Album wäre definitv drin.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko -
Schlagwörter: Beyoncé, Kendrick Lamar, led zeppelin, Lemonade
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