Tom Lehrer

Einige meiner Lieblingslieder aus Tom Lehrers satirischem Spott-Lied-Fundus. Seine Themen wurden von den sozialen und politischen Rahmenbedingungen der 1950er und frühen 1960er Jahre inspiriert, seine Umsetzung hat aber nichts bzw. kaum etwas an Aktualität bzw. Reiz verloren:

—  Alma (über Alma Mahler Gropius Werfel)
—  Be Prepared (über Pfadfinder)
—  I Got It From Agnes (Geschlechtskrankheiten)
—  I Hold Your Hand In Mine (Liebeslied der anderen Art)
—  I Wanna Go Back To Dixie (Absurdität sentimental verklärter Südstaaten)
—  It Makes A Fellow Proud To Be A Soldier (Militär)
—  MLF Lullaby (Irrsinn des Kaltes Krieg)
—  My Home Town (Alltäglicher sentimental verklärter Irrsinn)
—  National Brotherhood Week (oberflächliche PR-Aktionen)
—  Poisoning Pigeons In The Park (Schrullies)
—  Pollution (Umweltverschmutzung)
—  Send The Marines (US-amerikanische Konfliktlösungen)
—  She’s My Girl (Liebeslied der anderen Art)
—  Smut (Zensur)
—  So Long, Mom (A Song For World War III)
—  The Elements (vertontes Periodensystem)
—  The Folk Song Army (…)
—  The Hunting Song (Jagd und Jäger)
—  The Irish Ballad
—  The Masochism Tango (Hardcore-SM-ler)
—  The Old Dope Peddler (Berufsbilder)
—  The Vatican Rag (Katholizismus)
—  The Wiener Schnitzel Waltz
—  The Wild West Is Where I Want To Be (Atombomben-Tests, -Tester und Geheimdienste)
—  We Will All Go Together When We Go (Kalter Krieg, Nuklearschläge)
—  Wernher Von Braun (Wendehälse)
—  Whatever Became Of Hubert? (glückloser US-Vizepräsident, bekannt vom K1-„Pudding“-Attentat)
—  When You Are Old And Gray (Liebeslied der anderen Art)
—  Who’s Next? (Irrsinn der Nuklearen Bewaffnung)

Die Kurz-Anmerkungen habe ich jetzt rasch in zwei Minuten angefügt. Seine kunstvoll vielschichtigen Texte lassen sich kaum in zwei, drei Worten zusammenfassen. Aber allerersten zum Gusto-machen reichen sie vielleicht.

nail75Da Kreisler gerne Texte über Mord und Totschlag schrieb, bin ich mir fast vollkommen sicher, dass es ein Kreisler-Text ist, den er bei seinem Aufenthalt in New York gespielt hat. Vielleicht hat er ihn sogar selbst übersetzt, was den etwas leblosen englischen Stil erklären könnte. Kreisler hat ja auch Songs auf Englisch geschrieben.

Diese seit Jahrzehnten ungeklärte Frage werde ich nicht klären (:roll:), kann aber mit beiden Versionen leben, wobei mir persönlich Lehrers Lied deutlich besser gefällt.

Thomas Rothschild hat übrigens in Klaus Humanns und Carl-Ludwig Reicherts „Rock Session 3“ (rororo sachbuch) unter dem Titel „Tauben vergiften, Menschen vergiften … Die unbehaglichen Lieder des Tom Lehrer “ einen lesenwerten Artikel über diesen Meister des schwarzen Humors geschrieben (S.155-162).

Der Band enthält zudem unter anderem ein Kevin Ayers-Porträt von Ingeborg Schober, ein Nico-Porträt von Lester Bangs, ein Brian Eno-, Allen Ginsberg- sowie Captain Beefheart-Porträt.

Tom Lehrer: „I’m sure we all agree that we ought to love one another, and I know there are people in the world who do not love their fellow human beings, and I hate people like that! Here’s a song about National Brotherhood Week.