21.07.2013

pipe-bowlWie verhielt sich das seinerzeit eigentlich mit der Veröffentlichung der CCR-Single „Down on the corner/Fortunate son“, DJ? Bisher war ich stets davon ausgegegangen, dass „Down on the corner“ die A-Side darstellte und „Fortunate son“ die Flip-Side. Nun lese ich in verschiedenene Quellen, dass beide Tracks jeweils nacheinander als A-Side verkauft wurden.

Ist beides falsch. Eine designierte A-Seite gab es wie so oft in den Staaten nicht, beide Seiten wurden getrennt in den Charts geführt, wo sich dann „Fortunate Son“ rapide durchsetzte, binnen drei Wochen in die Top10 kam und dort vier Wochen lang verweilte, höchste Position: #6. „Down On The Corner“ dümpelte ein paar Wochen im oberen Drittel der Top100, stieg dann aber immerhin bis #10 (Quelle: Cashbox). Klare Sache in diesem Fall, in anderen Fällen ist das schwerer zu entscheiden.

pipe-bowlVielen Dank für die Erläuterung.
Wobei mir das nicht ganz in den Kopf will. Um reine Verkaufscharts kann es sich dann doch schwerlich handeln, sondern maximal um Airplay-Charts, oder?

Nein, wieso denn? Die Rackjobber bewegten zwar nur das Produkt, ungeachtet der Nachfrage-Gewichtung, aber die Retailer konnten beim Report natürlich nach der jeweiligen Nachfrage pro Seite gehen. Bestimmt wurde der jeweilige demand zwar nicht zuletzt von Airplay, gezählt wurden aber bloß die tatsächlichen Verkäufe. Gerade Cash Box legte darauf Wert, war man doch eng mit der Jukebox-Industrie liiert („cash box“: geddit?). Die Bestellungen der Jukebox-Aufsteller (zigtausende!) flossen selbstverständlich in die Charts-Berechnungen ein, schließlich handelte es sich um genuine Verkäufe. Besonders wichtige sogar, denn nach den Radiosendern waren die Jukebox-Betreiber die maßgeblichsten Multiplikatoren. Und wenn in so einer Jukebox die vom Aufsteller ausgewiesene Top-Side öfter gedrückt wurde, gegen Bezahlung wohlgemerkt, also nicht unverbindlich, dann trug das dazu bei, daß in den Plattenläden des Einzugsbereichs zum Beispiel öfter nach „Son“ gefragt wurde als nach „Corner“.

Yep, der Fluss, nicht das Wasser. Ist korrigiert. Danke, sehr aufmerksam.

Ende 1968, Anfang ’69 waren Scaffold im UK #1, mit ihrem Gassenhauer „Lily The Pink“. Auch „Blackberry Way“ schaffte es auf den Charts-Gipfel, doch erst im Februar 1969. Charts-Entry für „Way“ war die zweite Januar-Woche, genauer: der 12.Januar, auf #29. Und das ist auch das Hauptargument im ewigen Streit um den Release Date für das Erscheinungsjahr 1969. Immerhin waren The Move eine der beliebtesten Bands im UK seinerzeit und es gibt keinen Grund, warum ausgerechnet ihre mit Abstand erfolgreichste Single nicht in der ersten Woche nach Release in die Charts kommen sollte. Ich war und bin mir da selbst nicht hundertprozentig sicher, strich sie deshalb aber wohlweislich aus meiner ’68er Liste. RC listet sie ebenso als 69er Veröffentlichung wie Larkin, Jasper und die meisten anderen bekannten Enzyklopädisten. Was scheinbar dagegen spricht, ist der Stempel auf Demo-Copies: November 28. Allerdings ist es gut möglich, daß man die Presse früh bemusterte, damit sie in den Redaktionsstuben im Weihnachtstrubel nicht untergeht. Die erste Anzeige von Regal Zonophone findet sich jedenfalls erst in den Weeklies-Ausgaben der ersten Januarwoche. Daß sie eventuell noch in den letzten Dezembertagen ausgeliefert wurde, ist nicht mit letzter Sicherheit zu falsifizieren, dennoch: sehr unwahrscheinlich aufgrund besagten Charts-Einstiegs. Discogs und 45cat nennen zwar 1968, jedoch vermutlich nur, weil diese Jahreszahl auf den UK-Pressungen aufgedruckt ist, im Jahr der Registrierung/Fertigung. Ein Release Date läßt sich damit nicht belegen. Ich bin freilich gern bereit, die Single nach ’68 zurückzudatieren, falls überzeugende Argumente dafür auftauchen sollten (also keine Wiki-Abschriften o.ä.). Bin gespannt.