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Simphiwe Dana – Kulture Noir (2010)
Nach dem wunderbaren Konzert in Heidelberg vom Mai dieses Jahres hatte zugegebenermaßen ein bisschen etwas anderes erwartet. Damals spielte sie mit kleiner Besetzung ein sehr jazzlastiges Set und ich habe erwartet, dass Kulture Noir in die selbe Richtung gehen würde. Dies ist zwar nicht der Fall, ist aber natürlich auch überhaupt nicht schlimm, zum „Album des Jahres“ reicht es trotzdem. Oder gerade deshalb? Wie dem auch sei, Jazz spielt hier natürlich dennoch ein größere Rolle, aber auch Soul, Gospel, Funk und sogar Afrobeat sind die Bestandteile dieses ausgezeichneten Albums.
Handelte The One Love Movement On Bantu Biko Street von Südafrika und der immer noch nicht ganz verarbeiteten Zeit der Apartheid, so bezieht sich Kulture Noir auf den ganzen Kontinent. Das zeigt sich nicht nur in den Texten sondern auch in der Musik, die Musiker und Stile aus verschiedenen Regionen Afrikas integriert. Das Album selbst benötigt aber ein paar Durchgänge, bis sich seine ganze Klasse voll entfaltet. In den z.T. langen Stücken singt Dana ihre poetischen Text mit eindringlicher Stimme, die öfters im Kontrast zum Soul- und Gosplegesang ihres wunderbaren Chores steht. Schön zu Geltung kommt das im zweiteiligen Ndim Ighawe das mit einem Acapella Teil beginnt und in ein langes, jazzlastiges und mit feinen Gitarrenlicks durchsetztes Stück mündet. Konventionelle Songs findet man indes eher weniger und vielleicht noch am ehesten in Hayi Ihambo, das ein ganz kleines bisschen etwas vom 80er Jahre Minimalfunk hat, das aber natürlich dennoch südafrikanisch geerdet ist. Das gilt auch für Fela’s Azania, nur dass es sich hier quasi um ein südafrikanisches Afrobeat Stück handelt und Simphiwe Danas Hommage an den von ihr verehrten Fela Kuti ist und das auch mit den Nigerianern Kunle Ayo (Gitarre) und Olufemi Ogunkonya (Tompete) eingespielt wurde. Es gibt aber auch sehr persönliche Lieder, die von Liebe und Schmerz handeln wie z.B. das epische und mit Cello und Violine verfeinerte Undishiyile, das übersetzt „He has left me“ bedeutet. Genau so hatte sie es auch beim Livekonzert erklärt und es drängte sich einem sofort Frage auf, wer den so etwas tue. Wie schon auf dem Vorgänger singt Simphiwe Dana sämtliche Texte in ihrer Muttersprache Xhosa, was sicher einen zusätzlichen Reiz ausmacht, was aber letztendlich zählt ist das Gesamtpaket und es gibt nur wenige, die da im Moment heranreichen.
Simphiwe Dana ist mit Kulture Noir das beeindruckende Kunststück gelungen, das dritte Meisterwerk in Folge abzuliefern. In der Tat war schon das Debüt Zandisile so stark, dass eigentlich keine Luft mehr nach oben übrig blieb. Bleibt also nur, das hohe Niveau zu halten, was ihr jetzt zum zweiten mal gelungen ist. Album des Jahres? Mindestens!
Discographie
2004 Zandisile
2006 The One Love Movement On Bantu Biko Street
2010 Kulture NoirInternet
Homepage
MySpace--
Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Highlights von Rolling-Stone.deSilvster-Tipp von Phil Collins: Mit „In The Air Tonight“ ins neue Jahr
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WerbungKommenden November wird nun das neue Album von Souad Massi O Houria veröffentlicht. Darauf enthalten ist auch das Stück Let Me Be In Peace, ein Duett mit Paul Weller. Hier gibt es ein Interview dazu.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?ich hatte gestern das hier im Postfach ..
Bonjour,
Découvrez en avant-première le nouveau single „Tout est à faire“ de Souad Massi en duo avec Francis Cabrel !
Ce titre est co-écrit par Souad Massi et Francis Cabrel et composé par Michel Françoise. Pour la première fois de sa carrière, Francis Cabrel chante en arabe.
Cliquez ici pour écouter le titre.
À bientôt !
(hoffe der Link funktioniert, im IE lief es grad nicht)
klingt ziemlich straight, fast rockig für ihre Verhältnisse und der Duett Partner steht mE etwas zu sehr im Vordergrund
bin natürlich trotzdem sehr gespannt auf das Album
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out of the blueach, wenn das funktioniert, geht vielleicht auch das,* ein ‚making of ..‘ zum Album
ich mag sie ja wirklich total gerne und hoffe in dem Fall dann auch auf sowas wie das Album des Jahres
*.. nee offenbar nicht, da muss man sich wohl erst registrieren .. bei mir läuft’s, mit kopiertem Link dann aber nicht
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out of the blueBei mir (Firefox) funktioniert der erste Link. Auf den Duettpartner hätte ich allerdings auch verzichten können.
Album des Jahres geht natürlich nicht mehr…
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Ende des Monats wird in Frankreich das neue Album von Tiken Jah Fakoly African Revolution veröffentlicht. Die Vorabsingle Je Dis Non gefällt mir schon mal ausgesprochen gut, hier kann man sich das zugehörige Video anschauen. Und hier gibt es so eine Art Trailer zum Album, bei dem nebenbei der ebenfalls tolle Titeltrack läuft.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Danke, kenne Souad Massi noch gar nicht, muss ich mal reinhören – „Raoui“?
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail wind“Raoui“?
Das Debüt hat noch ein paar Schwächen. Deb und Mesk Elil sind deutlich besser.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?sparchDas Debüt hat noch ein paar Schwächen. Deb und Mesk Elil sind deutlich besser.
Danke, wird notiert!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windDanke, kenne Souad Massi noch gar nicht, muss ich mal reinhören – „Raoui“?
mir gefällt ‚Deb‘ am besten
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out of the blueIm Oktober wird in den USA auf Bill Laswells MOD Technologies Label ein neues Album von GiGi veröffentlicht: GiGi w Material: Mesgana Ethiopia. Vermutlich wird es auf dem Album nicht nur neue Stücke sondern auch Neuaufnahmen bereits bekannter Songs geben.
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Gigi,one of Ethiopia’s most gifted superstars, delivers a hybrid of African styles, Reggae, Dub, Avant-Funk/Jazz, World Beat, Trance, and Ambient – that smoothly connects as one huge sound. African Futurism – One World Music.--
Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Carlou D – Muzikr (2010)
Wie auch sein Landsmann Cheikh Lô gehört Carlou D (bürgerlich Ibrahima Loucard) der Glaubensgemeindschaft der Baye Fall an. Diese sufistische Glaubengemeindschaft wird hierzulande auch schon gerne mal als islamische Sekte bezeichnet, was aber eher zu Missverständnissen führen dürfte, denn es hat weder etwas mit den Sekten gemein, die wir sonst so kennen und auch mit Islamimus hat das nichts zu tun. Denn während die Fundamentalisten Musik am liebsten gleich ganz verbieten nimmt Musik bei den Mitgliedern der Baye Fall eine sehr wichtige Position ein.
Aufgewachsen ist Carlou D in den Vororten Dakars mit afrokubanischer Musik und Mbalax. Später war er Mitglied der ersten international bekannten afrikanischen HipHop Gruppe Positive Black Soul, wirkte bei der Sahel Oper Bintou Wéré mit und mit Muzikr hat er nun sein bereits drittes Soloalbum veröffentlicht. Mit HopHop hat das nichts mehr zu tun sondern vielmehr mit senegalesischem Singer/Songwriter irgendwo zwischen Cheikh Lô und Habib Koité. Zikr werden die mystischen Sufigesänge seiner Glaubengemeindschaft genannt und neben spirituellen Themen, wie beim ersten Stück Sam Fall, greift er in seinen Songs auch sozialkritischen Themen auf. So handelt Fi Ma Dar vom Traum vieler Afrikaner vom reichen Europa der nicht nur wegen der gefährlichen Überfahrt nicht selten zum Albtraum wird. Umgesetzt wird das Ganze mit Gitarre, Bass und Percussion aber auch mit traditionellen Instrumenten wie Kora oder Ngoni. Beim Gorée, einer beklemmenden Ballade, die von der vor dem Senegal im Atlantik liegenden Insel, von der Millionen von Sklaven nach Amerika verschifft wurden, handelt, wird Carlou D von seinem Mentor und Landsmann Youssou N’Dour unterstützt, der vor 2 Jahren mit seinem Film- und Musikprojekt Retour a Gorée für Aufsehen sorgte. Ein weiteres Highlight ist Nanioul, das an traditionelle Mandinka Stücke erinnert. An Abwechslung mangelt es diesem Album ganz bestimmt nicht und neben seinem Gesang überzeugt Carlou D auch durch sein Gitarrenspiel und durch rhythmische Finessen.
Und so ist Muzikr eine mehr als gelungene Kombination aus moderner urbaner und traditioneller sufistisch geprägter Musik und somit eines der Highlights des Jahres. In Dakar erhielt Carlou D im Februar den erstmals verliehenen Sunu Award als Künstler des Jahres, doch auch über die Grenzen des Senegal hinaus dürfte dies nicht der letzte Preis gewesen sein.
Discographie
2004 Séédé
2006 Weeru Waay
2010 MuzikrInternet
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?sparchIm Oktober wird in den USA auf Bill Laswells MOD Technologies Label ein neues Album von GiGi veröffentlicht: GiGi w Material: Mesgana Ethiopia. Vermutlich wird es auf dem Album nicht nur neue Stücke sondern auch Neuaufnahmen bereits bekannter Songs geben.
Hier kann man sich schon einmal das Stück Shemum Mune anhören.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Mit Mali Latino steht ein hochinteressantes Projekt ins Haus. Im Kern besteht die Gruppe aus Madou Sidiki Diabaté, Ahmed Fofana und Alex Wilson. Ersterer ist der Bruder von Toumani Diabaté. Geboten wird ein Mix aus Jazz, Latin- und westafrikanischen Rhythmen gepaart mit virtuosem Koraspiel und Manding Gesängen.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?King Sunny Adé – Bábá Mo Tundé (2010)
Als im Sommer die Nachricht von einem neuen Sunny Adé Album durchs Netz ging, war das schon eine kleine Sensation, immerhin ist Bábá Mo Tundé das erste Album mit neuen Stücken seit 10 Jahren. Des Weiteren war zu hören, dass es ein Doppelalbum mit klassischem Juju werden soll. Klassisch meint hier lange Stücke ohne produktionstechnischem Schnickschnack, wie es vor allem in den 80er Jahren der Fall war, als Adé nach dem Tod von Bob Marley von Island Chef Chris Blackwell zu dessen Nachfolger aufgebaut werden sollte. Das hat bekanntermaßen nicht funktioniert, was aber sicher nicht an der Qualität der Musik lag. Die war immer noch hochkarätig, auch wenn die Songs damals deutlich kürzer und mit elektronischen Effekten aufgepeppt wurden um sie einem westlichen Pulikum zugänglicher zu machen. Geschadet hat es den Stücken nicht, ganz im Gegenteil. Vermutlich war die Welt für Juju damals einfach nicht bereit. Das sich das mit Bábá Mo Tundé nun ändern wird, darf natürlich bezweifelt werden. Das scheitert schon an der Länge der Songs. 7 gibt es in knapp 2 Stunden, der längste, das Titelstück, bringt es auf 31 Minuten. Doch davor muss man keine Angst haben, denn so etwas wie Längen oder gar Langeweile gibt es bei diesem Album nicht. Das liegt zum einen an dem polyrhythmischen Geflecht, das hier als Fundament dient und zum anderen an diesen unglaublichen Melodien, die immer wieder aufblitzen. Dazu gibt es Gitarreneinwürfe, die mich manchmal sogar an Pink Floyd erinnern, sicher keine naheliegende Assoziation. Und damit wären auch schon die Hauptkomponenten des Juju aufgelistet, ein Polyrhythmik, die hier durch mindestens 6 Schlagzeuger und Percussionisten bereitgestellt wird und bei der die Talking Drum eine führende Rolle übernimmt und die einzigartigen Gitarren, die in der Vergangenheit auch schon mal an Hawaii erinnerten, hier aber nicht. Nicht zu vergessen die Gesänge, gerne als Call & Response, aber auch schon mal fast im klassischen Songformat in die langen Stücke eingearbeitet. Und weil das Titelstück mit 31 Minuten noch zu kurz ist, gibt es im Anschluss gleich noch den 15 minütigen King Britt Remix, der zwar etwas aus dem Rahmen fällt, sich vor dem Rest aber ganz und gar nicht verstecken muss, sondern zeigt, dass Sunny Adés Stücke auch im modernen Gewand absolut großartig klingen ohne sich dabei bei irgend jemanden anzubiedern. Auf Bábá Mo Tundé gelingt schlicht und ergreifend alles, ein Meisterwerk!
Ich muss gestehen, dass ich Sunny Adés Musik bislang eher stiefmütterlich behandelt habe. Erst die Ankündigung dieses Albums brachte mich dazu, mich näher mit dem King of Juju zu beschäftigen, wobei auffällt, dass sein Katalog bei weitem nicht so gut verfügbar ist, wie der seines Landsmannes und ewigen Konkurrenten Fela Kuti, zumindest was die Alben der Prä-Island Zeit angehend. Hier wäre es wünschenswert, dass sich dem mal jemand annimmnt. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass es bis zum nächsten Album nicht wieder 10 Jahre dauern wird. Bis dahin ist man mit dem meisterhaften Bábá Mo Tundé bestens bedient.
Diskographie (Auswahl)
1982 Juju Music
1983 Synchro System
1984 Aura
1988 Live Juju
1995 E Dide (Get up)
1998 Odu
2000 7 Degrees North
2010 Bábá Mo Tundé--
Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab? -
Schlagwörter: Afrika, Afrobeat, Desert blues, Fela, Highlife
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