U2 – Achtung Baby – 1991

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  • #5789915  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 26,157

    Napoleon Dynamite
    Aber hier nicht weiter von Belang. Was ist denn nun wirklich das Großartige an „One“?

    Z.B. daß er in unterschiedlichen Interpretationen gut funktioniert, spricht für den Song.

    Mir gefällt die Melodie, die Harmonien und auch Bonos Vortrag, wenn er höher singt.
    Er ist angenehm arrangiert, aber nicht überladen.

    Und er hat keine liebliche SingSang Melodie.

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
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    #5789917  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,039

    Napoleon DynamiteWer muß denn? Religiöse Thematik ist zB. nichts fremdes in der Tradition britischen Folks, da ist es Ausdruck eines existentiellen Gottesbedürfnisses. Damit hat die Metapherndichte U2’s aber nichts gemein.

    Das existenzielle Gottbedürfnis würde ich auch Bono nicht absprechen. Aber darum geht es in „One“ gar nicht. Ausgangspunkt ist erstmal eine individuelle Liebesbeziehung, die von Enttäuschung und Vorwürfen geprägt ist. Die religiösen Metaphern sind ein Ausbruch der Verzweiflung. Am Schluss wird das ganze schließlich ins allgemeine gewendet. Das ist nicht zwingend notwendig, der Song würde auch so funktionieren, ist aber schlüssig und steht in bester Soul-Tradition. Und hierbei geht es noch nicht mal um das gute alte „wenn wir uns alle lieb hätten, wäre alles in Ordnung“, sondern um die Erkenntnis, dass das menschliche Zusammenleben eben darin besteht, sich gegenseitig zu ertragen.

    Is it getting better
    Or do you feel the same
    Will it make it easier on you now
    You got someone to blame
    You say…

    One love One life
    When it’s one need
    In the night
    One love We get to share it
    Leaves you baby if you
    Don’t care for it

    Did I disappoint you
    Or leave a bad taste in your mouth
    You act like you never had love
    And you want me to go without
    Well it’s… Too late Tonight
    To drag the past out into the light
    We’re one, but we’re not the same
    We get to Carry each other
    Carry each other
    One…

    Have you come here for forgiveness
    Have you come to raise the dead
    Have you come here to play Jesus
    To the lepers in your head

    Did I ask too much More than allowed
    You gave me nothing Now it’s all I got
    We’re one But we’re not the same
    Well we Hurt each other Then we do it again

    You say
    Love is a temple Love a higher law
    Love is a temple Love the higher law
    You ask me to enter
    But then you make me crawl
    And I can’t be holding on
    To what you got
    When all you got is hurt

    One love One blood One life
    You got to do what you should
    One life With each other
    Sisters Brothers
    One life
    But we’re not the same
    We get to
    Carry each other
    Carry each other

    Pathos ist ja erstmal nur ein rhetorisches Stilmitteln, das an die Gefühle appelliert. Aber ist das nicht das Wesen von Musik an sich? Leider versteht man heutzutage „Pathos“ ausschließlich als „hohles“ oder „schlimmes“ Pathos, weil die Bedeutung des Begriffes nicht mehr bekannt ist. Diesen Vorwurf würde ich viel eher bei „Pride (In The Name Of Love)“ erheben, weil hierin Martin Luther King tatsächlich zu einem Heilsbringer stilisiert und das Hohelied von den „Männern, die Geschichte machen“, angestimmt wird, als ob eine solche Persönlichkeit losgelöst vom sozialen und politischen Kontext gesehen werden könnte und als ob eine solche Person nicht auch ein Individuum voller Widersprüche gewesen wäre, wie jeder Mensch.

    --

    #5789919  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    nail75Schöner Beitrag. Dazu möchte ich noch anmerken, dass ich vermute, dass die Ablehnung von Pathos fest im Regelbuch des guten Geschmacks gewisser Leute verankert ist.

    Die Diskussion wird aber nie weiterkommen, wenn wir hier lediglich unsere Vorurteile austauschen und nicht song- oder sachbezogen diskutieren.
    Ich mag Pathos, manchmal mehr, manchmal weniger. Ich könnte auch ziemlich problemlos die „pro-Achtung Baby Argumente“ in den Editors oder Bloc Party Thread hinüberkopieren, da wird das aber als Stadionrock interpretiert…
    Insofern gehen die Pauschalisierungen von Pathos und Quervergleiche mit Stones-Tracks (was kommt als nächsten, ein Beatles oder Dylan-Beispiel???) komplett an der Sache vorbei.

    --

    #5789921  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,902

    Sonic JuiceWarum ich den Song für großartig halte, schrieb ich hier. Mehr Worte lohnen nicht, denn wenn man den Text als religös verquastet betrachtet, die Interpretation als zu pathetisch verwirft, die Dramaturgie als unbefriedigend und langweilig wahrnimmt und, wohl entscheidend, die Melodie nicht als bezwingend empfindet (wie lässt sich schon die subjektiv als berührend erlebte Qualität einer Melodie überzeugend argumentativ vermitteln?), dann entgeht einem halt das, was andere daran großartig finden. Und Verrisse schreiben sich ohnehin immer lässiger.

    KrautathausZ.B. daß er in unterschiedlichen Interpretationen gut funktioniert, spricht für den Song.

    Mir gefällt die Melodie, die Harmonien und auch Bonos Vortrag, wenn er höher singt.
    Er ist angenehm arrangiert, aber nicht überladen.

    Und er hat keine liebliche SingSang Melodie.

    :bier:
    Ich habe „One“ gerade heute morgen wieder gehört und versucht die Anit-„Argumente“ hier nachzuvollziehen. Es will mir partout nicht gelingen. Der Song hat eine unglaubliche Wirkung auf mich, dem ich mich bei bestem Willen nicht entziehen kann und will. Ich weiß, kein Kriterium für gutes Songwriting. Oder doch??

    --

    #5789923  | PERMALINK

    ragged-glory

    Registriert seit: 22.03.2007

    Beiträge: 11,762

    Napoleon Dynamite…da ist es Ausdruck eines existentiellen Gottesbedürfnisses. Damit hat die Metapherndichte U2’s aber nichts gemein.

    Nicht? Ist Bono als bekennender Katholik nicht berechtigt, religiöse Eingebungen zu vertexten?

    --

    #5789925  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Herr Rossi
    Have you come here to play Jesus
    To the lepers in your head

    Hua, da kollabiert mein Atheistenkreislauf aber erheblich.

    Danke ansonsten für deinen Beitrag, habe somit einen guten Einblick, was dich an „One“ begeistert.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #5789927  | PERMALINK

    ragged-glory

    Registriert seit: 22.03.2007

    Beiträge: 11,762

    @ Napo Dy: Man kann sich auch „literarisch“ an einem Text versuchen. Das ist doch das Spannende an Lyrics – wie sehr kann man sich in die beschriebene Situation einfühlen? Ich halte auch nicht viel von Religion, aber dennoch halte ich den Text von „One“ für äußerst treffend.

    --

    #5789929  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,039

    @Napo: Okay, die Stelle ist hart, aber mein Agnostiker-Kreislauf hält auch das noch aus.

    --

    #5789931  | PERMALINK

    ragged-glory

    Registriert seit: 22.03.2007

    Beiträge: 11,762

    „Have you come here to play Jesus
    To the lepers in your head“

    Was bitte schön ist daran „unzumutbar“!? Es richtet sich doch an Judas, der sich für den zweiten Jesus hält, oder? Das ist eine nüchterne Erkenntnis.

    --

    #5789933  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 26,157

    In Wahrheit ist der Titel „One“ ein Anagramm und der versteckte Gruß an den früheren Produzenten Brian Eno. Klingt cool.

    Napo, was siehst Du nun als wichtige Basis des Songs „One“? Nicht die Melodie und Harmonie, b.z.w. den Text?

    Inwiefern hat Cash von dem Song nichts übriggelassen?

    „Da gebe ich mal aber einfach zu bedenken, daß in seiner Version einfach alles, was den Kern der Komposition & des Textes ausmacht nicht vorhanden ist.“ Napoleon Dynamite

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #5789935  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,039

    @Senol: Das versteh ich jetzt nicht. Das ist doch ein Vorwurf des Ich-Erzählers an die Geliebte. (Man merkt, dass Bono einen Reim auf „to raise the dead“ suchte und nichts wirklich passendes fand, für mich ist das eine unbefriedigende Formulierung in einem sonst gelungenen Text.)

    --

    #5789937  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    SENOL PIRGONEs richtet sich doch an Judas, der sich für den zweiten Jesus hält, oder? Das ist eine nüchterne Erkenntnis.

    ich dachte es ginge um ne Beziehungskiste…

    --

    #5789939  | PERMALINK

    ragged-glory

    Registriert seit: 22.03.2007

    Beiträge: 11,762

    Das ist, glaube ich, absichtlich zweideutig, Dick L. Im Übrigen sind „menschliche Erfahrungen“ doch teilbar.

    --

    #5789941  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,832

    Herr Rossi@Senol: Das versteh ich jetzt nicht. Das ist doch ein Vorwurf des Ich-Erzählers an die Geliebte. (Man merkt, dass Bono einen Reim auf „to raise the dead“ suchte und nichts wirklich passendes fand, für mich ist das eine unbefriedigende Formulierung in einem sonst gelungenen Text.)

    Echt? Ich kann mir unter „Lepers in your head“ durchaus etwas vorstellen. Ich empfinde diese Stelle ziemlich sarkastisch. Es geht doch darum, dass sich die Freundin/Frau in der Beziehung als Märtyrerin sieht. Oder interpretiere ich da etwas falsch? Mit Religiosität hat das für mich nichts zu tun, es ist ein Bild für eine Verhaltensweise.

    --

    When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)
    #5789943  | PERMALINK

    ragged-glory

    Registriert seit: 22.03.2007

    Beiträge: 11,762

    MistadobalinaMit Religiosität hat das für mich nichts zu tun, es ist ein Bild für eine Verhaltensweise.

    Half-right, Mista. Bono ist nun echt jmd., der seine Song-Ideen offen diskutiert. Und ich habe gelesen, dass er eben auf die Tempel-Begebenheit anspielt bzw. wie sich diese auf alltägliche Beziehungsprobleme umdeuten lässt („Beziehung“ neutral betrachtet).

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