Was ist Pop?

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  • #2230853  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Herr Rossi

    Sag mal ein paar Beispiele für Songs, die für Dich aus diesem Grund keinesfalls Pop sein können.

    Ich denke da an einen ganzen Interpreten: Townes Van Zandt.
    Und den Gegensatz Pop/Rock habe zumindest ich nie behauptet. Für mich gibt es eher Pop/Nicht-Pop, wobei mann letzteren nochmal in guten und schlechten Nicht-Pop unterscheiden kann.
    Wie gesagt, ich teile Amadeus` Definition von privaten Liedern, glaube ich zumindest.

    --

    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #2230855  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    schussrichtung@Rossi: O.K., ich habe mich von Bettina verführen lassen. ;-)

    Nicht das erste mal in diesem Thread;-)

    --

    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #2230857  | PERMALINK

    schussrichtung

    Registriert seit: 06.02.2007

    Beiträge: 17,697

    Ist Pop wenn ich Wittgenstein als Poesie lese und Charlie Haden/Jan Garbarek/Egberto Gismonti – Equilibrista (Dedicated to Steve Reich) als Pop höre – obwohl ich das doch gefälligst als Jazz zu hören hätte, bzw. als Philosophie zu lesen hätte?
    Definiert somit nicht mein eigener Zugang zu der Materie was Pop ist?

    @Bettina: Du kannst aber auch charmant sein!

    --

    smash! cut! freeze!
    #2230859  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    Herr RossiDas ist richtig. Diedrichsens Pop-Definition (http://www.zeit.de/2008/08/OdE17-Pop-Interview) bewegt sich aber auch auf einer höheren Abstraktionsebene. Im Moment geht es ja um den Rock-/Pop-Antagonismus, der sich in den 70ern aufgetan hat. Und da spielt dieser Authentizitäts-Mythos des Rock schon eine wichtige Rolle.

    Ok, das ist richtig.

    wa[…]
    Den Diederichsen-Ansatz finde ich ganz gut. Kommt meiner Ansicht von Pop auf jeden Fall näher als die Rossi’schen Versuche, Pop gegen Rock auszuspielen.

    Das hat Rossi nicht unbedingt getan, siehe meine letzten Posts und Rossis Antwort darauf.
    Das was gemeinhin als „Rock“ bezeichnet wird (gitarrenlastige Musik), kann ja auch Pop sein.

    Daniel_BelsazarIch würde aber gerne als Anregung noch mal den Begriff der „Counterculture“ oder zu deutsch „Gegenkultur“ so etwa von 65 – 75 in den Ring werfen. Als Zusammenfassung einer kulturellen Ideologie, die zumindest Kapitalismus kritisch inspiriert ist, sich aber eben nicht mit rein ökonomisch-politischen Diskussionen zufrieden gibt, sondern gewissermaßen den von Marx auf die Füße gestellten Hegel-Kopf (Überbau / Bewusstsein) in aller schönen historischen Dialektik wieder mehr zur Geltung bringen möchte: Rockmusik also als Gegenentwurf zur „falschen“ Bewusstseinsindustrie, die deren Interessen affirmativ dient, und die man „Pop“ nennen mag und dann auch tat: „I am the slime from your radio“.
    […]

    Der Begriff „counterculture“ war doch sehr schnell vermarktet.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #2230861  | PERMALINK

    daniel_belsazar

    Registriert seit: 19.04.2006

    Beiträge: 1,253

    lathoDer Begriff „counterculture“ war doch sehr schnell vermarktet.

    Exakt, und zwar weltweit genau deshalb ja extrem wirksam in den Köpfen vieler suchender junger Menschen.

    --

    The only truth is music.
    #2230863  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,243

    tolomoquinkolomDarüber hinaus gab es (vor bzw. neben Bangles, Go-Go’s, Siouxsie, Kate Bush, Joan Armatrading, Chryssie Hynde, Joan Jett, 7 Year Bitch, L7, Bikini Kill, Hole)

    Ich sprach von „1970-1977“. Wer danach alles kam, ist mir schon klar …

    auch Helen Reddy (ihr „I Am Woman“ von 1972 gilt als feministische Offenbarung), Carole King, Laura Nyro, Cass Elliot, Linda Ronstadt, Rita Coolidge und Karen Carpenter*. Die erwähnten Einflüsse der genannten Sängerinnen reichten weit über den rein musikalischen Aspekt hinaus und veränderten nachhaltig das eigene Bild junger Frauen und ihre Rolle in der Gesellschaft (zumindest in Amerika).

    Das sind alles großartige Künstlerinnen, aber hatten die wirklich ein Identifikations- und „role modell“-Potential für weibliche Teenager? Mir geht es um das „missing link“ zwischen den Shangri-Las und Madonna.

    Etwas anderes Thema: Kennst Du „Bye Bye Baby“ von Caroline Sullivan? Die beschreibt da sehr anschaulich, wie gelangweilt sie als 15jährige 1975 von der amerikanischen Musikszene war (sie lebte damals in New Jersey).“Wenn man zur weißen Mittelschicht gehörte, kiffte man sich jedes Wochenende zu und hörte scheußliche Musik. Das war Gesetz. Besonders die scheußliche Musik.“ Da kam ihr die „Rollers-Mania“, die damals von England her rüberschwappte, wie eine Offenbarung vor. Nicht, weil sie die Bay City Rollers musikalisch besonders toll fand, aber sie waren nicht langweilig. Kurz darauf war sie dann in England mitten drin im Punk- und Postpunk-Geschehen.

    Ähnliches schildert übrigens Thomas Hermanns in seinem überraschend tollen Buch „Für immer Disco“. Für ihn war der Tag der Befreiung vom ästhetischen Muff der 70er Jahre, als er im Plattenladen erstmals „Fly Robin Fly“ hörte. Das war das erste Mal, dass ihn ein Sound persönlich berührte. Und sein Kumpel wusste natürlich nichts anderes zu sagen als ein angeekeltes: „Horch Doomas, des is fei Dissgo Mussig.“

    --

    #2230865  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,833

    Herr RossiIch sprach von „1970-1977“. Wer danach alles kam, ist mir schon klar …

    Es gab schon einige. Ganz sicher gehörten Janis Joplin und Grace Slick dazu. Und natürlich auch Suzi Quatro. :-)

    --

    When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)
    #2230867  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,243

    wa
    Den Diederichsen-Ansatz finde ich ganz gut. Kommt meiner Ansicht von Pop auf jeden Fall näher als die Rossi’schen Versuche, Pop gegen Rock auszuspielen.

    Hab ich nicht getan, ich habe nur versucht, eine Entwicklung zu skizzieren und zu erklären, woher der Antagonismus Rock/Pop kommt, der einem doch auf Schritt und Tritt begegnet, den habe ich schließlich nicht erfunden. Um eine allgemeingültige Definition von Pop ging es mir nicht.

    --

    #2230869  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,243

    MistadobalinaEs gab schon einige. Ganz sicher gehörten Janis Joplin und Grace Slick dazu. Und natürlich auch Suzi Quatro. :-)

    Ich wollte doch nur Einsprüche und Gegenstimmen provozieren … ;-)

    --

    #2230871  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 24,684

    Herr RossiHab ich nicht getan, ich habe nur versucht, eine Entwicklung zu skizzieren und zu erklären, woher der Antagonismus Rock/Pop kommt, der einem doch auf Schritt und Tritt begegnet, den habe ich schließlich nicht erfunden. Um eine allgemeingültige Definition von Pop ging es mir nicht.

    Diesen Antagonismus gibt es aber nur, wenn man Pop mit Popmusik (im Sinne vermeintlich leichtgewichtiger, eingängiger Musik) gleichsetzt.
    Punk war über einen gewissen Zeitraum hinweg auch Pop, genau so wie es Grunge war.

    --

    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
    #2230873  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,900

    Ich sage nur Pop-Papst Warhol und die Popper von Velvet Underground.

    --

    #2230875  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    @DanielB: Ich denke, der Begriff Counterculture umfasst all das (und möglichweise noch mehr), was ich oben beschrieben habe. Bleibt die Frage, warum sich die Gegenkultur der frühen 1970er (oder späten 1960er) es als notwendig ansah, sich auch musikalisch zu definieren und zwar, indem sie sie authentische von nicht-authentischer Musik abgrenzte. Das hat natürlich niemand beschlossen und selbstverständlich umfasste dieser Prozess auch andere Bereiche, wie Kleidung oder Aussehen, aber warum dieses als authentisch galt und jenes nicht, ist für mich im Augenblick noch etwas rätselhaft.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #2230877  | PERMALINK

    schussrichtung

    Registriert seit: 06.02.2007

    Beiträge: 17,697

    nail75[…], aber warum dieses als authentisch galt und jenes nicht, ist für mich im Augenblick noch etwas rätselhaft.

    Ich nehme mal ungefragt den Faden auf. Entweder wir konstruieren einen geschichtlichen Zusammenhang von Nichterlebten und lassen uns von Experten belehren. Das hat seinen unbestrittenen Sinn. Andererseits können wir uns doch alle fragen, was wir damit zu tun haben, oder? Diese Entwicklung ist nicht beendet.

    --

    smash! cut! freeze!
    #2230879  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Herr RossiHab ich nicht getan,

    Nun ja, du hattest mir in Post 824 unterstellt,dass ich einen Song, der mich so sehr berührt, dass er kein pop sein kann, ich automatisch dem Rock zuordne.

    @mick: Naja, Andy Warhol war ja Pop-Art, keine Pop-Musik, obwohl man natürlich mal nachforschen könnte, ob sich die begriffe irgendwie beeinflusst haben. Und Lou Reed weiss glaub ich ganz gut, was Pop ist. Er nennt ihn nur „Rock n Roll“.

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    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #2230881  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    nail75@DanielB: Ich denke, der Begriff Counterculture umfasst all das (und möglichweise noch mehr), was ich oben beschrieben habe. Bleibt die Frage, warum sich die Gegenkultur der frühen 1970er (oder späten 1960er) es als notwendig ansah, sich auch musikalisch zu definieren und zwar, indem sie sie authentische von nicht-authentischer Musik abgrenzte. Das hat natürlich niemand beschlossen und selbstverständlich umfasste dieser Prozess auch andere Bereiche, wie Kleidung oder Aussehen, aber warum dieses als authentisch galt und jenes nicht, ist für mich im Augenblick noch etwas rätselhaft.

    Zumal Gegen- und Subkulturen ja immer einen sehr grossen Pop-Appeal haben.

    --

    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
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