Up to date: Das popkulturelle Hier und Jetzt

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  • #11955255  | PERMALINK

    jesseblue
    emotionsloser neukunde.

    Registriert seit: 14.01.2020

    Beiträge: 4,217

    Seit einigen Wochen bestimmt die Netflix-Serie „Wednesday“ das aktuelle Serien-Sein und schaffte es nach „Stranger Things 4“ und noch vor „Dahmer“ die am zweitmeisten gestreamte Netflix-Serie innerhalb der ersten 28 Tage nach ihrem Start zu sein.

    Dies brachte mich auf die Idee für diesen Thread. Auch wenn dieser Bereich „Das musikalische Philosophicum“ heißt, könnten wir doch für diesen Faden das „musikalische“ ausblenden und die gesamte Popkultur einbeziehen. Also welche popkulturellen Strömungen aus Musik, Kino und TV, Sport und allgemein Lifestyle uns aktuell beeinflussen und welche Gegenstände aus diesen Bereichen in aller Munde sind. Und auch unabhängig davon, ob wir dieses Aufsehen verstehen oder nicht.

    Die mit Abstand meisten FollowerInnen auf Instagram haben momentan die Fußballer Lionel Messi (578 Mio.) und Cristiano Ronaldo (515 Mio.). Bei Twitter hat Barack Obama die Nase vorn. Auf Spotify kommt The Weekend aktuell auf 89,5 Millionen monatliche HörerInnen und sichert sich dort den ersten Platz. Auf TikTok führt Khaby Lame die Liste an. Und „Top Gun: Maverick“ ist mit Einnahmen von 1,5 Milliarden US-Dollar der erfolgreichste Kinofilm 2022.

    Wie stark verfolgt ihr solche Entwicklungen oder wie interessiert seid ihr auch daran, was abseits der Musik in popkultureller Hinsicht passiert? Inwiefern habt ihr Interesse an dem, was aktuell „angesagt“ ist? Informiert ihr euch diesbezüglich oder geht dies komplett an euch vorbei bzw. lässt euch kalt?

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    #11955257  | PERMALINK

    cycleandale
    ALEoholic

    Registriert seit: 05.08.2010

    Beiträge: 10,342

    Ich lebe tatsächlich in meiner ganz eigenen Blase. Habe fest gestellt dass ich quasi nur noch rückwärtsgewandt kaufe, aktuelles nur von eben meinen „alten“ Helden. Das betrifft CDs und Bücher.

    Bei Filmen ist es ähnlich,  ich kenne keine einzige aktuelle Serie.

    Ich habe irgendwie komplett das Interesse an Neuem verloren. Keine Ahnung warum das so ist

    --

    l'enfer c'est les autres...
    #11955275  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,920

    Das popkulturelle Hier und Jetzt spielt sich für mich vor allem auf us-amerikanischen Boden, vielleicht noch etwas auf britischem Boden ab. Wenn man den Sport mal beiseite lässt. US Filme/Serien/Musik beziehen sich häufig auf US Politik/Kultur/Musik/Stars im allgemeinen, das jüngste Beispiel ist „Glass Onion: a knives out mystery“ der in etlichen Szenen mit popkulturellen Referenzen spielt, dessen Gastgeber (Miles Bron) sich selbst gerne als scharfsinnigen ideenreicher Erfinder inszeniert (!) und laut Drehbuchautor aus einem Mix aus bekannten egomanischen Milliardärstypen entstand, bevor Musk’s Twitter Chaos ausbrach.

    Es gibt wohl auch kein anderes Land, indem die popkulturellen Referenzen in der breiten Bevölkerung so gut funktionieren, weil sie den Amis einfach wichtig sind. Deshalb sind sie auch so selbstbezogen.

    Insofern kommt man, wenn man sich für angloamerikanische/britische Musik oder Filme interessiert, kaum um die popkulturellen Referenzen herum, um sie zu verstehen.

    Sollten sich allerdings popkulturelle Ereignisse über Social Media Plattformen verbreiten, krieg ich das bestimmt erst als letzter mit. Die einzige Plattform die ich besuche ist YouTube.

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    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #11955327  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,876

    Mir fällt es zunehmend schwer, ein popkulturelles „hier- und jetzt“ überhaupt noch zu finden bzw. zu erfassen. Tiktok und Instagram auf der einen Seite sind die Realisierung von Warhols „15 Minutes of fame“ und ohne Immersion und eigene Beteiligung (wofür mich das nicht genug interessiert) wohl kaum greifbar bzw. verständlich. Auf der anderen Seite stehen Musik-, Film- und Serienproduktionen, die auf eine seltsame Art zeitlos oder sogar rückwärts gewandt sind und eigentlich nur durch den Veröffentlichungzeitpunkt „hier und jetzt“ sind: Beyonce, Justin Bieber, Taylor Swift, The Weeknd, Lizzo, Wednesday, Marvel, Avatar 2, House of Dragons usw. sind alle nicht zwingend „jetzt“, geschweige denn progressiv.

    P.S.: Wenn jemand Tipps hat, die speziell den letzten Teil widerlegen: Immer her damit.

    zuletzt geändert von nicht_vom_forum

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #11955343  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,295

    Als Beispiel fällt mir „The Good Fight“ ein, mE schafft es keine andere Serie so brillant und schnell auf gegenwärtige Umstände zu reagieren und diese in die Handlung einzubauen. Fest in meiner Alltime Top5.

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    Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block
    #11955387  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

    Registriert seit: 26.06.2006

    Beiträge: 78,585

    cycleandaleIch lebe tatsächlich in meiner ganz eigenen Blase. Habe fest gestellt dass ich quasi nur noch rückwärtsgewandt kaufe, aktuelles nur von eben meinen „alten“ Helden. Das betrifft CDs und Bücher. Bei Filmen ist es ähnlich, ich kenne keine einzige aktuelle Serie. Ich habe irgendwie komplett das Interesse an Neuem verloren. Keine Ahnung warum das so ist

    Geht mir ähnlich, nicht ganz so stark ausgeprägt wie bei dir allerdings.

    Hatte auch mal versucht, dem Phänomen auf die Schliche zu gekommen und Signore Rossi diagnostizierte: Old soul.

    (Hat sicherlich zusätzlich noch mehrere andere Gründe, die mir teils bekannt, teils verborgen sind).

    --

    young, hot, sophisticated bitches with an attitude
    #11955423  | PERMALINK

    jesseblue
    emotionsloser neukunde.

    Registriert seit: 14.01.2020

    Beiträge: 4,217

    mozza(Hat sicherlich zusätzlich noch mehrere andere Gründe, die mir teils bekannt, teils verborgen sind).

    Ein Problem bzw. Grund dafür dürfte mittlerweile sicherlich auch der Umstand sein, dass es heute zig Kanäle braucht, um das meiste an Aktuellem konsumieren zu können. Früher reichten Kino, Fernsehen und Radio und eventuell die ein oder andere Zeitschrift, um alle Neuheiten aus Film, Serie, Musik und Sport mitzubekommen. Heute benötigt es zusätzlich einen Streamingaccount bei Netflix und/oder Spotify sowie einige Social-Media-Konten (YouTube, Twitter, Instagram, TikTok), um bei der zeitgenössigen Popkultur „dabeisein“ zu können. Es gibt jetzt kein konzentriertes Medium mehr, welches alle Informationen bündelt. Welchen relevanten Mehrwert bietet denn heute noch das Free-TV? Nachvollziehbar, wenn ein 50jähriger keinen Sinn für einen TikTok-Account sieht, um dann millionenfach aufgerufene 10-Sekunden-Clips von 18jährigen anzuschauen, die in diesen Clips irgendetwas nachstellen. Wenn meine Informationen nicht falsch sind, können Mega-InfluencerInnen (sind die InfluencerInnen mit mehr als 1 Millionen FollowerInnen) pro Post gar über 30.000 Dollar verdienen. Das klingt unwirklich, gehört aber zur aktuellen Popkultur.

    --

    #11955425  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

    Registriert seit: 26.06.2006

    Beiträge: 78,585

    jesseblue Wenn meine Informationen nicht falsch sind, können Mega-InfluencerInnen (sind die InfluencerInnen mit mehr als 1 Millionen FollowerInnen) pro Post gar über 30.000 Dollar verdienen. Das klingt unwirklich, gehört aber zur aktuellen Popkultur.

    Also, wenn das so lukrativ ist, dann werde ich das auch machen!
    Einen Post absetzen, 30.000 Dollar kassieren und davon mehr colored vinyl kaufen als Kinkster und alle anderen Foris zusammengerechnet!  :yahoo:

    --

    young, hot, sophisticated bitches with an attitude
    #11955429  | PERMALINK

    jesseblue
    emotionsloser neukunde.

    Registriert seit: 14.01.2020

    Beiträge: 4,217

    Eine Statistik, wie viel Prozent der Jugendlichen (12 bis 15 Jahre) als Traumberuf InfluencerIn angeben, wäre durchaus interessant. Könnte mir ein zweistelliges Ergebnis vorstellen.

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    #11955435  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

    Registriert seit: 26.06.2006

    Beiträge: 78,585

    Du könntest doch auch Influencer werden, choosy. Dann trägt ein Großteil der Jugendlichen Spandexhosen, Haarspray und hört Hanoi Rocks… Oder diese elektronische Depri-Musik, deren Genre-Bezeichnung mir gerade nicht einfällt.

    --

    young, hot, sophisticated bitches with an attitude
    #11955455  | PERMALINK

    jesseblue
    emotionsloser neukunde.

    Registriert seit: 14.01.2020

    Beiträge: 4,217

    Ich meine, dass die Vorstellungen am Influencer-Sein rosiger sind, als die Tätigkeit letztendlich ist. Wenn du nicht gerade durch Film, Musik oder Sport bekannt geworden bist, also zuvor schon eine Person des öffentlichen Lebens warst, bist du als Influencer eine umherwandelnde Reklametafel und auf ständige Produktplatzierungen angewiesen. Ob das auf Dauer erfüllend ist, bezweifle ich. Aber wäre ich Gamer und würde gemütlich auf Twitch jeden zweiten Tag für 4 Stunden streamen und ein Spiel meiner Wahl zocken können und durchschnittlich 10.000 ZuschauerInnen haben, die mich dann auch ausreichend donaten, könnte ich auch prima davon leben und zudem auch recht gechillt.

    --

    #11955457  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,295

    Außerdem muss man als Influencer in Dubai leben, so will es das Gesetz.

    --

    Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block
    #11955473  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,165

    Das in den Medien gezeichnete Bild vom Influencer als inhaltsleerer Werbesäule ist meiner Ansicht nach aber auch nicht realitätsgetreu. Ich finde den Begriff des Content Creator passender. Die Leute wollen ja nicht Werbung sehen, sondern suchen Unterhaltung, Zerstreuung, oft auch rein praktische Information (Youtube ist nach Google inzwischen die zweitgrößte Suchmaschine für quasi alles), aber auch Nähe („parasoziale Beziehung“), Inspiration, ein Gefühl von Verstandenwerden und Gleichgesinntheit. Und genau darin liegt das Neue und Spannende an der heutigen Popkultur, Du kannst Dir in jeder beliebigen und vorstellbaren Nische ein weltweites Publikum aufbauen. Und wer ein Publikum hat, der kann davon auch leben, und zwar nicht nur durch Werbeeinnahmen, sondern insbesondere auch durch finanzielle Förderung durch die treuesten Fans. Das Publikum muss noch nicht mal groß sein. Die Creator mit den Millionenscharen an Followern und irrsinnigen Einkünften sind doch nur die Spitze des Eisbergs.

    Das Ganze kommt aber mit einem Preis: Content Creating kann sehr erfüllend sein – in dem Moment, wenn Du merkst, dass Du Menschen erreichst und ein Publikum findest. Mit dem Erfolg kommt aber auch der (gefühlte) Leistungsdruck, der ständige Blick auf die Zahlen und die Unwägbarkeiten der Algorithmen, der Versuch, konsistent zu liefern und das Momentum auszubauen, das Gefühl des ständigen Beurteiltwerdens durch Anhänger wie durch „Hater“ usw. usw. Die meisten Creator haben daher früher oder später einen Burnout, egal ob sie Kurzformate auf TikTok, Insta usw. produzieren oder Langformate auf Youtube, Twitch usw.

    --

    #11955475  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,165

    jesseblue Nachvollziehbar, wenn ein 50jähriger keinen Sinn für einen TikTok-Account sieht, um dann millionenfach aufgerufene 10-Sekunden-Clips von 18jährigen anzuschauen, die in diesen Clips irgendetwas nachstellen.

    Ich bin auch nicht auf TikTok, durch Insta-Reels und Youtube-Shorts habe ich aber ein Bild von dem, was dort passiert, und das sind schon längst nicht mehr nur „18jährige, die irgendwas nachstellen“. Du kannst jeden, wirklich jeden Inhalt in diesem Format rüberbringen – er muss halt sehr kurz und auf den Punkt sein, außerdem unterhaltsam und persönlich.

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    #11955489  | PERMALINK

    fevers-and-mirrors

    Registriert seit: 28.11.2004

    Beiträge: 1,393

    Denke, das oft angebrachte Argument der Zersplitterung greift bei der Fragestellung hier nicht richtig oder zumindest nicht ausreichend. Das schwindende Interesse für aktuelle Kultur mit steigendem Alter ist älter als TikTok, Internet oder Privatfernsehen. Wieviele Ü50-Personen kanntet Ihr in Eurer Jugend, die sich nennenswert für das interessierten (von „begeisterten“ ganz zu schweigen), was damals 20-Jährige erschufen?

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